1987: Toxin weist Weg zum ersten ACE-Hemmer

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Das Gift einer Viper aus Südamerika hat Wissenschaftlern des Unternehmens Squibb von Heyden (heute Bristol-Myers Squibb) den Weg gewiesen, der zur Entwicklung des ersten ACE-Hemmers Captopril geführt hat.

Denn mit einem Peptid aus diesem Gift - es ist nur neun Aminosäuren lang - war erstmals bewiesen worden, daß sich der Blutdruck senken läßt, wenn das 1956 entdeckte Angiotensin-Konversions-Enzym (ACE) damit gehemmt wird. Dieses Enzym spaltet von Angiotensin I zwei Aminosäuren ab. Das entstehende acht Aminosäuren lange Angiotensin II wirkt vasopressiv.

Captopril, das von Dr. David Cushman und Dr. Miguel A. Ondetti vom Unternehmen Squibb von Heyden entwickelt wurde, wurde 1975 - Schritt für Schritt ausschließlich chemisch - synthetisiert und nur ein Jahr später der Wirkstoff erstmals klinisch erprobt.

Das damalige Bundesgesundheitsamt ließ 1983 den ACE-Hemmer für die Behandlung von Patienten mit Hypertonie zu. Und 1987 wurde Captopril schließlich mit dem von der "Ärzte Zeitung" gestifteten Galenus-Preis ausgezeichnet. Cushman und Ondetti wurden darüber hinaus 1999 für ihre Forschung zu Captopril mit dem Albert Lasker-Preis für klinische medizinische Forschung geehrt.

Wie Dr. Ellen Weber aus Heidelberg, damals Vorsitzende der Jury für den Galenus-Preis 1987, gesagt hat, waren der hochinnovative Charakter der Substanz und die Umsetzung eines neuen Wirkprinzips sowie die vielfach bewährte überzeugende Wirksamkeit des ACE-Hemmers die Gründe für die Jury, sich in der Kategorie A für das Medikament zu entscheiden.

Für Professor Gotthard Schettler aus Heidelberg, damals Mitglied der Jury für den Galenus-Preis, wurde durch die Einführung von Captopril eine empfindliche Lücke in der Behandlung bei Bluthochdruck und Herzinsuffizienz geschlossen, wie er beim 36. Ärzte-Kongreß in Berlin sagte. Professor Hanns Brunner aus Lausanne betonte bei der Festveranstaltung in Berlin, daß Captopril die Therapie bei Hypertonie und Herzinsuffizienz grundlegend verändert habe.

Im Jahr 1987 wurde der Galenus-Preis außer in der Kategorie nur noch in der Kategorie C vergeben. Mit einer Medaille und 10 000 DM wurden zum einen die Arbeitsgruppe um Dr. Heinrich Bechthold aus Mainz geehrt, und zwar für Untersuchungen zum Vitamin-K1-Stoffwechsel bei Menschen, zum anderen die Arbeitsgruppe um Dr. Martin Lohse aus Heidelberg für ihre Forschung zu A1-Adenosinrezeptoren.

Bechthold und seine Kollegen konnten damals nachweisen, daß einige Cephalosporine wie Azetylsalizylsäure den Vitamin-K-Stoffwechsel beeinträchtigen, der Grund für Blutungen, die nach der Einnahme bestimmter Cephalosporine auftreten können.

Lohse und seine Mitarbeiter haben erstmals die Wirkungsweise von Rezeptoren genau beschrieben. Die Wissenschaftler untersuchten dazu Rezeptoren auf der Membran gesunder Fettzellen von Ratten. Die Forscher entdeckten, daß das Weiterleiten eines Signals über den Rezeptor nicht von der Bindungsstärke abhängt, sondern nur so lange geschieht, solange der Ligand am Rezeptor gebunden ist. (ple)

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