NSAR-Auswahl hängt von vielen Faktoren ab

BARCELONA (gvg). Selektiv oder nicht-selektiv? Die Entscheidung für das richtige NSAR kann bei Arthrose-Patienten schwierig sein. Auf dem Europäischen Rheuma-Kongress erhielten die Besucher Expertentipps.

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"So etwas wie einen durchschnittlichen Patienten mit Gelenkschmerzen gibt es nicht", sagte Professor José da Silva von der Universität Coimbra in Portugal. Da Silva brachte als Beispiel einen 66-jährigen Patienten, der seit fünf Jahren Beschwerden im Kniegelenk bei Gonarthrose hat und außerdem Schmerzen im Lendenwirbelsäulenbereich.

"Die meisten Leitlinien empfehlen hier als Ersttherapie Paracetamol. Das wird aber bei der Mehrheit der Patienten nicht ausreichen", so da Silva bei einer von MSD unterstützten Veranstaltung beim EULAR 2007. Der Umstieg auf ein NSAR sei dann der nächste Schritt.

Kardiale und gastrointestinale Risiken für Arznei-Auswahl

Bei der Auswahl des NSAR sollten die individuellen Beschwerden, aber auch kardiale und gastrointestinale Risikofaktoren berücksichtigt werden. Im geschilderten Fall spreche unter anderen die Zusatzsymptomatik im Lendenwirbelsäulenbereich für eine Therapie mit dem selektiven COX-2-Hemmer Etoricoxib (Arcoxia®). Diese Substanz habe - anders als die meisten NSAR - nicht nur bei Knie- und Hüftgelenksarthrose, sondern auch bei Rückenschmerzen in Placebo-kontrollierten Studien ihre Wirksamkeit gezeigt.

Selektiv oder nicht-selektiv ist für das Herz kein Unterschied

Hinsichtlich der kardiovaskulären Risiken der NSAR-Therapie bestehe zunehmend Konsens, dass sich selektive und nicht-selektive NSAR ähnlich verhielten, so da Silva. So gab es in der MEDAL-Studie keinen signifikanten Unterschied bei der Inzidenz thrombotischer kardiovaskulärer Ereignisse bei den Patienten in der Etoricoxib- und jenen in der Diclofenac-Gruppe. Dafür hatte das Coxib aber einen signifikanten Vorteil bei der Inzidenz gastrointestinaler Ereignisse. "Dieser Vorteil war nachweisbar, obwohl 40 Prozent der Patienten Protonenpumpen-Hemmer einnahmen", so da Silva.



STICHWORT

MEDAL-Programm

Akronym: MEDAL (Multinational Etoricoxib and Diclofenac Arthritis Long-Term)

These: Die Therapie mit Etoricoxib ist einer Therapie mit Diclofenac nicht unterlegen. Primärer Endpunkt: Inzidenz thrombotischer kardiovaskulärer Ereignisse.

Patienten: 34 701 Patienten mit Arthrose oder Rheumatoider Arthritis. Sie erhielten entweder 60 oder 90 mg Etoricoxib oder 150 mg Diclofenac.

Ergebnis: Die auf den Endpunkt bezogene Ereignisrate lag bei 1,24 (Etoricoxib) und 1,30 (Diclofenac) pro 100 Patientenjahre, bei durchschnittlicher Therapiedauer von 18 Monaten. Außerdem gab es 246 obere gastrointestinale Ereignisse unter Diclofenac-Therapie, mit Etoricoxib-Therapie waren es 176. (gvg)

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