Hessens Gesundheitsminister fordert mehr Klinik-Kooperationen

Starkes sektorenübergreifendes Denken, mehr sinnvolle Kooperationen zwischen kleinen Kliniken: Das fordert Gesundheitsminister Stefan Grüttner von Kommunen und Klinikchefs. Wer nicht kooperieren will, muss mit Konsequenzen rechnen.

Von Rebecca Beerheide Veröffentlicht:

FRANKFURT. Der hessische Gesundheitsminister Stefan Grüttner (CDU) hat die Kliniken in der Rhein-Main-Region aufgefordert, stärkere Kooperationen untereinander einzugehen. Es müsse künftig bei den Klinikleitungen ein stärkeres sektorenübergreifendes Denken einsetzen.

"Wir werden kritisch überprüfen, ob die Klinikdichte in Rhein-Main noch zukunftsfähig ist", sagte Grüttner bei der Frühjahrstagung der Initiative Gesundheitswirtschaft Rhein-Main in Frankfurt. Er fügte hinzu: "Der ausschließliche Fokus von Oberbürgermeistern und Landräten auf ihr Krankenhaus steht manchmal sinnvollen Kooperationen im Wege."

Das hessische Klinikgesetz, das seit dem 1. Januar 2011 gelte, sehe ausdrücklich Kooperationen vor. Wer das ignoriere, müsse auch damit rechnen, dass der Verbleib im Landeskrankenhausplan und damit im Förderplan des Landes kritisch überprüft werde, so Grüttner.

Laut dem neuen hessischen Klinikgesetz werden die früheren sechs regionalen Krankenhauskonferenzen nun in sechs regionale Gesundheitskonferenzen umgestellt. Dabei sitzen nicht nur wie bisher Kassen und Kliniken an einem Tisch, sondern auch die KV, Vertreter der Kommunen, die Landesärztekammer sowie Patientenvertreter.

Von diesem Gremium erhofft sich Grüttner eine stärkere sektorenübergreifende Zusammenarbeit in der Versorgung.

Ein strukturelles Defizit in der Kliniklandschaft im Rhein-Main-Gebiet sieht auch der Vorsitzende der Initiative Gesundheitswirtschaft, Florian Gerster. Der frühere Chef der Bundesagentur für Arbeit kritisierte, dass sich die Maximalversorger in kommunaler Trägerschaft gegenseitig Konkurrenz machten, kein klares Profil hätten und rote Zahlen schrieben.

"Es kann keine Lösung sein, diese Kliniken auf Dauer mit Steuermitteln zu subventionieren", so Gerster. Darüber hinaus fordert er den Ausbau des sogenannten zweiten Gesundheitsmarktes. Er sieht für Angebote rund um Prävention, Wellness und Gesundheitssport, die von Patienten selbst bezahlt werden, besonders im Rhein-Main-Gebiet große Wachstumschancen.

Wer allerdings verlange, dass Krankenkassen künftig ihre Versicherten nur in Kliniken schicken, mit denen sie Verträge ausgehandelt haben, der erreiche dieses Ziel mit der aktuellen Gesetzgebung nicht, sagte DAK-Chef Professor Herbert Rebscher.

"Wenn im künftigen Versorgungsgesetz die Bedarfsplanung kleinräumiger gestaltet wird, dann können Krankenkassen in ländlichen Regionen nicht viel mit ihrer Marktmacht anfangen", so Rebscher. Kritisch sieht Rebscher auch die Forderung, den zweiten Gesundheitsmarkt auszubauen. "Hier hat die Gesundheitswirtschaft noch keinen empirischen Beweis geliefert, ob der Wirtschaftsfaktor wirklich so stark ist."

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