Nierenrisiko

Eine geringere GFR-Änderung reicht schon

Es müssen nicht immer 57 Prozent sein: Einer neuen Analyse zufolge reicht schon eine deutlich geringere GFR-Abnahme, um auf ein erhöhtes Risiko für ein Nierenversagen zu schließen.

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AMSTERDAM. Eine geringere Änderung der glomerulären Filtrationsrate (GFR) als bislang angenommen reicht womöglich schon aus, das Risiko einer terminalen Niereninsuffizienz abzuschätzen. Darauf deutet eine neue große Metaanalyse, die am Dienstagmittag bei der 51. Jahrestagung der europäischen Nephrologengesellschaft ERA-EDTA in Amsterdam vorgestellt und zeitgleich publiziert wurde (JAMA 2014; online 3. Juni).

Danach reicht bereits ein Abfall der GFR um 30 Prozent innerhalb von zwei Jahren, um auf ein deutliches Risiko für eine End-Stage-Renal-Disease (ESRD) hinzudeuten. Es ist dann immerhin fünffach erhöht im Vergleich zur Normalbevölkerung.

Bisher gilt ein GFR-Abfall von 57 Prozent - nachgewiesen durch eine Verdopplung des Serumkreatinins - als Marker für ein ESRD-Risiko und der entsprechenden Gefahr eines früheren Todes. Doch diese Regel erscheint den Forschern als ungeeignet. Das Problem: Dieser Abfall tritt erst sehr spät ein und benötigt lange Beobachtungsperioden bei den Patienten. Somit könnten Risikopatienten durch das Raster fallen.

In ihrer großen Metaanalyse mit Daten von 1,7 Millionen Nierenpatienten aus den Jahren 1975 bis 2012 konnten die Forscher nun ermitteln, dass ein 30-prozentiger GFR-Abfall nicht nur viel häufiger vorkommt, sondern auch stark und konsistent mit dem ESRD-Risiko assoziiert ist.

In der Metaanalyse ergab eine Veränderung der geschätzten GFR von minus 57 Prozent innerhalb von zwei Jahren zwar ein 32-faches Risiko für ein terminales Nierenversagen. Doch diese GFR-Änderung gab es nur bei 16 Prozent aller Nierenpatienten.

Anders das Bild bei jenen, die eine GFR-Abnahme von 30 Prozent in zwei Jahren hatten: Sie machten einen erheblich größeren Teil der Nierenpatienten aus (52 Prozent). Ihr Risiko für ein Nierenversagen war fünf Mal höher (HR 5,4) als bei Patienten ohne GFR-Veränderung.

Auch die Messungen im Abstand von entweder einem oder drei Jahren ließen dieses Risiko unverändert. Für die Forscher ein starker Marker, der auf ein drohendes terminales Nierenversagen deutet. (nös)

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