Benjamin Franklin - der "große alte Mann der amerikanischen Revolution"

Von Chris Melzer Veröffentlicht:

Um auf einer der sieben Dollar-Noten abgebildet zu werden, muß man zu den großen Präsidenten der US-Geschichte gehören oder Universalgenie sein. Benjamin Franklin zog nie ins Weiße Haus ein, die US-Amerikaner ehrten den "Vater der Revolution" aber, indem sie ihn auf die höchste noch gültige Dollar-Note (100-Dollar-Note) setzten. Heute vor 300 Jahren wurde der Physiker, Diplomat, Erfinder, Politiker, Drucker, Beamte, Schriftsteller und Verleger geboren.

Zur glanzvollen Karriere schien der Familie das Geld zu fehlen. Als Benjamin Franklin am 17. Januar 1706 in Boston geboren wurde, war er das 15. Kind eines Seifen- und Kerzenmachers. Früh mußte er in der väterlichen Werkstatt helfen, dann in der kleinen Druckerei des Bruders. Hier zeigte sich bereits ein Talent, das acht Jahrzehnte anhielt: ein kaum stillbarer Wissensdurst und Neugier auf alles und jeden.

So erfand der junge Franklin fast nebenbei auf einer Reise nach England gleich mehrere Neuerungen für Segelschiffe, schreibt sein Biograf Edmund Morgan. "Er bastelte und experimentierte ständig. Auch ein mißlungenes Experiment war ein Erfolg, es hatte ja Erkenntnis gebracht", sagt Morgan.

Ganz Amerika kannte damals das Bild des Mannes, der mitten in einem Gewittersturm einen Kinderdrachen mit einer Metallspitze steigen ließ. Das lebensgefährliche Experiment war der Grundstein zu seiner Prominenz und seiner (außer Doppelfernglas, Gleitsichtbrille und der Sommerzeit) wichtigsten Erfindung: dem Blitzableiter.

Seine Prominenz nutzte Franklin aus, zum Wohle der Gemeinheit. So gab er den Anstoß zur Gründung einer Feuerwehr in Philadelphia, der Universität von Pennsylvania und einer Leihbücherei - der ersten der Welt. Als Journalist, Verleger und Drucker in einer Person scheute er auch vor Kampagnen nicht zurück: Nicht selten druckte er "anonyme Leserbriefe", die er selbst geschrieben hatte, um mit "Volkes Meinung" seine politischen Ansichten zu untermauern.

Sein "Albany-Plan" fand dennoch keine Mehrheit. Schon 1751 hatte er in der Stadt bei New York auf einem Kongreß aller Kolonien eine lose Vereinigung der 13 Kolonien mit einem "Großrat" gefordert - allerdings noch unter dem englischen König. Morgan schreibt, daß Franklin an Unabhängigkeit nicht dachte. "Er wollte Untertan des Königs sein, gleichberechtigt mit jedem Engländer. Erst als London dieses Recht den Amerikanern verweigerte, wurde er zu dem Menschen, von dem man später sagte, er habe die amerikanische Revolution ausgelöst."

Mit-Unterzeichner der Unabhängigkeitserklärung

Dabei war Franklin vor allem Moderator. Kein großer Redner in der Epoche der Rhetorik, suchte er das Gespräch im kleinen Kreis, um zu überzeugen. Zusammen mit den späteren Präsidenten John Adams und Thomas Jefferson entwarf er die Unabhängigkeitserklärung, die er am 4. Juli 1776 mit unterzeichnete.

Im Unabhängigkeitskrieg mit England war Franklin Gesandter in London und Paris. "Ganz Europa lag ihm zu Füßen", schreibt Morgan über den charmanten Amerikaner, der quasi im Alleingang die öffentliche Meinung eroberte.

Auch Deutschland besuchte Franklin, berichtet sein deutscher Biograf Jürgen Overhoff, trotz des "jämmerlichen Zustands" der deutschen Straßen und Postkutschen. Franklin kaufte viele Fachbücher und begegnete auf der Kur in Pyrmont wohl auch Gotthold Ephraim Lessing, der sich euphorisch über Franklins Experimente äußerte.

Präsident des Verfassungskonventes

Als Franklin später Präsident des Verfassungskonventes (Overhoff: "nach seinem eigenen Ermessen die Krönung seiner Laufbahn") wurde, war er schon der "große alte Mann der amerikanischen Revolution". Das war auch der Grund, warum er, entgegen der immer wieder kolportierten Auffassung, nie Präsident der USA wurde. Als der erste, George Washington, sein Amt antrat, war Franklin schon 83 Jahre alt. Hoch geehrt in Amerika und Europa, starb Benjamin Franklin ein Jahr später, am 17. April 1790, in Philadelphia. (dpa)

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