Zwangsjacken für "Gemüths- und Geisteskranke"

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Das neue Psychiatriemuseum "MuSeele" der Göppinger Fachklinik für Psychiatrie versucht, Vorurteile und Hemmschwellen abzubauen. Es soll ein "Museum für die Seele" sein, sagt Rolf Brüggemann. Der Diplompsychologe und Psychotherapeut ist Mitglied einer achtköpfigen Arbeitsgruppe, die sich in den vergangenen drei Jahren mit dem Aufbau des Museums beschäftigt hat.

Beim Betreten des Ausstellungsraums empfängt die Besucher eine von der Decke hängende Zwangsjacke. Nach den Worten von Ausstellungsmacher Frank Pfennig waren diese Jacken schon 1852 bei der Gründung der ehemaligen "Heil- und Pflegeanstalt für Gemüths- und Geisteskranke" durch den Arzt Heinrich Landerer umstritten.

Verzichtet wurde darauf aber ebenso wenig wie auf den Zwangsstuhl. Auf ihm mußte es schon der Entdecker des Energieerhaltungssatzes in der klassischen Physik, der zeitweilig unter Depressionen leidende Heilbronner Arzt und Naturforscher Julius Robert Mayer (1814 bis 1878), aushalten.

Mayer und einem anderen berühmt gewordenen Patienten, dem 1942 von den Nationalsozialisten ermordeten jüdischen Dichter Hans Davidson alias Jakob van Hoddis, sind im "MuSeele" eigene Nischen zur Information gewidmet.

Ein Klinikbett mit Fesselgurten und eine Zinkbadewanne, in der noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts Kranke zur Beruhigung für Stunden ins Wasser gezwungen wurden, vervollständigen die Sammlung menschenunwürdiger Behandlungsmethoden. Fotos dokumentieren den als Euthanasie getarnten Massenmord an Kranken durch die Nationalsozialisten. (dpa)

Das "MuSeele" in der Faurndauer Straße 6 bis 28 in Göppingen ist mittwochs von 16 bis 18 Uhr sowie sonntags von 14 bis 16 Uhr geöffnet. (Internet: Psychiatriemuseum: www.museele.de)

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