Tandem-Stand klärt Sturzrisiko bei Alten

LOS ANGELES (ner). Wer das Sturzrisiko eines alten Patienten erfassen will, braucht dazu im Wesentlichen zwei Fragen: "Sind Sie im vergangenen Jahr gestürzt?" und "Haben Sie Schwierigkeiten mit dem Gleichgewicht?"

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Hohes Alter geht erst dann mit vermehrten Stürzen einher, wenn weitere Risiken hinzu kommen. Wer im vergangenen Jahr mindestens einmal gestürzt ist, wird mit zwei- bis dreimal so großer Wahrscheinlichkeit erneut stürzen wie jemand ohne Stürze in der Vergangenheit. Ähnlich sieht es bei Gang- und Balancestörungen aus. Das haben Dr. David A. Ganz aus Los Angeles und seine Kollegen in einer Analyse relevanter Studien berechnet (JAMA 397, 2007, 77).

Alle anderen viel diskutierten Risikofaktoren für Stürze wie hohes Alter, Störungen der Orthostase oder zen-tral wirkende Medikamente hätten keinen signifikanten Vorhersagewert. Das gelte jedenfalls, wenn man die Einzelfaktoren unabhängig voneinander untersucht.

Ganz und seine Mitarbeiter machen Vorschläge für eine zeitsparende Abschätzung des Sturzrisikos in der Praxis: Sobald die Patienten über Stürze im vergangenen Jahr oder Schwierigkeiten mit dem Gleichgewicht berichten, können die Kollegen Orthostase, Sehvermögen, Gang, Balance und Medikamenten-Einnahme prüfen.

Zum Testen der Balance-Fähigkeit eignet sich der Tandem-Stand: Die Patienten stellen zehn Sekunden lang einen Fuß so vor den anderen, dass die Ferse des einen die Zehen des anderen Fußes berührt. Oder sie gehen über eine zwei Meter lange Linie, indem sie einen Fuß vor den anderen setzen.

Studien zufolge verringert sich das Sturzrisiko mit Präventivmaßnahmen um 30 bis 40 Prozent. Dazu gehören nach entsprechender Diagnostik eine medikamentöse Osteoporose-Therapie gemäß den Leitlinien.

Sinnvoll ist außerdem ein spezielles Bewegungsgprogramm. Dabei üben die Patienten zum Beispiel den Tandemgang: Sie machen vier Mal je zehn Schritte vorwärts und rückwärts, und zwar zur Sicherheit in der Nähe einer Wand oder eines Tisches. Oder sie wippen auf einem Bein stehend: Leicht und sanft, aber mit einer schnellen Bewegung lassen sie sich ins Knie fallen. Zusätzlich ist es ratsam, die Patienten nach Stolperfallen bei sich zuhause und in ihrer Umgebung zu befragen.

Einer von drei Senioren über 65 Jahre stürzt mindestens einmal pro Jahr. Fünf bis zehn Prozent dieser Stürze haben starke Verletzungen zur Folge: schwere Kopftraumata, schwere Schürfwunden oder Frakturen.

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