Ein ganzes Krankenhaus in 84 Paketen

BERLIN (ug). Mit drei Flugzeugen ist am Wochenende das mobile Krankenhaus des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) nach Sri Lanka geflogen worden. Ein 20köpfiges medizinisches Team ist dabei, darunter vier Ärzte und zwei Hebammen.

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In Sri Lanka wird das Krankenhaus geteilt, so Achim Müller, Leiter des Führungs- und Lagezentrums des DRK in Berlin, zu "Ärzte Zeitung". Die Ambulanz wird in Mullaitivu stationiert, der andere Teil wird angedockt an ein zerstörtes Krankenhaus in Puthukkudiyiruppu. "Wir werden mit 100 Betten beginnen, können aber bei entsprechender Bedarfslage bis 200 Betten aufstocken."

Beide Orte liegen im Tamilen- und damit im Bürgerkriegsgebiet. "Da gibt es besondere Anforderungen an Sicherheit und Ausbildung der Mitarbeiter", sagt Müller. Alle, die jetzt nach Sri Lanka geflogen sind, sind erfahren. Leiter ist DRK-Arzt Dr. Dieter Jacobi, "einer unserer erfahrensten Kriegschirurgen", außerdem gehören ein Anästhesist, ein Gynäkologe und ein Pädiater zum Ärzte-Team.

Innerhalb von 72 Stunden kann das DRK das mobile Krankenhaus in Katastrophengebiete transportieren und in Betrieb nehmen. Das Krankenhaus gewährleistet die Behandlung von über 200 000 Kranken und Verletzten, so das DRK. Dies entspricht der Kapazität eines Kreiskrankenhauses. In den 20 bis 30 Quadratmeter großen Zelten ist Platz für bis zu 200 Feldbetten.

Autarke Einrichtung mit eigener Wasserstation

Das mobile Krankenhaus ist eine autarke Einrichtung mit Wasserstation, Stromgenerator, Feldküche und 20 Fachkräften für Medizin, Technik und Verwaltung. Bei Bedarf kann es in das bestehende Gesundheitssystem eines Landes integriert werden.

"Es ist, als würden Sie das nächstgelegene Kreiskrankenhaus zusammenpacken, in ein Flugzeug laden und am folgenden Tag an einem beliebigen Punkt auf der Weltkarte wieder aufbauen." sagt Dr. Johannes Richert, Leiter des internationalen Katastrophenschutzes beim DRK.

Das mobile Krankenhaus (ERU Referral Hospital) gehört zu den Emergency Response Units (ERU) des Internationalen Roten Kreuzes. ERU sind international standardisierte Module für Katastropheneinsätze mit denen flexibel, schnell und effektiv auf unterschiedliche Situationen reagiert werden kann. Verpackt in 84 Paketen (1,20 Meter hohen Euro-Paletten) kann das Referral Hospital problemlos per Flugzeug und mit sechs Lastwagen zu je zehn Tonnen transportiert werden.

Ausgestattet mit zwei bis drei Operationssälen, einer Entbindungsstation, einer Notfallaufnahme, einer Röntgeneinheit, einem Feldlabor und einer Apotheke dient das mobile Krankenhaus einer grundlegenden und lebensnotwendigen medizinischen Behandlung.

Vier Fachärzte und sieben Pflegekräfte decken die medizinischen Bereiche Chirurgie, Gynäkologie, Anästhesie, Pädiatrie und Innere Medizin ab. Unterstützt werden sie durch einen Apotheker, einen Laboranten, einen Röntgenassistenten und einheimische Pflegekräfte am Einsatzort.

Impfkampagnen und Gesundheitserziehung geplant

Das Team ist speziell geschult in der Behandlung von Patienten mit typischen Krankheiten bei Katastrophen und in Kriegschirurgie, Geburtshilfe und Krankenpflege unter Feldbedingungen. Weitere Schwerpunkte sind Ernährungsprogramme, präventive Mutter-Kind-Versorgung, Gesundheitserziehung und Impfkampagnen sowie die psychologische Unterstützung von Betroffenen und Hilfskräften.

Am Ende der Katastrophenlage wird die medizinische Ausrüstung nach Schulung einheimischer Hilfskräfte an die nationale Rotkreuzgesellschaft übergeben. Der dreimonatige Einsatz des Krankenhauses mit Transport, Personal und Fahrzeugen kostet etwa 1,3 Millionen Euro.

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