Leben mit Ersatzteilen - von der Metall- prothese zur myoelektrischen Fluidhand

Angela MisslbeckVon Angela Misslbeck Veröffentlicht:

Dem griechischen Mythenheld Prometheus wuchs die Leber nach. Götz von Berlichingen trug eine Handprothese aus Metall, nachdem er seine Hand im Kampf verloren hatte. Heute wirkt eine myoelektrisch gesteuerte Fluidhand täuschend echt. Lebern werden noch transplantiert, doch gibt es bereits Ansätze zur Züchtung künstlicher Organe.

Was Medizintechnik früher leistete und was sie heute und in Zukunft möglich macht, zeigt die Ausstellung "Leben mit Ersatzteilen", die das Berliner Medizinhistorische Museum der Charité vom Deutschen Museum in München übernommen hat. Ergänzt wurde die Ausstellung um eigene Bestände des Museums, wie etwa die "Eiserne Lunge". Auch Neuentwicklungen, die an der Uniklinik Charité erforscht werden, sind dazu gekommen, so zum Beispiel Exponate aus dem Bereich der Gesichtsepithetik oder der regenerativen Medizin.

Eine schematische menschliche Figur begrüßt die Ausstellungsbesucher in Berlin. Ausgestattet mit 23 Ersatzteilen - von Glasauge über Brille, Nasenepithese und Herzschrittmacher bis hin zur Hodenprothese und dem künstlichen Kniegelenk - weckt sie Science-Fiction-Assoziationen. Doch alles, was die Figur zeigt, ist bereits Alltag in der Medizintechnik.

Wie Operationen am Kniegelenk, eine Ballondilatation oder der Einsatz einer künstlichen Linse vor sich gehen, zeigen Videoaufzeichnungen mit schriftlichen Erläuterungen. Auch die Geräte werden vorgestellt, unter anderem eine ganze Zeitreihe von Herzschrittmachern. Das erste implantierbare Modell von 1958 ist ebenso vertreten wie ein Gerät aus dem Jahr 2004, das über eine Zwischenstation Funkdaten an den Arzt senden kann.

Damit hinter all der Technik jedoch der Mensch nicht verblaßt wie die schematische Figur am Eingang, kommen Patienten in Interviews zu Wort. Sie schildern Vorteile, aber auch physische und psychische Belastungen, die ein Leben mit Ersatzteilen mit sich bringt. So regt die Ausstellung an, das Spannungsfeld zwischen Machbarem und Notwendigem auszuloten.

Besucher der Ausstellung können selbst aktiv werden

Reizvoll ist die vielseitige Darstellung der Thematik. Instrumente aus etlichen Jahrhunderten zeigen Entwicklungen von den Anfängen medizinischer Technik bis zu ihren heutigen Möglichkeiten. Historische Illustrationen und aktuelle Fotografien greifen Aspekte aus dem Leben mit Prothesen auf. Schaubilder und teils sehr ästhetische Modelle rücken immer wieder Anatomie und Physiologie des menschlichen Körpers in den Blick. Und in fast jedem der neun Themenbereiche können Besucher selbst aktiv werden.

Durchs Mikroskop bietet sich ein Blick auf Stammzellen

So lockt beim Thema "Auge" ein Sehtest. Wie Schwerhörige hören, läßt sich an einem Computer in der Abteilung "Ohr" nachvollziehen. Im Bereich "Herz und innere Organe" zeigt ein Rechner ein EKG an, wenn Besucher ihre Hände auf zwei Metallkugeln legen. Durchs Mikroskop bietet sich ein Blick auf embryonale Stammzellen. Auch solche heiß diskutierten Themen umschifft die Ausstellung nicht.

Im Gegenteil: der Stammzellforschung und zellbasierten Therapieverfahren widmet sie in Berlin einen eigenen Bereich. Ein Terminal lädt ein, sich mit unterschiedlichen Meinungen dazu auseinanderzusetzen und bietet auch Gelegenheit, die eigene Meinung zu äußern. 400 Exponate sind in der Ausstellung versammelt, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wurde.

Die Ausstellung "Leben mit Ersatzteilen" ist bis zum 25. Februar 2007 im Berliner Medizinhistorischen Museum der Charité, Campus Mitte, Schuhmannstraße 20/21, zu sehen. Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags 10 bis 17 Uhr, mittwochs bis 19 Uhr. Eintritt: vier Euro (ermäßigt zwei Euro).

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