Reanimation

Stabil gelagert bis zum Tod?

Bei stabiler Seitenlage lässt sich ein Atemstillstand schwer erkennen. Das kann die Reanimation verzögern.

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LUGO. Um bei einem Notfallpatienten das Versagen der Atmung zu erkennen und sofort mit der Herzdruckmassage zu beginnen, empfiehlt das European Resuscitation Council die HTCL-Position (Head Tilt Chin Lift): "Legen Sie Ihre Hand auf seine Stirn und ziehen Sie seinen Kopf leicht nach hinten; Heben Sie mit Ihren Fingerspitzen das Kinn des Patienten an, um die Atemwege frei zu machen. Drehen Sie den Patienten auf den Rücken."

Andererseits gilt bei atmenden bewusstlosen Patienten die stabile Seitenlagerung als optimal, um eine Aspiration zu verhindern.

Was aber, wenn die zunächst spontane Atmung in eine agonale Phase übergeht und schließlich sistiert? Eigentlich müsste beim ersten Zweifel an regulärer Atmung mit der Herzdruckmassage begonnen werden. Lässt sich aber bei Patienten in Seitenlage ein sich anbahnender Atemstillstand rasch identifizieren? "Nein", meinen Forscher um Miguel Freire-Tellado aus Lugo in Spanien (Resuscitation 2017, online 9. April). Für eine Studie hatten die Notfallspezialisten 59 in Wiederbelebung geschulte Studenten in zwei Gruppen aufgeteilt. Die erste Gruppe hatte gelernt, Patienten in stabile Seitenlage zu bringen, die zweite war in der HTCL-Lagerung geschult worden.

Erfasst wurde, wie schnell die Probanden in einer simulierten Notfallsituation den einsetzenden Atemstillstand eines Bewusstlosen bemerkten. Binnen zwei Minuten schafften das 14 von 27 Teilnehmern bei Seitenlagerung und 23 von 28 bei HTCL-Lagerung. Je zwei Probanden in beiden Gruppen hatten sofort trotz normaler Atmung auf Atemstillstand entschieden und waren zur Herzdruckmassage geschritten.

Fazit: "Die stabile Seitenlage behindert die Einschätzung der Atemtätigkeit", so die Forscher. Im Vergleich zur HTCL-Position könne dies die Herzdruckmassage verzögern und das Risiko erhöhen, nicht mit der kardiopulmonalen Reanimation zu beginnen. (rb)

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