Hotel steht nur Behinderten und ihren Begleitern offen

Von Maren Franzke Veröffentlicht:

Andrea und Heiko Kunert sitzen auf einer Parkbank und blicken auf den Grienericksee. Gemeinsam mit ihren Söhnen Aldo und Lucas sind sie im Ruppiner Land zu Gast. Der 16jährige Aldo ist in einem Spezialrollstuhl festgeschnallt. Er leidet an Muskeldystrophie.

Die muskelschwächende Erbkrankheit hat seinen kleinen Körper bis zur Embryostellung verkrümmt. Das Reden fällt ihm schwer, aber seine Augen folgen aufmerksam dem Geschehen. "Das ist der schönste Urlaub seit der Wende", schwärmt die Mutter. "Und Aldo kann alles mitmachen."

Die Frau pflegt den Sohn rund um die Uhr. Ihr Mann arbeitet als Gärtner. Das Budget der Familie ist knapp bemessen. Vom Deutschen Muskelverband haben die Kunerts vom "Hotel Rheinsberg" gehört. Ausschließlich Behinderte mit ihren Begleitpersonen können dort Urlaub machen. Das idyllisch am See gelegene Hotel ist seit seiner Eröffnung vor vier Jahren sehr gefragt. "Unsere Auslastung liegt im Jahresdurchschnitt bei 60 Prozent. Im Sommer sind aber alle unsere 180 Betten belegt", bilanziert die Hotelchefin Corinna Abele.

Die Anlage ist komplett auf die Bedürfnisse von Menschen mit Handicaps eingestellt. "Wir haben unsere Zimmer von Behinderten testen lassen und sie drei Mal umgebaut, bevor wir zufrieden waren", erzählt die Managerin. "Und unser Team, das doppelt so groß ist wie in anderen Hotels, ist extra geschult." Ein Gang durch das Hotel zeigt, wie umsichtig zu Werke gegangen wurde. Breite Türen schwingen per Knopfdruck auf. Zimmertüren lassen sich elektronisch spielend öffnen. Es gibt Pflegebetten. Alle Lichter lassen sich vom Bett aus bedienen.

Im Badezimmer hebt sich alles farblich ab. Sehbehinderte können sich so leichter orientieren. Die Waschbecken sind höhenverstellbar. Die Minibar ist nur halb gefüllt, es muß Platz für die Medikamente bleiben. Zudem stehen Schwimmbad, Kegelbahn, Sport- und Festsaal, Restaurant und Bar zur Verfügung.

Pro Nacht kostet ein Einzelzimmer 55 Euro, das Doppelzimmer ist für 95 Euro die Nacht zu haben. Das Hotel wird getragen von der Berliner Fürst Donnersmarck-Stiftung. 30 Millionen Euro wurden allein in den Bau investiert. "Wir sind eine gGmbH und damit ein gemeinnütziges Non-Profit-Unternehmen", erklärt Hotelmanagerin Abele, "bei uns können nur schwerbehinderte Gäste - natürlich mit ihren Freunden - absteigen."

Die Preise entsprächen nicht den realen Kosten. Deshalb nimmt die Herberge auch keine anderen Gäste auf, denn sie darf nicht in Konkurrenz zu anderen Hotels treten. Die Stiftung als alleiniger Gesellschafter gleicht die finanziellen Verluste aus.

Die Gäste des Hotels sind längst zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor für das Ruppiner Land geworden. Und die Region hat sich auf sie eingestellt. (ddp.vwd)

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