Geraberger Thermometermuseum zeigt seine Exponate bei Zimmertemperatur

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Auf dem großen Tisch im Dachgeschoß stehen mehrere geöffnete Kisten voller Thermometer. Man sieht ihnen an, daß sie schon einige Jahrzehnte alt sind. In manchen ist die ursprünglich blaue Flüssigkeit schon ausgebleicht und hat eine rosa Färbung angenommen. Auch alte Kladden mit Produktionsunterlagen hat der Spender dem Thermometermuseum in Geraberg überlassen.

Carmen Rux, der Leiterin des Museums, obliegt es nun, den Nachlaß zu sichten. Und auszuwählen, was einmal Platz in dem dreigeschossigen Museum finden kann. Manches wird sie zurückschicken müssen: Kein Platz, um alles einzulagern.

Eröffnet wurde das Museum 2001. Es verdankt seine Existenz genau genommen dem Niedergang der Thermometerindustrie in der Region. Zu DDR-Zeiten stand in Geraberg das zweitgrößte Thermometerwerk Europas. Mehr als 2000 Menschen verdienten ihren Lebensunterhalt mit der Herstellung von Thermometern. Nach der Wende sank die Zahl auf ein Zehntel.

Das börsennotierte Unternehmen Geratherm setzt die Tradition heute fort. Carmen Rux hat selbst in der Branche gearbeitet. Sie ist gelernte Thermometerschreiberin. Denn in noch nicht allzu ferner Vergangenheit wurden die Striche und Zahlen der Skalen in akribischer Kleinarbeit von Hand auf die Unterlage des Thermometers aufgetragen, erzählt Rux.

Als sie nach der Wende ihre Arbeit verlor, hat sie sich mit einigen Frauen aus Geraberg zusammengetan und überlegt, wie das reiche Erbe der Thermometerproduktion bewahrt werden könnte. Die Gemeinde stellte ein Gebäude zur Verfügung, das in den vergangenen Jahren Schritt für Schritt ausgebaut wurde. 2001 wurde ein erster Teil der Ausstellung zur Geschichte der Temperaturmessung sowie der Thermometer und ihrer Herstellung eröffnet. 2002 folgten die Ausstellungsräume im ersten Geschoß.

Das Thermometermuseum - es ist das einzige in Deutschland - hat sich in der kurzen Zeit seiner Existenz schon einen Namen gemacht. Davon künden viele Schenkungen und Leihgaben nicht nur von alten Thermometerherstellern aus der Region. So besitzt das Museum einen Nachbau des Galileo Galilei zugeschriebenen, um 1600 entworfenen Luftthermoskops, das in moderner Form heute in vielen Haushalten die Wohnzimmerwände schmückt.

Auch viele Instrumente und Anlagen, mit denen im 19. und 20. Jahrhundert die Thermometerbauer in Heimarbeit die Meßgeräte fertigten, können begutachtet werden: Brenner zum Blasen der Glaskörper, Geräte zum Justieren und zum Auftragen der Skalen.

Bild- und Schrifttafeln informieren die Besucher über die Geschichte des Thermometerbaus. Auch den 1957 aufgelegten Nachdruck eines Standardwerks der Thermometrie aus dem Jahre 1667 nennt das Museum sein eigen, eine Schenkung eines Förderers aus Baden-Württemberg.

Carmen Rux versteht das Museum aber nicht nur als Sammlungsort für alte Thermometer. Im ersten Stockwerk des Museums stehen Instrumente, mit denen Kinder experimentieren können, um eine Vorstellung vom Messen der Temperaturen zu bekommen. Immer mehr Schulklassen zählen zu den etwa 2000 Besuchern, die jedes Jahr in das Museum kommen.

Auch wissenschaftliche Arbeit soll im bescheidenen Maße geleistet werden. "Was wir jetzt nicht erhalten, geht für immer verloren", beschreibt Rux ihr Motiv. So wird an einer Liste mit früheren und heutigen Herstellern von Thermometern gearbeitet. Zudem plant Rux, das Museum auch für Sonderausstellungen zu nutzen. Die erste soll Ende kommenden Jahres stattfinden. (ddp.vwd)

Weitere Informationen im Internet unter www.thermometermuseum.de

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