Rheumatoide Arthritis

Naturheilkunde ergänzt die Rheuma-Therapie

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BERLIN. In Deutschland haben etwa 1,5 Millionen Menschen eine entzündlich-rheumatische Krankheit wie Rheumatoide Arthritis (RA). "Neben der medikamentösen Therapie fragen uns diese Patienten immer häufiger nach Verfahren der Naturheilkunde und Komplementärmedizin", sagt Professor Andreas Michalsen, Immanuel Krankenhaus in Berlin.

"Am häufigsten wenden wir derzeit die Fastentherapie bei RA an", so Michalsen in einer Mitteilung vorab zum Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) im September in Bremen.

Heilfasten unterstütze nachweislich die medikamentöse Therapie entzündlicher Prozesse. Voraussetzung sei eine Fastendauer von sieben bis zehn Tagen etwa einmal pro Jahr. Ob auch kürzere Fastenzeiten oder Intervallfasten an ein oder zwei Tagen pro Woche ausreichen, sei derzeit Thema mehrerer Studien.

Einige Ärzte empfehlen pflanzliche Mittel wie Ingwer, Grünen Tee, Granatapfel, Walnüsse oder Leinsamen.

"Grundlagenstudien zeigen zwar entzündungshemmende Effekte für diese Nahrungsmittel, aber bei RA konnte die Wirksamkeit bisher nicht belegt werden", so Michalsen. Nebenwirkungen bei Langzeitgebrauch seien aber nicht geprüft worden.

Milder Effekt für Borretsch- und Nachtkerzenöl belegt

Die Studien zeigten einen milden Effekt für Borretsch- und Nachtkerzenöl und für Katzenkralle. Für eine asiatische Pflanze, die Wilfords 3-Flügelfrucht, liegen gute Daten für deren Wirksamkeit bei RA vor. Allerdings hat diese Pflanze auch erhebliche Nebenwirkungen.

Auch bei anderen chinesischen Kräutern rät Michalsen zur Vorsicht. Denn oftmals ist die Qualität der Arzneipflanzen nicht gesichert. Ein früherer Skandal mit Nierenschädigungen durch chinesische Kräuter in Belgien war jedoch durch eine Verwechslung von Pflanzennamen bedingt.

Ebenso zurückhaltend bewertet Michalsen die Homöopathie aufgrund mangelnder Beweise. Nebenwirkungen seien hier aber in der Regel nicht zu befürchten.

Als Folge des Placebo-Effekts kann sie im Einzelfall die Schmerzen lindern.

 Einen empirisch gut gestützten Stellenwert habe die Kneipp'sche Hydrotherapie. Auch mit der sogenannten Mind-Body-Medizin lassen sich Schmerzen reduzieren und die Lebensqualität verbessern. Im Mittelpunkt stehen Stressreduktion, Entspannungs- und Achtsamkeitsübungen wie Yoga oder Tai Chi.

"Allein, dass Betroffene sich selbstwirksam mit ihrem Körper beschäftigen, führt oft zu einem gesünderen Lebensstil", erläutert der Internist. Es liegen jedoch bislang nur Daten aus ersten kleineren randomisierten Studien vor. (eb)

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