Erektile Dysfunktion

Bei Jüngeren kein arterielles Problem

Dass die erektile Dysfunktion vor allem auf einer arteriellen Einflussstörung beruht, scheint zumindest bei jungen Männern unwahrscheinlich. Dies zeigt eine retrospektive Analyse von Ultraschalluntersuchungen.

Von Dr. Christine Starostzik Veröffentlicht:
Etwa 40 Prozent der Männer um die 40 sind von mehr oder weniger schweren Formen einer erektilen Dysfunktion (ED) betroffen.

Etwa 40 Prozent der Männer um die 40 sind von mehr oder weniger schweren Formen einer erektilen Dysfunktion (ED) betroffen.

© Julian Stratenschulte / dpa

TORRANCE. Etwa 40 Prozent der Männer um die 40 sind von mehr oder weniger schweren Formen einer erektilen Dysfunktion (ED) betroffen. Das hat die Massachusetts Male Aging Study (MMAS) ergeben.

Pro Dekade steigt die Prävalenz um weitere 10 Prozent, bis sie im Alter von 60 bis 70 Jahren 60 bis 70 Prozent erreicht. Als altersunabhängige Ursache nahm man lange eine veno-okklusive Dysfunktion (CVOD) oder eine erhöhte Durchlässigkeit der Venen (venöses Leck) an.

In den letzten Jahren mehren sich auch Berichte über eine endotheliale Dysfunktion als frühen Hinweis auf eine sich anbahnende Atherosklerose, die als Hauptursache der ED gesehen wird.

Inwieweit arterielle Gefäßerkrankungen schon im frühen Stadium der erektilen Dysfunktion eine Rolle spielen, untersuchten Jacob Rajfer und Kollegen vom Harbour-UCLA Medical Center im kalifornischen Torrance.

Sie werteten die Doppler-Ultraschall-Bilder von 23 ED-Patienten ihrer Klinik zwischen 18 und 49 Jahren aus (Int J Impot Res 2013; 25: 217). Die Männer litten bereits länger als ein halbes Jahr an einer Erektionsstörung.

Wenn vaskulär, dann meist venös

Nur bei einem der 23 Patienten, einem 46-Jährigen, zeigten sich Anzeichen für eine arterielle Gefäßerkrankung (systolische Spitzenflussgeschwindigkeit, PSV kleiner/gleich 25 cm/s in beiden Schwellkörperarterien).

Bei einem anderen Probanden war nur eine Arterie des Corpus cavernosum betroffen. Wurde als Cut-off-Wert eine PSV von kleiner/gleich 35 cm/s beidseitig angesetzt, fielen insgesamt drei ED-Patienten unter die Kategorie "arterielle Gefäßerkrankung".

Auch die Weitstellung der Schwellkörperarterien um größer/gleich 50 Prozent durch vasoaktive Substanzen war bei allen Männern bis auf zwei möglich.

Bei neun der 15 Patienten, bei denen eine dynamische Infusionskavernosometrie (DIC) durchgeführt wurde, zeigte sich eine erhöhte Durchlässigkeit der Venenwände.

Eine Befragung ergab: Nahezu alle Männer hatten zu Beginn der Störung Probleme mit dem Aufrechterhalten einer Erektion, was ebenfalls viel mehr für eine CVOD als für eine arterielle Einflussstörung spricht.

Vor dem Hintergrund ihrer aktuellen Ergebnisse sollte die endotheliale Dysfunktion als Hauptverursacher der ED, nach Ansicht der Autoren, neu überdacht werden.

Denn die meisten Studien zur ED wurden bislang mit Männern jenseits der 50 und entsprechender Vorbelastung der Gefäße durch Krankheiten wie Diabetes und Hochdruck durchgeführt.

Möglicherweise, so die Autoren, wurde damit beispielsweise die Rolle der glatten Muskulatur des Corpus cavernosum übersehen, die bereits in früheren Jahren Einfluss nehmen könnte.

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