Bei Hallux valgus verbessern neue Verfahren das Op-Ergebnis

MALCHIN (ner). Zur Resektion des Großzehen-Grundgelenks bei ausgeprägtem Hallux valgus gibt es heutzutage eine Alternative. Denn mittlerweile wurden die Operationsverfahren für die Rückfußveränderungen verbessert, die eine Ursache der Deformität sind.

Veröffentlicht:

Bei der klassischen Operation nach Keller-Brandes wird bei Hallux-valgus-Patienten das Großzehen-Grundgelenk entfernt. Dies sei eine "funktionelle Amputation", so die Orthopädin Dr. Angela Simon aus Malchin in Mecklenburg-Vorpommern (Ärzteblatt Mecklenburg-Vorpommern 5, 2006, 158). Denn die Großzehe könne dann während des Abrollvorganges die Last nicht mehr aufnehmen. Folge sind Überlastungen am zweiten und dritten Mittelfußköpfchen mit Schmerzen und Schwielenbildung.

Eine Alternative zur Keller-Brandes-Operation ist die dreidimensionale Korrektur-Osteotomie nach Austin am ersten Mittelfußknochen. Die ausgeprägte Fehlstellung im Großzehen-Grundgelenk sei oft durch eine Instabilität des sonst straffen ersten Metatarso-Cuneiforme-Gelenkes bedingt. Dieses Gelenk könne per Arthrodese stabilisiert werden, sagt Simon. Auch die Sesambeinchen oder Weichteile wie Sehnen haben wesentlichen Anteil an der Hallux-valgus-Bildung. Deshalb muss der Eingriff am Knochen immer mit Korrekturen an den Weichteilen (lateral Release) kombiniert werden.

Simon weist darauf hin, dass es häufig erworbene Knick-Plattfuß-Deformitäten sind, die dem gesamten ersten Strahl die Stabilität nehmen und zum Hallux valgus führen. Meist sei eine Dysfunktion oder eine Ruptur der Tibialis-posterior-Sehne der Grund. Solange noch keine Deformität vorliegt, könne die Sehne rekonstruiert werden. Bei Kindern und Jugendlichen mit flexiblem Knick-Plattfuß könne das Fußgewölbe mit Osteotomien aufgerichtet werden.

Die Hälfte aller Vorfußdeformitäten ist nach Angaben der Orthopädin auf Rückfußveränderungen zurückzuführen. Deshalb sei der Rückfuß für die Diagnostik bedeutsam: Funktionsprüfungen des Fußes unter Belastung im Stand und beim Abrollen seien erforderlich, außerdem anterior-posteriore sowie seitliche Röntgenaufnahmen unter Belastung im Stand und eventuell Spezialaufnahmen.

Klagen Patienten über schmerzhafte Folgen einer Keller-Brandes-Operation, bleibt oft nur die Interpositionsarthrodese durch Transplantation eines Knochenspans aus dem Beckenkamm. Andere Optionen sind dann komplexe Eingriffe am Fuß, mit denen Stehen und Gehen wieder möglich wird.

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert

Lesetipps
Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken

Gesundheitsminister Lauterbach hat angekündigt, den Entwurf für die Klinikreform am 8. Mai im Kabinett beraten lassen zu wollen. 

© picture alliance / Geisler-Fotopress

Großes Reformpuzzle

So will Lauterbach den Krankenhaus-Sektor umbauen