Für welche Patienten ist eine Insulinpumpe optimal?

Generell kommen nur Typ-1-Diabetiker für die Therapie mit der Insulinpumpe in Betracht. Gerade bei Kindern hat sie günstige Effekte.

Von Prof. Hellmut Mehnert Veröffentlicht:

Professur Hellmut Mehnert: Die Kombination von Metformin und Nateglinid ist eine sehr elegante Option.

In der Regel kommen lediglich Typ-1-Diabetiker für eine kontinuierliche subkutane Insulinpumpentherapie in Betracht. Dabei ist anzumerken, dass derzeit etwa zehn Prozent aller Typ-1-Diabetiker auf diese Weise behandelt werden oder sich selbst behandeln.

Für Typ-2-Diabetiker kommt diese nicht billige Therapie praktisch nicht in Frage, so dass bei einer Verordnung große Probleme mit den Krankenkassen aufträten. Wichtig ist die Insulinpumpentherapie also für die absoluten Insulinmangelzustände, bei denen sich die kontinuierliche basale Gabe des Hormons geradezu "entschärfend" auf die sonst so besonders labile Stoffwechselsituation bei Typ-1-Diabetikern auswirkt. Natürlich rufen die Patienten zu den Mahlzeiten eine Extra-Insulindosis ab, was wiederum den Vorteil hat, dass damit die Nahrungszufuhr metabolisch ausgeglichen und der postprandialen Hyperglykämie entgegengewirkt wird.

Bei den häufig gestellten Fragen zur Pumpensicherheit kann man zunächst feststellen, dass bei Arbeiten oder Aufenthalt in elektrischen Feldern, etwa bei Monteuren im Hochspannungsbereich, die Pumpe vorher abzulegen ist. Sonst gibt es kaum Beeinflussungen des Umfeldes auf die Pumpe oder von der Pumpe auf das Umfeld. Das gilt im übrigen auch im Flughafensicherheitsbereich. Der Kontakt mit Wasser sollte vermieden werden, auch wenn bestimmte Pumpen vor Wassereinwirkung geschützt sind.

Kälte ist kaum ein Störfaktor, da die Pumpe ja direkt am Körper getragen wird. Ähnliches gilt für Hitze. Lediglich die direkte Sonneneinstrahlung ist zu vermeiden. Interessant ist, dass die Beeinflussung der Pumpe durch Mobiltelefone nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden kann. Ein Mindestabstand von 10 cm zwischen Pumpe und Mobiltelefon sollte eingehalten werden. Grundsätzlich kommen in der Pumpentherapie lösliche und gepufferte Insulinpräparate zum Einsatz, womit Verzögerungsinsuline praktisch ausgeschlossen und hier auch nicht angezeigt sind.

Schon 1983 wurden günstige Effekte einer Insulinpumpentherapie bei Kindern publiziert. Trotzdem ist die Akzeptanz noch immer relativ gering, da bei diesen Patienten die Therapie eine ständige Überwachung durch Erwachsene erfordert. Trotzdem hat die Pumpentherapie zumindest bei älteren Kindern und Jugendlichen deutliche Vorteile, die für alle Pumpenträger gelten: Verbesserung der Stoffwechsellage, Verminderung der Hypoglykämieneigung und Reduzierung ketoazidotischer Episoden.

Henrichs zitiert den Vater einer dreijährigen Tochter, der geschrieben hat: "Ich hoffe, dass nun auch bei den Ärzten die Bereitschaft steigt, Kindern mit einer Insulinpumpe ein nahezu normales Leben zu ermöglichen". Man wird also im Einzelfall abwägen müssen, welches Kind und welcher Typ-1-Diabetiker überhaupt für die Pumpentherapie geeignet ist.

Die große amerikanische DCCT-Studie bei Typ-1-Diabetikern hat ja gezeigt, dass eine intensivierte Behandlung - und die am stärksten intensivierte ist die mit der Pumpentherapie - anderen Therapieformen in Hinblick auf die HbA1c-Werte und vor allem im Hinblick auf diabetische Folgeschäden deutlich überlegen ist.

Aus diesen Gründen sollten Krankenkassen ihre restriktive Haltung auch bei der Indikation für Typ-1Diabetiker überdenken und - häufiger als es bisher der Fall ist - die wichtige Therapieform ermöglichen.

Professor Hellmut Mehnert

Diabetologie, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten - diesen Themen widmet sich Professor Hellmut Mehnert seit über 50 Jahren. 1967 hat Mehnert die weltweit größte Diabetes-Früherfassungsaktion gemacht. Er hat auch das erste und größte Schulungszentrum für Diabetiker in Deutschland ins Leben gerufen. Mehnert ist Träger der Paracelsus-Medaille, der höchsten Auszeichnung der Deutschen Ärzteschaft.

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