Schokolade

Auch die Niere mag es dunkel

Die funktionelle MRT-Diagnostik ist an der Niere bisher kaum etabliert. Doch das könnte sich mit neuen Methoden ändern. Diese Techniken verraten auch, was die Niere von Schokolade hält.

Veröffentlicht:

BERLIN. Das Spektrum funktioneller MRT-Untersuchungen wird ständig breiter. Eine der ersten derartigen Techniken war die so genannte BOLD-MRT. BOLD steht für Blood Oxygen Level Determination, also die Bestimmung des Sauerstoffgehalts im Gewebe mit Hilfe des magnetisch nachweisbaren Verhältnisses von oxygeniertem zu desoxygeniertem Hämoglobin.

Das Verfahren geht zurück auf die 90er Jahre, doch an der Niere wurde es erst in den letzten Jahren genauer untersucht.

Im Fokus: Medulla-Durchblutung

Professor Bruno Vogt, Radiologe am Inselspital Bern, berichtete beim Nephrologen-Kongress in Berlin über Arbeiten zum Stellenwert der BOLD-MRT bei Nierenkrankheiten. Gut geeignet sei sie zur Klärung physiologischer und pathophysiologischer Fragen. Hier analysieren die Radiologen in erster Linie die Durchblutung der Medulla, weniger die des Nierenkortex.

Die Sauerstoffversorgung der Medulla ist beim Menschen schon von Hause aus knapp kalkuliert. Entsprechend deutlich fällt bei einer von außen induzierten Veränderung der Sauerstoffversorgung das BOLD-MRT-Signal aus.

Eine Studie beschäftigte sich mit dem Effekt von Kochsalz: "Wir konnten zeigen, dass die Oxygenierung der Medulla bei hoher Salzaufnahme schlechter ist", so Vogt. Besonders ungünstig war die Kombi aus hoher Salzaufnahme und Bluthochdruck. Erfreut zeigen sich Nieren hingegen, wenn ihr Träger dunkle Schokolade zu sich nimmt.

"Anders als bei weißer Schokolade verbessert dunkle Schokolade die Oxygenierung deutlich", so Vogt. Dieser Effekt korreliert mit dem Gehalt an Epicatechinen, also jenen Bitterstoffen, die für die günstigen Effekte dunkler Schokolade auf das Endothel verantwortlich gemacht werden.

Probleme in puncto Nierenkortex

Bei klinisch relevanten Fragestellungen hat die BOLD-MRT der Niere dagegen bisher nicht überzeugt. Das lag vor allem daran, dass das Verfahren nicht sensitiv genug ist, um kleine Veränderungen der Oxygenierung speziell am Nierenkortex nachweisen zu können. So hatten die Berner Radiologen keinen Erfolg bei ihren Versuchen, mittels BOLD-MRT die Relevanz einer Nierenarterienstenose abzuschätzen.

Und auch die noch laufende LauBOLD-Studie zur Beurteilung der chronischen Niereninsuffizienz konnte bisher keine Änderung des BOLD-Signals im Krankheitsverlauf demonstrieren.

Was die klinische Nierendiagnostik angeht, hält Vogt mittlerweile andere funktionelle MRT-Verfahren für vielversprechender. Insbesondere die allerdings aufwändige 13C-Fumarat-Spektroskopie könnte neue diagnostische Türen aufstoßen. Sie basiert darauf, dass sich 13C-Fumarat in nekrotischen Zellen und nur dort anreichert und in Malat umgewandelt wird.

Dabei entsteht ein magnetisches Signal. In einem Tiermodell gelang mit dieser Methodik die Visualisierung einer akuten Tubulusnekrose. "Damit könnten das eine Methode sein, die es erlaubt, die akute Tubulusnekrose von einer Glomerulonephritis abzugrenzen. Das wäre schon spannend", so Vogt. (gvg)

Mehr zum Thema

Risikoeinschätzung

Bessere Prognose mit Cystatin-basiertem eGFR

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Führen den BVKJ: Tilo Radau (l.), Hauptgeschäftsführer, und Präsident Michael Hubmann im Berliner Büro des Verbands.

© Marco Urban für die Ärzte Zeitung

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“

Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch.

© Rolf Schulten

Interview

Diakonie-Präsident Schuch: Ohne Pflege zu Hause kollabiert das System