"Bei Risikopatienten die Niere checken!"

Veröffentlicht:

WIESBADEN (sir). "Untersuchen Sie bei Angehörigen von Risikogruppen einmal im Jahr die Nierenfunktion", rät der Nephrologe Professor Kai-Uwe Eckardt. Denn Nierenfunktionsstörungen haben zehn Prozent der Bevölkerung. Gemeinsam mit Professor Manfred Weber aus Köln leitet Eckardt das erste Nephro Update am 30. und 31. Mai in Wiesbaden. Eingeladen sind Nephrologen, Urologen, aber auch Internisten und Hausärzte.

Ärzte Zeitung: Sie sagen, jeder Zehnte hat keine normale Nierenfunk- tion. Bei wem muss der Hausarzt besonders aufmerksam sein?

Professor Kai-Uwe Eckardt: Zu den Risikogruppen, die man einmal jährlich screenen sollte, gehören vor allem Diabetiker, langjährige Hypertoniker, Patienten mit fortgeschrittenen kardiovaskulären Erkrankungen oder positiver Familienanamnese. Außer der Erstdiagnose ist der Hausarzt aber auch in die Therapie und Verlaufskontrolle der Nierenkranken eingebunden - diese Schnittstelle funktioniert sehr gut.

Ärzte Zeitung: Wie sollte das Screening erfolgen?

Eckardt: Dafür genügen die Bestimmung des Serumkreatinins, die Abschätzung der glomerulären Filtrationsrate aus diesem Wert nach der MDRD-Formel sowie die Messung der Einweißausscheidung. Schon geringe Proteinmengen im Urin oder ein geringer Anstieg des Serumkreatinins gehen generell mit einer schlechteren Prognose einher.

Ärzte Zeitung: Und welche Arzneimittel beeinträchtigen die Nierenfunktion?

Eckardt: Wenn Schmerzmittel wie NSAR oder die früher sehr beliebten Kombinationspräparate aus Analgetika und Koffein längere Zeit eingenommen werden, kann das die Nieren gefährden.

Ärzte Zeitung: Wie sind die Chancen von Patienten mit akutem Nierenversagen?

Eckardt: Grundsätzlich ist ein akutes Nierenversagen vielfach reversibel. Wir wissen aber aus neueren Untersuchungen, dass bereits eine geringe akute Einschränkung der Nierenfunktion mit einer erheblichen Verschlechterung der Gesamtprognose assoziiert ist.

Ärzte Zeitung: Wenn es akut oder langfristig doch zur Dialysepflichtigkeit kommt: Wem empfehlen Sie die Peritonealdialyse?

Eckardt: Die Peritonealdialyse spielt für die Behandlung eines akuten Nierenversagens keine Rolle, für die chronische Behandlung ist sie eine gute Alternative zur konventionellen Hämodialyse. Sie kommt vor allem für Patienten infrage, deren Nieren noch eine Restfunktion übernehmen; sie könnte also vor allem am Anfang einer Nierenersatztherapie stehen.

Ärzte Zeitung: Welche Themen werden auf dem Nephro Update noch besprochen?

Eckardt: In insgesamt 13 einstündigen Vorträgen wird es unter anderen um neue Immunsuppressiva bei Nierentransplantation, um Nierenerkrankungen wie die Glomerulonephritis und um neue Ansätze der Behandlung von Patienten mit Zystennieren gehen. Hier laufen Studien zum Einsatz immunsuppressiver Arzneien wie der mTOR*-Inhibitoren, aber auch zur neuen Substanzgruppe der ADH**-Antagonisten.

*mTOR ("mammalian Target of Rapamycin") ist ein Enzym jener Signalkaskade, die den Zellzyklus und die Zellvermehrung steuert

**ADH = antidiuretisches Hormon

Infos und Anmeldung zum mit 16 CME-Punkten zertifizierten Nephro Update unter www.nephro-update.com

ZUR PERSON

Professor Kai-Uwe Eckardt ist Direktor der Medizinischen Klinik 4, Nephrologie und Hypertensiologie, am Universitätsklinikum Erlangen und Klinikum Nürnberg. Ein Schwerpunkt seiner Tätigkeit ist die internistische und die nephrologische Intensivmedizin.

Mehr zum Thema

Glomerulonephitiden

IgA-Nephropathie: Das Ziel ist die Null

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

NHANES-Analyse

Bei Hörminderung: Hörgeräteträger leben länger

Lesetipps
Neue Hoffnung für Patienten mit Glioblastom: In zwei Pilotstudien mit zwei unterschiedlichen CAR-T-Zelltherapien blieb die Erkrankung bei einigen Patienten über mehrere Monate hinweg stabil. (Symbolbild)

© Richman Photo / stock.adobe.com

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert