Ärzte an Folterungen mitschuldig

NEU-ISENBURG (Smi). Ärzte sollen sich bei den Folterungen von irakischen Häftlingen im US-Militärgefängnis von Abu Ghoreib mitschuldig gemacht haben. Das hat der US-Mediziner Professor Steven H. Miles in dem Fachmagazin "The Lancet" (364, 2004, 725) geschrieben.

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Dokumente der US-Regierung belegten, daß das medizinische Personal des US-Militärs weder die Menschenrechte der Gefangenen geschützt noch jene Gewalt durch Aufseher dokumentiert hätten, die zu Verletzungen oder gar zum Tod einiger Häftlinge geführt haben, schreibt Steven Miles, Ordinarius an der University of Minnesota in Minneapolis, in dem Magazin.

Ärzte hätten Totenscheine und Akten gefälscht, um die Folterungen im Gefängnis von Abu Ghoreib zu verschleiern. Das medizinische Fachpersonal habe von den Grausamkeiten und Demütigungen gewußt, diese aber nicht gemeldet. Auch seien Behinderte und verletzte Häftlinge nicht angemessen versorgt worden. Damit hätten die Ärzte, Pfleger und das andere medizinische Personal - wie auch die Militärs - gegen viele internationale Bestimmungen wie etwa die Genfer Konvention verstoßen.

Das Ansehen der US-Militärärzte sei nach dem Skandal von Abu Ghoreib stark beschädigt, faßt der US-Mediziner zusammen. Miles fordert eine umfassende Untersuchung, die klären soll, welchen Verfehlungen sich die US-Ärzte und -Pfleger in dem Militärgefängnis schuldig gemacht haben.

Diese sei Voraussetzung für eine Reform des Sanitätswesens. Bislang sei nur ein Bruchteil der Menschenrechtsverstöße offengelegt worden. Die Untersuchungen unabhängiger Organisationen seien bislang noch gar nicht bei der Beurteilung der Vorkommnisse von Abu Ghoreib berücksichtigt worden.

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