Interaktive Simulationen zur Erwärmung und virale DNA-Sequenzen

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Ein übergroßes Modell der DNA-Helix, ein Mikroarray mit 11 000 viralen DNA-Sequenzen, das zur Entdeckung des SARS-Erregers beigetragen hat und diverse interaktive Simulationen zur globalen Erwärmung, die eindringlich klar machen, wie sehr uns bald das Wasser bis zum Halse stehen wird - dies sind einige Highlights in der jüngsten Attraktion der an Museen so reichen amerikanischen Hauptstadt.

Das neueröffnete Marian Koshland Science Museum in Washington fokussiert zunächst auf die Biowissenschaften und auf Bedrohungen des globalen Klimas - ein Thema, das im Weißen Haus, nicht wohlgelitten ist.

Ein neues Museum für 25 Millionen US-Dollar

Daß Washington D.C. nach zwei Luftfahrt-, einem Spionage-, einem Marine-, einem Shakespeare- und unzähligen Kunstmuseen nun auch über ein der Wissenschaft gewidmetes Museum verfügt, verdankt es dem Biochemiker Daniel Koshland. Er stiftete für die neue Institution an der E-Street 25 Millionen US-Dollar.

Die National Academies of Science als Betreiber des Hauses zögerten im Gegenzug nicht lange, das Museum zu Ehren der 1997 verstorbenen Frau des Mäzens, einer angesehenen Immunologin, die das Kunststück fertig brachte, neben einer erfolgreichen akademischen Karriere fünf Kinder großzuziehen, zu benennen.

Im Gegensatz zu den großen musealen Institutionen entlang der Washingtoner Mall wie dem National Museum of American History und den beiden Tempeln der National Gallery of Art, die von generalistischem Anspruch sind, zeigt man im Koshland kein allumfassendes Bild moderner Wissenschaft, sondern setzt in wechselnden Exhibitionen auf Aspekte, die Gesprächsstoff in der Öffentlichkeit und Gegenstand politischer Entscheidungsprozesse sind.

Der Klimawechsel ist ein brisantes Thema in Washington

Dies ist zum einen die DNA-Sequenzierung und die Anwendung von Analysen der menschlichen Erbsubstanz für die Krankheitsdiagnostik und die Verbrechensaufklärung. Der Besucher erfährt unter anderem, daß unsere Erbsubstanz zu 98 Prozent mit jener des Schimpansen, aber auch zu 44 Prozent mit jener der Fruchtfliege identisch ist.

Brisant ist das zweite Thema: der Klimawechsel und die globale Erwärmung, Dinge, die nach Einschätzung von Präsident Bush und seiner Wissenschaftsberater in dieser Form nicht existent sind.

In einer Reihe von Experimenten kann man die Mechanismen des Klimawandels erkunden und per Computer und Video diverse, allesamt wenig erbauliche Zukunftsszenarien durchspielen - beispielsweise, wie stark der Wasserspiegel der nahe gelegenen Chesapeake Bay ansteigt, wenn man der Kohlendioxid-Emission nicht bald Einhalt gebietet.

Im schlimmsten Fall bekäme man sogar im Museum in Downtown Washington in wenigen Dekaden nasse Füße, erfährt man. Der Klimawandel liegt in erster Linie an den Abgasen von Industrie und Verkehr, zweitschlimmster Erwärmer unserer Atmosphäre indes ist eine harmlos aussehende Spezies, die im Museum durch Bessy repräsentiert wird. Bei Bessy handelt es sich um das Fiberglas-Modell einer Milchkuh.

Diese weltweit als Lieferant von Fleisch- wie Molkereiprodukten in Milliarden von Exemplaren gehaltene Art von Wiederkäuern ist dank ihres Verdauungstraktes der größte Methanproduzent auf unserem Planeten. Ausstellungsmodell Bessy ist allerdings unbeweglich und auch nicht zur Imitation von Geräuschen fähig, so daß beim Besucher ein Rest von Unklarheit bleibt, wie das Methan aus ihrem Körper gelangt.

Die Lehren, die man hier zum Schutz der Atmosphäre ziehen kann sind: nicht mit dem Auto, sondern mit der Metro ins Museum fahren und anschließend keinen Hamburger essen, sondern Tofu mit Gemüse. (rdg)

Das Marian Koshland Science Museum. Washington, an der Sixth und E-Street ist täglich außer dienstags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Eintritt 5 Dollar. Im Internet: www.koshland-science-museum.org

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