Niedrigdosierte Steroide ergänzen Basistherapie bei Rheuma
FRANKFURT AM MAIN (ner). Niedrig dosierte Kortikoide haben als zusätzliche Basistherapeutika bei Rheumatoider Arthritis Vorteile: Sie verzögern die Gelenkzerstörung. Bei Tagesdosen zwischen 5 und 7,5 mg brauchen zudem keine unerwünschten Wirkungen befürchtet zu werden.
Veröffentlicht:"Kortikoide hemmen sowohl entzündungsfördernde Schlüsselzytokine wie den Tumor-Nekrose-Faktor (TNF) oder Interleukin-1, als auch gelenkabbauende Enzyme wie die Matrix-Metalloproteinasen." Darauf wies Professor Erika Gromnica-Ihle aus Berlin hin. Die Gelenkzerstörung könne daher mit Präparaten wie Prednisolon als zusätzlichem Basistherapeutikum verzögert werden, so die Rheumatologin bei einer Veranstaltung von Merck Pharma in Frankfurt am Main.
Die Röntgenprogression wird durch Prednisolon verlangsamt
In einer Studie hatten 186 Patienten mit Rheumatoider Arthritis (RA) im Frühstadium zusätzlich zur Standardtherapie mit Gold oder Methotrexat sowie NSAR entweder 5 mg Prednisolon (vom Unternehmen als Decortin® H angeboten) täglich oder Placebo erhalten.
Mit zwei Scores waren die röntgenologischen Veränderungen an Händen und Füßen 6, 12 und 24 Monate nach Studienbeginn erfaßt worden. Die Ausgangswerte waren ähnlich und lagen bei knapp über zwei Punkten im Ratingen-Score. In der Prednisolon-Gruppe nahm der Wert nach 24 Monaten um einen Punkt zu, in der Placebo-Gruppe um mehr als vier Punkte: ein signifikanter Unterschied.
Meta-Analyse bestätigt Vorteil der Steroid-Langzeittherapie
Das Ergebnis sei mit einer Meta-Analyse 15 Placebo-kontrollierter Studien bestätigt worden, so Gromnica-Ihle. Sowohl nach einjähriger (1400 Patienten) als auch nach zweijähriger Therapie (800 Patienten) werde mit der Standardtherapie eine deutliche Zunahme der Gelenkzerstörung verzeichnet, unter Kortikoidtherapie dagegen lediglich eine leichte Zunahme. "Wir müssen Kortikosteroide damit als krankheitsmodifizierende Antirheumatika einordnen, nicht mehr nur als symptomatische Therapie", so die Rheumatologin.
Ihr Kollege Professor Ulf Müller-Ladner aus Bad Nauheim wies darauf hin, daß die verbreitete Kortisonangst bei niedrig dosierter Langzeittherapie unbegründet sei. So liege die kritische Tagesdosis für Katarakte oder ein Cushing-Syndrom bei mehr als 5 mg/d, für Osteoporose, Glaukome oder kardiovaskuläre unerwünschte Effekte bei mehr als 7,5 mg/d und für vermehrte Infektionen bei über 10 mg/d.
STICHWORT
Ratingen-Score
Für den Ratingen-Score werden 38 Gelenke oder Regionen an Händen und Füßen geröntgt. Je nachdem wie stark eine Gelenkoberfläche geschädigt ist, werden Punkte von null bis fünf vergeben. Ein Wert von fünf bedeutet: Das Gelenk ist zu 80 Prozent zerstört. Die Werte des Ratingen-Score können somit zwischen 0 und 190 liegen. (eb)