Atherosklerose

Verräterischer Blutdruck in jungen Jahren

An Blutdruckveränderungen in jungen Jahren lässt sich offenbar schon ablesen, wer ein erhöhtes Risiko für eine später sich entwickelnde koronare Atherosklerose hat.

Von Veronika Schlimpert Veröffentlicht:
Den Blutdruck bereits bei jüngeren Patienten im Blick zu behalten, kann sich lohnen.

Den Blutdruck bereits bei jüngeren Patienten im Blick zu behalten, kann sich lohnen.

© Peter Atkins / fotolia.com

CHICAGO. Bluthochdruck bei einem 30-Jährigen? Das ist doch in diesem Alter kaum ein Thema, denken sich die meisten Menschen - und die Hypertonie wird in die Schublade "50 und aufwärts" gesteckt.

Dabei können Blutdruckveränderungen schon in jungen Jahren das Risiko, im späteren Leben Atherosklerose zu entwickeln, wesentlich beeinflussen - auch dann, wenn zu diesem Zeitpunkt noch keine Hypertonie vorliegt. Dafür sprechen Ergebnisse einer prospektiven Studie, in der zeitliche Blutdruckveränderungen der Teilnehmer über 25 Jahre beobachtet worden sind (JAMA 2014; 311: 490).

Die Forscher um Dr. Norrina Allen aus Chicago dokumentierten den systolischen, diastolischen und mittleren Blutdruck bei insgesamt 4681 Teilnehmern der Coronary Artery Risk Development in Young Adults (CARDIA-)Studie an acht verschiedenen Zeitpunkten über 25 Jahre (1985 / 86 bis 2010 / 11).

Dabei stellten sie fünf unterschiedliche zeitliche Verläufe für den mittleren Blutdruck fest. Auf einem niedrigen Level blieb der Druck bei 21,8 Prozent der Teilnehmer (zu Beginn 100,5 / 61,7 mmHg) und auf einem moderaten Level bei 42,3 Prozent (109 / 67,6 mmHg). Bei 12,2 Prozent der Teilnehmer war der Blutdruck zunächst moderat, stieg dann aber ab dem 35. Lebensjahr stark an (mittlerer Anstieg um 30,2 / 20,9 mmHg).

19 Prozent hatten bereits zu Beginn einen höheren Blutdruck, der auf diesem Level blieb (120,4 / 75,8 mmHg). Und zu guter Letzt wiesen 4,8 Prozent bereits zu Beginn einen hohen Druck auf, der noch weiter anstieg (mittlerer Anstieg um 21,2 bzw. 11,5 mmHg).

Als Maß für das Risiko einer subklinischen Atherosklerose bzw. koronarer Ereignisse bestimmten die Untersucher den Kalzifizierungsgrad der Koronararterien anhand des CAC-Scores. Ein Score über 100 Hounsfield units wurde als Marker für ein hohes Koronarrisiko eingestuft. Dann verglich man die Scores der unterschiedlichen Gruppen.

Unterschiede bei der Atherosklerose

Selbst jene Personen, deren Blutdruck leicht erhöht war und das auch blieb (moderate-stable), hatten ein um 44 Prozent höheres Risiko für eine subklinische Atherosklerose als jene Teilnehmer mit niedrigem stabilem Blutdruck.

Stieg der Blutdruck im Verlauf an (moderate-increasing), war das Risiko in diesem Fall um 86 Prozent höher. Nahezu viermal höher war das Risiko jener Personen, deren eh schon höherer Blutdruck weiter anstieg (elevated-increasing).

Die meisten Teilnehmer mit initial höheren Blutdruckwerten wären jedoch zu diesem Zeitpunkt nicht als "Hypertoniker" eingestuft worden, ihre Werte lagen im Bereich einer Prähypertonie, berichteten die Studienautoren.

Bei solchen Werten würde man auch noch keine medikamentöse Therapie einleiten. Trotzdem sind sie mit einem erhöhten Risiko für atherosklerotische Gefäßveränderungen assoziiert. Das könnte im Hinblick auf Prävention relevant sein.

Vielleicht sollten Ärzte auch schon mit jüngeren Patienten, die nur einen leicht erhöhten Blutdruck haben, diskutieren, inwieweit Lebensstiländerungen etwa in der Ernährung oder Bewegung sinnvoll wären, um einen weiteren Anstieg des Blutdrucks zu vermeiden, geben die Autoren zu bedenken.

Allerdings ist es gängige Praxis, den Blutdruck eines Patienten erst ab einem gewissen Zeitpunkt, meist im mittleren oder höheren Lebensalter, zu messen. Auch traditionelle Risikovorhersage-Modelle berücksichtigen hauptsächlich den Blutdruck ab dem Zeitpunkt der Risikovorhersage.

Der Frage, wie sich der Blutdruck in den zurückliegenden jüngeren Jahren entwickelt hat, wie viele Jahre also mit erhöhten Drücken sich bereits "angesammelt" haben, wird bisher wenig Beachtung geschenkt.

Hier genauer hinzuschauen, könnte sinnvoll sein, um jene Personen identifizieren zu können, bei denen sich eine subklinische Atherosklerose mit hoher Wahrscheinlichkeit entwickeln wird.

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