Oft müssen müssen belastet

Nicht nur Patienten mit Harninkontinenz fühlen sich stigmatisiert, sondern auch solche mit häufigen, dringenden Toilettengängen. Sie berichten über Schamgefühle.

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Die Beratung bei Problemen in Verbindung mit häufigen Toilettengängen erfordert viel Fingerspitzengefühl.

Die Beratung bei Problemen in Verbindung mit häufigen Toilettengängen erfordert viel Fingerspitzengefühl.

© Klaro

NEU-ISENBURG (eb). Bisher wurden Untersuchungen zur Stigmatisierung von Personen durch harnwegsbezogene Symptome vor allem mit dem Blickwinkel auf Harninkontinenz durchgeführt. Jetzt wurde untersucht, welche Auswirkungen die Gesamtheit von Symptomen der unteren Harnwege (Lower Urinary Tract Symptoms, LUTS) auf die Lebensqualität der Betroffenen hat.

Zusätzlich zur Inkontinenz umfassen LUTS auch häufige und dringende Toilettengänge während des Tages. Neuere Untersuchungen zeigen, dass diese Symptome mit Beklemmung, Unsicherheit, Angst vor Inkontinenz und Hoffnungslosigkeit verbunden sind.

Dies legt nahe, dass häufige und dringende Toilettengänge die Menschen auf einer persönlichen, zwischenmenschlichen und/ oder sozialen Ebene betreffen, wie in der "Ärzte Woche" (43 /2011) berichtet wurde.

Auf der Gesundheitsebene führt Stigmatisierung zu schlechteren Gesundheitsergebnissen und wird als allgemeiner Risikofaktor für Erkrankungen betrachtet, da sie belastende Situationen erzeugt und die Fähigkeit der Person einschränkt, mit diesen Situationen umzugehen.

Stigma ist auch verbunden mit vermindertem Selbstwertgefühl, Ängstlichkeit, herabgesetzter Lebensqualität und Diskriminierung. Die Stigma-Literatur habe bisher die Stigmatisierung durch häufige und dringende Toilettengänge nicht benannt oder nicht von jener durch Harninkontinenz differenziert, heißt es in dem Bericht.

Patienten im Alter von 31 bis 80 Jahren untersucht

Andere Studien haben nur Männer oder ethnisch homogene Gruppen untersucht. Ziel der aktuellen Studie war einerseits eine Charakterisierung des Stigmas von häufigen und dringenden Toilettengängen und eine Unterscheidung von jener der Harninkontinenz, andererseits die ethnischen und geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Erfahrung des Stigmas in einer vielfältigen Stichprobe mit LUTS zu beschreiben.

 Die Studienteilnehmer waren zwischen 31 und 80 Jahre alt, mit einem etwa gleich großen Anteil von Männern und Frauen.

Die Teilnehmer berichteten von Stigma nicht nur im Zusammenhang mit Harninkontinenz, sondern auch mit häufigen und dringenden Toilettengängen, vor allem von Schamgefühlen, die mit den häufigen Toilettengängen in der Gesellschaft von anderen verbunden waren - sie fühlten sich als auffallend anders.

Die Wahrnehmung von Stigma wegen der Symptome "häufige und dringende Toilettengänge" hatte oft Ängstlichkeit vor möglichem Harnverlust zur Folge. Die Wurzel von Stigmatisierung bei häufigen und dringenden Toilettengängen liegt offenbar in der sozialen Unterbrechung, dem Verlust der gesellschaftlich erwarteten Kontrolle über den Körper und der unerwünschten Wirkung von privatem Verhalten im öffentlichen Raum.

Verglichen mit dem Stigma durch Harninkontinenz ergab die Studie, dass die Symptome von häufigen und dringenden Toilettengängen großteils verborgen gehalten werden können und der Ursprung des Stigmas in der möglichen Sichtbarkeit liegt. Bei Harninkontinenz ist es vor allem der Geruch, der als stigmatisierend angesehen wird.

Betroffene meiden die Gesellschaft anderer

Beim Symptom der häufigen und dringenden Toilettengängen bedeutet das möglichst gute Verbergen des Problems, dass die Betroffenen ihre Ausgänge exakt planen müssen oder gesellschaftliche Situationen überhaupt vermeiden.

Männer und hispanische Betroffene hatten die größten Sorgen, ihr Problem zu verbergen. Psychische Beeinträchtigungen, Unsicherheit und andere Folgen des Stigmas sollten auch erfasst werden, auch wenn keine Harninkontinenz vorliegt. Patienten sollen nach Harnwegssymptomen gefragt werden und Informationen über die Wirksamkeit verfügbarer Therapien erhalten.

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