"bErn=mc2" - physikalische Wunder zum Anfassen und Staunen

Von Heinz-Peter Dietrich Veröffentlicht:

Mögen Sie Einstein? Brahms ja, aber Einstein? Wer die Ausstellung über, von und mit Albert Einstein (1879-1955) im Historischen Museum in Bern gesehen hat, mag ihn. Netter kann man den Deutschen in der Schweiz gar nicht darstellen. Er lebte als Patentbeamter in Bern, als er vor 100 Jahren seine Relativitätstheorie veröffentlichte.

Das Museum zeigt bis April 2006 die weltweit größte Einsteinausstellung "bErn=mc2" und stellt für umgerechnet 4,5 Millionen Euro dar, wieso es 1905 mit den vielen Veröffentlichungen zum Wunderjahr (annus mirabilis) in Einsteins Leben kam. Physik zum Anfassen und Staunen.

Zweimal muß man sich festhalten im Museum: Einmal, wenn man die glasverspiegelte Treppe zu den Ausstellungsräumen hinauf geht. Dann fühlt man sich in die vierdimensionale RaumZeit versetzt, da man plötzlich überall ist und einem schon etwas von der verflixten Relativitätstheorie dämmert. Jeder kennt sie, kaum einer kapiert sie. Das wird dann noch handfester, wenn man sich auf ein Fahrrad in einem Kinosaal setzt und zu strampeln beginnt.

Mit fast 300 000 Kilometer pro Sekunde, also der Lichtgeschwindigkeit, rast man dann durch Bern, und der gerade Weg, den Einstein zum Patentamt nahm, wird krumm. Man fliegt fast vom Rad, so schnell geht es, wenn die Simulation auch durch eine Verzögerung gnädig zur eigenen Wahrnehmung ist.

Sieht man dann Einstein - natürlich mit Wuschelkopf, dem langen Mantel und der ausgestreckten Zunge - an einer Rolltreppe stehen, mit der zwei Lichtstrahlen nach oben ziehen - dann hat man etwas kapiert: Lichtgeschwindigkeit bleibt immer, nämlich fast 300 000 Kilometer pro Sekunde, gleich, aber wenn man steht, läuft dies anders ab, als wenn man sich bewegt. Oder?

Von einer "Gesamtschau im weltgeschichtlichen Kontext" spricht Ausstellungsleiter Peter Jetzler, die auf zwei Stockwerken in dem Museum gezeigt wird. Dafür wurde das einst um 1900 als Märchenschloß mit Türmen und Zinnen errichtete Gebäude völlig umgestaltet. Im biografischen Teil führt die Ausstellung von Einsteins jüdischen Wurzeln über seine Geburtsstadt Ulm nach München, Zürich, Bern, Berlin und Princeton.

Was er in Bern von 1902 bis 1909 neben seiner Arbeit im Patentamt als "technischer Experte dritter Klasse" wissenschaftlich geschaffen hatte, brachte ihm 1921 den Nobelpreis ein. Wichtigste Entdeckungen des 20. Jahrhunderts - die RaumZeit, die Äquivalenz von Energie und Masse, die Urknall-Theorie, die Atombombe, die Nutzung der Kernkraft und die Quantenphysik - sind aus Einsteins Theorien hervor gegangen.

Und im Zusammenspiel von Raum und Zeit werden dem Besucher an den verschiedenen Stationen von Einsteins Leben und Werk, seine Biografie und weltgeschichtliche Ereignisse, die gleichzeitig abliefen, vorgestellt. Zu sehen sind sein Schweizer Paß von 1901, das Pult aus dem Patentamt, an dem er gearbeitet hat, oder seine Uhr.

Es gibt Liebesbriefe an seine spätere Frau Mileva Maric, im Schlafzimmer aufs Kissen projiziert, Hintergründe über Judenfeindlichkeit in Europa, die Einstein zur Flucht in die USA trieb, man sieht, wie es auf dem Patentamt in Bern zuging, und kann einen Blick auf das damals entwickelte Wasserklo werfen.

Aber auch der Abwurf der ersten Atombombe, an deren Bau Einstein zwar nicht beteiligt war, dessen Entwicklung er durch seine Theorien jedoch maßgeblich beeinflußt hat, ist mit Fundstücken aus den Trümmern in Hiroshima präsent. Kurz: Einsteins Welt wird nicht relativ, sondern umfassend dargestellt. (dpa)

Die Ausstellung ist bis zum 17. April 2006 täglich geöffnet, außer am 25. Dezember. Neben der großen Sonderausstellung gibt es bis zum 16. Oktober den Erlebnispark Physik rund ums Museumsgebäude und eine Nacht der Physik am 9. Juli. Informationen auch im Internet unter www.einstein-ausstellung.ch

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