Risiko für schwere Infektionen durch Biologicals überschätzt

AMSTERDAM (gvg). Eine Therapie mit TNF-a-Blockern erhöht das Risiko für schwere Infektionen offenbar weniger stark als bisweilen postuliert. Das geht aus der Auswertung von Daten des schwedischen Biological-Registers hervor.

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Schon in den Zulassungsstudien wurde für alle Blocker des Tumornekrosefaktors a ein leicht erhöhtes Infektionsrisiko beschrieben. Deswegen wird vor einer Therapie mit den Zytokin-Hemmern ein Tuberkulose-Test empfohlen.

In einigen Untersuchungen aus den vergangenen Monaten war von einer Verdopplung des Risikos für schwere Infektionen die Rede. Diese Zahlen können mit dem schwedischen Biological-Register aber nicht bestätigt werden. Die Daten aus Schweden wurden bei einem Rheuma-Kongreß in Amsterdam vorgestellt.

Im schwedischen Biological-Register sind inzwischen die Daten von mehr als 10 000 Patienten erfaßt, die eine Therapie mit Adalimumab (Humira®), Etanercept (Enbrel®) oder Infliximab (Remicade®) erhalten. Für die jetzt vorgelegte Sicherheitsuntersuchung wurden die Daten von 4160 Patienten ausgewertet. Berücksichtigt wurden alle Infektionen, die zu einer Klinik-Einweisung der Patienten führten. Die Zahlen wurden verglichen mit denen einer Patientenkohorte, die in Infektion und Schweregrad der Erkrankung gleich war, aber keine Biologicals erhalten hatten.

"Der Anstieg bei der Zahl der schweren Infektionen durch TNF-a-Blockade ist insgesamt niedriger als in letzter Zeit postuliert", so das Fazit von Dr. Lars Klareskog vom Karolinska-Institut in Stockholm. Pro 100 Behandlungsjahre treten den schwedischen Daten zufolge bei Patienten, die wegen einer Rheumatoiden Arthritis (RA) eine Anti-TNF-a-Therapie erhalten, 5,7 schwere Infektionen auf. Bei vergleichbaren Patienten mit konventioneller RA-Therapie sind es 5,3 Infektionen.

Adjustiert nach Alter und Geschlecht, ergeben die Zahlen ein um etwa 20 bis 40 Prozent erhöhtes Lebenszeitrisiko, wegen einer schweren Infektion ins Krankenhaus eingewiesen zu werden, so Klareskog. Diese Risikoerhöhung lasse sich nicht an spezifischen Infektionen, etwa Tuberkulose, festmachen. Sie betreffe das gesamte infektiologische Spektrum - also respiratorische, gastrointestinale, kutane, artikuläre und generalisierte Infektionen.

Weitere Informationen im Internet unter: www.rheumanet.org oder unter www.rheumatology.org

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