Stoßwellentherapie

Labsal für schmerzende Füße

Fokussiert, energiereich und ohne Anästhesie - auf diese Weise kann die extrakorporale Stoßwellentherapie eine therapierefraktäre Plantarfasziitis deutlich lindern.

Von Thomas Müller Veröffentlicht:
Plantarfasziitis: Durch eine Stoßwellentherapie verringerten sich die Schmerzen, die Funktionsfähigkeit der Patienten verbesserte sich.

Plantarfasziitis: Durch eine Stoßwellentherapie verringerten sich die Schmerzen, die Funktionsfähigkeit der Patienten verbesserte sich.

© Springer Verlag GmbH

MÜNCHEN. Die meisten Patienten mit Plantarfasziitis sprechen zwar auf eine Behandlung mit Dehnübungen, NSAR oder Kortikoidinjektionen gut an, bei rund 10 Prozent versagen solche Therapien jedoch, berichten Orthopäden um Dr. Hans Gollwitzer vom Klinikum Rechts der Isar in München. Oft bleibt ihnen dann nur noch der Weg zum Chirurgen.

In einer placebokontrollierten Studie hat das Team um Gollwitzer nun bei 250 Patienten geprüft, ob nicht auch die extrakorporale Stoßwellentherapie bei therapierefraktären Beschwerden der Plantarsehne ein Ausweg ist (J Bone Joint Surg Am 2015; 97: 701-8).

Bisher ist die Evidenz zur Stoßwellentherapie in dieser Indikation eher gering, was nach Ansicht der Orthopäden um Gollwitzer auch daran liegen kann, dass die Methode in vielen Studien nicht richtig angewandt wurde.

So wisse man inzwischen, dass relativ hohe Energiemengen und eine fokussierte statt einer radialen Behandlung nötig seien, um Therapieeffekte zu erzielen. Auch sollte bei der Stoßwellentherapie möglichst auf eine Anästhesie verzichtet werden.

Dies versuchten die Ärzte in ihrer Studie zu berücksichtigen: Die Behandlung erfolgte mit 2000 Impulsen (vier Impulse pro Sekunde; 0,25 mJ/mm2) an der schmerzempfindlichsten Stelle und ohne Lokalanästhesie.

Schmerz ging um 69 Prozent zurück

Teilnehmer waren Patienten mit chronischer Plantarfasziitis, die über mindestens sechs Monate hinweg auf vier oder mehr konventionelle Therapieversuche nicht angesprochen hatten. Dazu zählten mindestens zwei pharmakologische und zwei nichtpharmakologische Verfahren.

Die Hälfte der Patienten bekam nun drei Stoßwellenbehandlungen im Abstand von je einer Woche, die übrigen Teilnehmer eine Scheinbehandlung. Dabei wurde ein luftgefüllter Abstandhalter verwendet, der eine Übertragung der Stoßwellen verhinderte.

Von außen sahen jedoch alle verwendeten Geräte gleich aus, sodass die Patienten nicht erkennen konnten, ob sie eine Stoßwellentherapie bekamen oder nicht.

Zwölf Wochen nach der letzten Behandlung erfolgte die Auswertung. Im Median gingen die Fersenschmerzen mit der Stoßwellentherapie - gemessen anhand einer visuellen Analogskala - um 69 Prozent zurück, 35 Prozent waren es mit der Scheinbehandlung.

Die Durchschnittswerte reduzierten sich jeweils um 55 und 40 Prozent, die Unterschiede zwischen den beiden Verfahren waren signifikant (p = 0,0027).

Auch die funktionelle Verbesserung gemäß dem Roles-and-Maudsley-Score fiel in der Gruppe mit Stoßwellentherapie besser aus: Der Wert fiel von 3,6 auf 2,5 Punkte, in der Kontrollgruppe ging er von 3,7 auf 2,9 Punkte zurück. Der Unterschied bei der funktionellen Verbesserung von 0,4 Punkten war ebenfalls signifikant (p = 0,0006).

Deutlich mehr Patienten in der Gruppe mit Stoßwellentherapie (54 versus 37 Prozent) sprachen auf das Verfahren an - definiert als mindestens 60 Prozent Schmerzreduktion. Auch erkannten Studienärzte bei den Patienten mit Stoßwellenbehandlung signifikant häufiger eine gute oder sehr gute Wirksamkeit als bei einer Scheinbehandlung (74 versus 54 Prozent).

Bei der Therapiezufriedenheit gab es ebenfalls deutliche Unterschiede: 48 Prozent der Patienten mit Stoßwellentherapie, aber nur 33 Prozent mit Scheinbehandlung waren mit dem Ergebnis zufrieden oder sehr zufrieden. 89 Prozent unter Stoßwellenbehandlung und 91 Prozent mit Placebo sprachen von einer guten Verträglichkeit der Methode.

Anhaltender Therapieerfolg

Patienten beider Gruppen, die nach zwölf Wochen auf die Behandlung angesprochen hatten, wurden nach einem Jahr erneut untersucht. Sowohl die Stoßwellen- als auch die Placeboresponder waren dann praktisch beschwerdefrei.

Für die Arbeitsgruppe um Gollwitzer liefert die Studie klare Belege, dass eine richtig angewandte extrakorporale Stoßwellentherapie die Beschwerden bei chronischer Plantarfasziitis in einem klinisch relevanten Maße lindern und die Funktionsfähigkeit der Patienten verbessern kann.

In einem Kommentar zur Studie gibt der US-Orthopäde Dr. Michael Aronow von der Universität in Connecticut zu bedenken, dass das Verfahren auch gegen andere nichtchirurgische Maßnahmen wie Kortikoidinjektionen verglichen werden müsse.

Er sieht in der Stoßwellentherapie aufgrund der geringen Nebenwirkungen und Kosten jedoch eine interessante Option für Patienten, die eine Operation vermeiden möchten.

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