Anästhesist sammelt Narkosegeräte wider das Vergessen

Die Geschichte der Anästhesie und Schmerztherapie zu DDR-Zeiten stellt ein kleines Museum in Potsdam aus. Entstanden ist die umfangreiche Sammlung aus der Privatinitiative des niedergelassenen Anästhesisten Dr. Knud Gastmeier. Zu den Anästhesie-Tagen an diesem Wochenende in Potsdam werden auch spezielle Geräte gezeigt.

Angela MisslbeckVon Angela Misslbeck Veröffentlicht:

Zählen kann Dr. Knud Gastmeier seine Sammlerobjekte selbst schon kaum mehr. Spritzen und Kanülen, Scheren und Chloroform-Gläser drängen sich dicht an dicht in den Vitrinen von Gastmeiers ambulanten Operationszentrum im Potsdamer Villenviertel. Eingerahmt werden sie von alten Gebrauchsanweisungen oder Lehrbüchern der Anästhesie.

Beatmungsmasken, Sterilisatoren und einige Kuriositäten lockern die Sammlung auf. Eine Feldarzt-Tasche und ein Narkosegerät der Nationalen Volksarmee der DDR sind ebenso zu finden wie ein historisches Sprechzimmer-Schild aus Emaille. Auf einem gynäkologischen Behandlungsstuhl aus den 50er Jahren sitzt ein Gemälde.

Größere Geräte stehen zwischen den Vitrinen, darunter zum Beispiel der Medimorph, ein vollständiges Narkosesystem, hergestellt vom VEB Medizin- und Labortechnik Leipzig und verwendet in den 70er Jahren.

Zum ersten Mal zeigte Gastmeier seine Sammlung im vergangenen Herbst zum zehnjährigen Praxisjubiläum der Öffentlichkeit. Für die Dauerausstellung haben die Mitarbeiter des ambulanten Operationszentrums den Besprechungsraum im Obergeschoß geräumt, und dennoch ist noch längst nicht alles dauerhaft zu sehen, was der Anästhesist und Schmerztherapeut seit drei Jahren zusammengetragen hat.

Einige seiner Schätze verwahrt er noch unter Tüchern geschützt im Untergeschoß. Zu besonderen Gelegenheiten, wie zu den Anästhesie-Tagen an diesem Wochenende in Potsdam, werden auch diese Geräte gezeigt.

Besonders stolz ist Gastmeier auf eine Schimmelbusch-Maske, die bis 1980 zur Äther- und Chloroform-Narkose verwendet wurde. Sein Sammlerstolz gilt auch der wenig illustrativen, doch zeitgeschichtlich äußerst interessanten Aktensammlung einer Brandenburger Hausärztin mit Beschlüssen, Mitteillungen und Anweisungen des Gesundheitsamtes für die Ärzte in Potsdam aus den Jahren 1946 bis 1982.

Sehenswert ist zudem das erste transportable Beatmungsgerät "Fabius", das die westdeutsche Medizintechnikfirma Dräger 1958 für die Armee produzierte. Auch der "Pulmomat" von Dräger, ebenfalls in den 50er Jahren produziert, wurde im Osten Deutschlands lange eingesetzt und ist jetzt im Narkosemuseum zu sehen.

"Wenn niemand unsere Arbeitsbedingungen aus den Vorwendejahren festhält, werden sie bald vergessen sein. Und mit ihnen geht auch ein Teil unserer persönlichen Identität verloren", meint Gastmeier. Dieser Gedanke treibt ihn immer wieder an. Viel Lob und Unterstützung von Kollegen helfen bei der Weiterentwicklung des ersten deutschen Museums für ambulante Anästhesie und Schmerztherapie.

Weitere Infos im Internet: www.narkosemuseum.de. Während der Anästhesie-Tage vom 2. bis 3. September kann die Sonderausstellung im AOZ-Potsdam, Karl Marx Str. 42 von neun bis 18 Uhr, ansonsten dienstags von 17 bis 18 Uhr oder nach telefonischer Absprache besichtigt werden: 03 31-74 30 70.

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