"Hoffen zwischen Tod und Leben" - Arte zeigt Doku über Organspenden

BERLIN (ami). Was Menschen fühlen, die auf eine Organspende warten, schildert aus nächster Nähe die Doku-Reihe "Hoffen zwischen Tod und Leben". Dabei beleuchtet ab heute abend der Fernsehsender Arte auch den Alltag von Ärzten, die Organspenden koordinieren.

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"Ich wundere mich immer, warum ich noch da bin", sagt die an Mukoviszidose erkrankte Manja Joly aus Zehna in Mecklenburg-Vorpommern. Mit 31 Jahren hat sie die durchschnittliche Lebenserwartung von 30 Jahren bei Mukoviszidose bereits überschritten. Viele gleichaltrige Patienten, die sie auf der Rostocker Mukoviszidose-Station kennengelernt hat, sind inzwischen gestorben.

Manja selbst hängt seit Jahren am Sauerstoffschlauch. Ihre Lungenfunktion ist auf weniger als 20 Prozent geschrumpft. Nur eine Organspende kann Manjas Leben noch verlängern. Auf der Liste steht sie längst. Für den Fall, daß ein passendes Organ kommt, muß Manja deshalb stets ihren aktuellen Standort telefonisch an das Deutsche Herzzentrum Berlin (DHZB) melden. Dabei hofft sie ständig auf einen Anruf aus dem DHZB, daß eine Lunge für sie gefunden wurde.

Neun Monate lang haben Autor Till Lehmann und Kameramann Lutz Hofmann Menschen wie Manja Joly begleitet, die auf eine Organspende warten. In der fünfteiligen Dokumentations-Reihe "Hoffen zwischen Tod und Leben" gewähren sie tiefe Einblicke in die Facetten des Lebens vor und nach einer Organspende. Zugleich zeigen sie den hektischen Alltag eines Arztes, der Entnahme und Transplantation von Spenderorganen organisiert.

Eine Klinik hat einen hirntoten Spender gemeldet. Als Organspendekoordinator der Deutschen Stiftung Organspende (DSO) kümmert sich Frank-Peter Nitschke darum, daß die Spenderorgane schnellstmöglich zu den passenden Empfängern gelangen. Immer auf Abruf, organisiert er die Organentnahme in Rostock und den Transport nach Berlin. Noch auf der Fahrt steht er in ständigem Telefonkontakt mit dem Berliner Ärzteteam, das die Transplantation vorbereitet.

Vielleicht bringt Nitschke ein neues Herz für Frank Suffa-Friedel. Der 55jährige lebt nach einem Herzstillstand seit 15 Monaten mit einem künstlichen Herzen. Seitdem verbringt er seine Tage wartend im Berliner Paulinen-Krankenhaus. "Ich hab mir das nicht ausgesucht. Man rutscht rein in diesen Zustand und kann nicht zurück", sagt er. Und denkt darüber nach, daß erst ein anderer Mensch sterben muß, damit er ein neues Leben beginnen kann.

Im Spannungsfeld zwischen Betroffenen und denen, die Organspenden organisieren, wird auch die Logistik rund um eine Organspende sichtbar. Vor allem aber fängt der Film das Warten auf ein neues Leben ein. Gezeigt wird auch der Alltag von Menschen, die seit langem mit Spenderorganen leben. Zu Wort kommen zudem Eltern, die nach dem Unfalltod ihres Kindes in Organspenden eingewilligt haben.

"Die Situationen, auf die wir trafen, waren immer extrem intim, oft bedrückend traurig, manchmal voller Hoffnung und Glück", so Lehmann. Bewußt hat der Autor die emotionalen Zugänge zum Thema gewählt. Über die technischen Abläufe bei einer Organtransplantation hat der 35jährige bereits vor zwei Jahren eine Reportage gedreht.

Lehmann legt Wert darauf, daß die neue Doku-Reihe "keine pädagogische Botschaft für mehr Spendenbereitschaft" sei. "Vielmehr ist es eine hautnahe Betrachtung einer Welt, die im Alltag so weit weg scheint", meint der Autor.

Die Doku "Hoffen zwischen Tod und Leben" ist ab heute bis Freitag täglich um 20.15 Uhr auf arte zu sehen.

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