Auch Frauen ab 40 nützt Brustkrebs-Screening

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Studien belegen: Vom Mammografie-Screening profitieren nicht nur über 50-jährige Frauen, sondern auch die Frauen zwischen 40 und 49 Jahren. Bei ihnen wird die Brustkrebssterberate fast ebenso stark reduziert wie bei Frauen zwischen 50 und 70 Jahren.

NEU-ISENBURG (bd / ikr). Für den Nutzen des Mammografie-Screening bei Frauen von 40 bis 49 Jahre gibt es inzwischen eine recht gute Datenlage.

So haben schwedische Forscher in einer aktuellen Studie die Brustkrebssterberate von Frauen untersucht, die zwischen 1986 und 2005 im Alter von 40 bis 49 Jahren regelmäßig zur Teilnahme an einem Mammografie-Screening eingeladen wurden.

Frauen wurden 16 Jahre beobachtet

Brustkrebs - soweit muss es nicht kommen. Die Früherkennung gelingt auch bei Frauen unter 50 Jahren.

Brustkrebs - soweit muss es nicht kommen. Die Früherkennung gelingt auch bei Frauen unter 50 Jahren.

© KINGS COLLEGE SCHOOL OF MEDICINE / SPL / Agentur Focus

Die Frauen in der Kontrollgruppe stammten aus Regionen, in denen noch kein Screening angeboten wurde (Cancer 2011; 117(4): 714). Die Frauen wurden im Mittel 16 Jahre nachbeobachtet.

Das Ergebnis: In der Zeit vor Einführung des Mammografie-Screenings in einigen schwedischen Regionen hatte sich die Brustkrebssterberate in den beiden Gruppen nicht wesentlich unterschieden.

Während der Studienphase änderte sich dies: 803 Frauen aus der Screening-Gruppe und 1238 Frauen aus der Kontroll-Gruppe starben an einem Mammakarzinom.

Relative Risikoreduktion um 26 Prozent

Das bedeutet eine relative Risikoreduktion um 26 Prozent bei den Frauen, die zum Mammografie-Screening geladen worden waren, haben die Forscher errechnet.

Und bei den Frauen, die auch tatsächlich an der Früherkennungsuntersuchung teilgenommen hatten, betrug die relative Risikoreduktion sogar 29 Prozent.

"Brustkrebssterberate fast so hoch wie bei Frauen zwischen 50 und 70 Jahren"

Für die Hamburger Radiologin Professor Ingrid Schreer liefern die schwedischen Daten ein starkes Argument für den Beginn des Mammografie-Screenings schon ab dem 40. oder wenigstens ab dem 45. Lebensjahr.

"Die Studienergebnisse zeigen, dass die Reduktion der Brustkrebssterberate fast so hoch ist wie bei Frauen zwischen 50 und 70 Jahren", sagte die Ehrenpräsidentin der Deutschen Gesellschaft für Senologie zur "Ärzte Zeitung".

Jüngere Frauen haben häufig aggressivere Tumore

Außerdem sei zu bedenken, dass jüngere Frauen häufig aggressivere, schnell wachsende Tumoren haben und daher eine frühe Diagnosestellung und leitliniengerechte Therapie besonders wichtig seien.

Schreer: "Allerdings wissen wir auch, dass bei jüngeren Frauen häufiger gutartige Brustdrüsenveränderungen vorkommen, die dann in der Mammografie einen falsch-positiven Befund hervorrufen, der einer weiteren Abklärung bedarf. Darüber müssen die Frauen informiert werden."

Und wegen der bei Frauen unter 50 Jahren häufigen hohen Parenchymdichte der Brust sollte zusätzlich zur Mammografie eine Sonografie erfolgen.

Das zunehmende Alter ist das höchste Krebsrisiko

Auch Frauen über 70 Jahre sollten die Möglichkeit erhalten, am Mammografie-Screening weiter teilzunehmen, so die Expertin von der Radiologischen Allianz in Hamburg. Denn das höchste Krebsrisiko sei schließlich das zunehmende Alter.

Zu bedenken sei außerdem, dass die Mammografie wegen der Rückbildung des Drüsengewebes mit zunehmendem Alter immer effektiver werde.

Habe eine ältere Frau allerdings eine Erkrankung, die die Lebenserwartung ohnehin stark reduziert, sei die Teilnahme am Screening weniger sinnvoll. Evidenzbasierte Studiendaten zum Nutzen des Mammografie-Screening bei Frauen über 70 Jahre liegen bisher kaum vor. An den vorliegenden Studien nahmen in der Regel nur Frauen bis zum Alter von 70 Jahren teil.

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Die Ausweitung der Altersgrenzen für das Mammografie-Screening auf Frauen ab 40 oder 45 Jahre und auf Frauen über 70 Jahre wird auch international diskutiert und ist in einigen Ländern bereits umgesetzt worden.

Bevor in Deutschland eine Änderung der Altersgrenzen vorgenommen werde, müssten erst noch einige wichtige Fragen geklärt werden, wie die Kooperationsgemeinschaft Mammographie im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung" mitgeteilt hat.

Zu klären ist zum Beispiel:

  • Wie ist die geringere Sensitivität und Spezifität der Mammografie bei jüngeren Frauen mit alters- und hormonell-bedingter größerer Brustgewebedichte zu bewerten?
  • Muss es in diesen Fällen ergänzende Untersuchungsverfahren geben?
  • Wie wird die höhere Strahlensensibilität bei diesen Frauen in Abwägung von Vor- und Nachteilen von der Strahlenschutzkommission bewertet?
  • Außerdem: Wie ist die zu erwartende Brustkrebs-Inzidenz in diesen Altersgruppen unter gesundheitsökonomischen Gesichtspunkten zu bewerten?

Diese Fragen müssen nach Angaben der Kooperationsgemeinschaft erst im Gemeinsamen Bundesausschuss (GBA) auf Antrag behandelt werden, ehe eine Änderung der Krebsfrüherkennungsrichtlinie stattfinden könne.

Bisher sei aber von keiner Seite ein derartiger Antrag gestellt worden, sodass die Frage nach dem Ob und Wann der Ausweitung des Mammografie-Screening derzeit nicht beantwortet werden könne.

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