Distal Tibial Nail

Neue Op-Technik bei Unterschenkel-Fraktur

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MAINZ. Für Schienbeinbrüche oberhalb des Sprunggelenks haben Forscher der Universitätsmedizin Mainz eine neue Therapieoption entwickelt, den Distal Tibial Nail (DTN). Vorteilhaft sei dieses Implantat besonders deshalb, weil es ermögliche, den Knochen von unten und nicht von der Kniescheibe aus minimal-invasiv zu operieren, meldet die Universitätsmedizin Mainz.

Dieses Vorgehen lasse das Kniegelenk sowie die Patellarsehne vom Fixierungs-Nagel unberührt und schone das Knochenmark. Dadurch sinke das Risiko, dass Komplikationen wie Weichteilprobleme oder Embolien aufträten. Zudem sei die Frakturfixierung mit dem DTN sehr stabil und belastbar. Weitere Pluspunkte der neuen Op-Technik seien eine kürzere Operationszeit sowie die geringere Strahlendosis. Die erste klinische Anwendung des am Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie der Universitätsmedizin Mainz entwickelten DTN habe Ende Januar erfolgreich in Japan stattgefunden. Die erste Op an der Universitätsmedizin Mainz sei im Laufe dieses Jahres geplant, heißt es in der Mitteilung.

Die Erfinder des DTN, Univ.-Professor Rommens und PD Dr. Sebastian Kuhn, sind davon überzeugt, mit diesem neuen Verfahren und Medizinprodukt einen entscheidenden Fortschritt in der Versorgung bei Unterschenkelfrakturen erzielt zu haben: "Der DTN ist ein Implantat, das die Anforderungen eines minimal-invasiven chirurgischen Verfahrens mit der Fähigkeit einer sicheren Frakturfixierung verbindet. In unseren biomechanischen Tests haben wir verschiedene Belastungsszenarien simuliert und darin hat sich der DTN als sehr stabil erwiesen", wird Rommens in der Mitteilung zitiert. "Vor allem hat unser neu entwickelter Tibianagel gegenüber den antegraden Marknägeln konzeptionelle Vorteile."

"Durch die retrograde, über den Innenknöchel ansetzende Op-Technik bleiben Kniegelenk und Patellarsehne unberührt. Auch der größte Abschnitt des Markkanals ist von dem Eingriff nicht betroffen. Wo bei der antegraden Marknagelung der lange Nagel im Markraum das dortige Fett verdrängt hat, welches dann häufig in die Lunge gelangt ist und dort eine Fettembolie verursacht hat, bleibt bei der Implantation des DTNs dies weitestgehend unberührt. Auch andere Folgekomplikationen des bisherigen Verfahrens wie Weichteilprobleme oder wieder aufbrechende Wunden, lassen sich durch den DTN nahezu komplett verhindern", so Kuhn in der Mitteilung.

Der DTN besteht aus Titan, hat einen Durchmesser von 7,0 beziehungsweise 8,0 Millimetern und eine Länge von 10,5 bis 12,0 Zentimetern. Seine Fixierung erfolgt mittels Bohrungen und Verschraubungen über einen Zielbügel. Dies hilft dem Chirurgen, das Implantat und die Schrauben geführt einzubringen und gezielt zu verriegeln. Somit ist zu erwarten, dass bei einer DTN-Implantation die Operationszeit im Durchschnitt kürzer und die Strahlendosis geringer sind.

Die Mainzer Erfindung ist für die Behandlung eines speziellen und bisher häufig schwierig zu behandelten Indikationsspektrums geeignet. Der DTN ist ein Spezialimplantat für verschiedene Formen von distalen Tibiafrakturen, also Knochenbrüche im unteren Viertel des Schienbeins, nahe des Sprunggelenks. Mögliche Indikationen für den Distal Tibial Nail sind beispielsweise weit distal gelegene Schaftbrüche, distale Schienbeinbrüche außerhalb der Gelenkfläche und, in Kombination mit einer zusätzlichen Zugschraubenosteosynthese, distale Tibiafrakturen mit einfacher Gelenkbeteiligung. (eb)

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