Gemeinsam gegen Rheuma - so klappt's

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Ist und bleibt das A und O auch bei Rheumatoider Arthritis: die klinische Untersuchung.

Ist und bleibt das A und O auch bei Rheumatoider Arthritis: die klinische Untersuchung.

© Foto: Dr. Rieke Alten

BERLIN (stü). Um bei Verdacht auf Rheumatoide Arthritis schnell die Diagnose zu sichern und eine Therapie zu starten, Bedarf es der Kooperation von Hausärzten und Rheumatologen. Wie das klappen kann, zeigt ein Beispiel aus Berlin.

Wegen akuter Gelenkbeschwerden sucht eine Patientin ihren Hausarzt auf. Die 68-Jährige macht einen niedergeschlagenen Eindruck. Seit zwei Monaten hat sie zunehmend Probleme mit geschwollenen Gelenken an beiden Händen. Besonders morgens hat die Rentnerin aufgrund der steifen Finger große Schwierigkeiten im Haushalt.

"In dieser Situation sollten Laborwerte nicht zu wichtig genommen werden", sagt Dr. Rieke Alten, Rheumatologin von der Schlossparkklinik in Berlin. "BSG und CRP sind am Anfang oft nicht erhöht." Auch der Rheuma-Faktor könne negativ sein. Richtungsweisend seien die klinischen Befunde für eine Rheumatoide Arthritis (RA): Schwellungen in mehr als zwei Gelenken und Morgensteifigkeit von mehr als 30 Minuten.

Der Hausarzt überweist seine Patientin also schnell zum Spezialisten. Für Patienten mit RA-Verdacht bieten Rheumatologen in Berlin Früharthritis-Sprechstunden. Der Facharzt sichert die Diagnose und leitet die Therapie ein. Auch bei Patienten mit früher RA setzen Rheumatologen von Anfang an auf krankheitsmodifizierende Medikamente (DMARD), um die Krankheitsaktivität zu unterdrücken, sagte Alten bei einer Veranstaltung von Merck Serono in Berlin. Bis zum Eintritt der DMARD-Wirkung wird oft Kortison verordnet. Häufig sind niedrig dosierte Steroide auch ein Bestandteil der Arzneitherapie.

Der Hausarzt bestimmt nach einigen Wochen dann die Entzündungsparameter und auch die Leberwerte. Wichtig sei es, regelmäßig den Krankheitsverlauf anhand von Therapie-Überwachungsbögen zu dokumentieren, so Alten. Nach zwei bis drei Monaten geht es dann wieder zum Rheumatologen. Hat die Patientin unzureichend auf die primäre DMARD-Therapie angesprochen, werde der Rheumatologe rasch auf andere Substanzen oder Kombinationstherapien umstellen, so Alten.

Um die Therapie mit Steroiden zu optimieren, wird noch in diesem Jahr eine Prednison-Tablette mit verzögerter Wirkstofffreisetzung - Prednison MR (modified release) - eingeführt. Vor dem Schlafengehen eingenommen, vermindert die neue Darreichungsform die Morgensteifigkeit der Gelenke stärker als klassisches, morgens eingenommenes Prednison, hat die Zulassungsstudie belegt.

Hier gibt es Infos im Web:

  • www.rheumanet.org - bietet das "Rheumahaus" mit Rheumaorganisationen, Fachverbänden, Selbsthilfegruppen
  • www.dgrh.de - die Seite der Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh)
  • www.rheuma-liga.de - das Internetangebot der Hilfs- und Selbsthilfegemeinschaft rheumakranker Menschen

Praktische Tipps für Rheuma-Patienten

Neben der medikamentösen Therapie zur Schmerzlinderung und Unterdrückung der Entzündung gibt es eine Reihe von ganz unterschiedlichen Maßnahmen, die die Therapie unterstützen und das Leben mit Rheuma erleichtern. Was für welchen Patienten sinnvoll ist, sollten Betroffene und Therapeuten im gemeinsamen Gespräch klären. Sinnvoll können sein:

  • Versorgung mit Hilfsmitteln, etwa mit geeigneten Alltagsgegenständen wie Kamm, Rasierapparat, Schuhanzieher mit Griffverlängerung/Griffverdickung
  • Regelmäßige Bewegung auch der erkrankten Gelenke mithilfe von gelenkschonenden Sportarten wie Radfahren oder Schwimmen, spezielle Gymnastik für Hände, Füße
  • Physikalische Therapien wie Kälte- oder Wärmetherapie, Bäder, Massagen
  • Gesunde Ernährung
  • Erlernen von geeigneten Bewegungsabläufen, Ergotherapie
  • Verfahren zur Stress- und Schmerzbewältigung, etwa Verhaltenstherapie, Entspannungsübungen, Meditation
  • Psychotherapeutische Hilfe bei großer psychischer Belastung wie Depression, Erschöpfung
  • Psychosoziale Beratung etwa bei Arbeitsunfähigkeit oder auch bei Frühberentung
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