Auf Ichsan Ichsan ruhen die Hoffnungen einer ganzen Fakultät

Von Heidi Niemann Veröffentlicht:

Die meisten Studenten und Doktoranden haben bei ihrer Ausbildung vor allem ihr eigenes berufliches Fortkommen im Sinn. Bei dem jungen Mediziner Ichsan Ichsan ist das anders: Auf ihm ruhen die Hoffnungen einer ganzen Fakultät!

Der 28jährige stammt aus der indonesischen Provinz Banda Aceh, die im Dezember 2004 von dem verheerenden Tsunami verwüstet wurde. Die Universität Göttingen unterstützt den Wiederaufbau der dortigen Universität Syiah Kuala.

Ichsan Ichsan gehört zu den ersten drei Studenten, die jetzt mit einem DAAD-Stipendium nach Göttingen gekommen sind. Von dem, was er hier lernt, soll später seine Heimatuniversität profitieren. Der Mediziner soll als "Promotor" den Aufbau des Fachs Molekularbiologie vorantreiben.

Ichsan Ichsan ist sich der hohen Erwartungen bewußt: "Vor allem der Vize-Dekan unserer Fakultät setzt große Hoffnungen in mich", erzählt er. Für seine Heimatuniversität sei die Unterstützung aus Göttingen sehr wichtig. Der Tsunami habe nicht nur verheerende materielle Schäden angerichtet. Auch viele Studenten und Professoren seien damals umgekommen.

Daß er selbst das Unglück überlebt hat, hat er zwei Zufällen zu verdanken: Normalerweise pflegte er jeden Sonntagmorgen in Banda Aceh am Strand zu joggen. An jenem Morgen des 26. Dezember 2004, als die große Flutwelle kam, war er ausnahmsweise zuhause geblieben.

In diese Wohnung, die elf Kilometer vom Meer entfernt liegt, war er erst wenige Wochen vorher eingezogen. Vorher hatte er in einem Haus nahe am Meer gelebt. Es wurde durch die Flutwelle zerstört. Trotz der großen Entfernung vom Meer mußte auch Ichsan Ichsan vor dem Wasser flüchten: "Wir sind in die Berge gerannt, um uns zu retten."

Die Universität Göttingen kümmert sich vor allem deshalb so intensiv um die Universität Syiah Kuala in Banda Aceh, weil in Göttingen viele indonesische Studenten leben. Diese hatten nach der Flutkatastrophe die Hilfsaktion ins Rollen gebracht.

Die Göttinger Hochschule ermöglichte zunächst Doktoranden aus Banda Aceh den Rückflug in ihre Heimat, damit sie dort nach ihren Angehörigen forschen konnten. Später reisten drei Wissenschaftler der Universität Göttingen in die Katastrophenregion, um in Gesprächen mit Vertretern der dortigen Hochschule Konzepte für den Wiederaufbau zu entwickeln.

Inzwischen gibt es unter anderem einen Kooperationsvertrag zwischen den beiden medizinischen Fakultäten. Koordinator der Zusammenarbeit ist der Direktor der Abteilung Medizinische Mikrobiologie, Professor Uwe Groß.

Die Mediziner-Kollegen in Banda Aceh hätten drei Bereiche genannt, wo sie Unterstützung brauchen, berichtet Groß. So fehle es ihnen in der Molekularbiologie, in der Infektiologie und der Tropenmedizin sowohl an einer ausreichenden Laborausstattung als auch an wissenschaftlichen Kenntnissen. Das nötige Knowhow in der Molekularbiologie soll sich jetzt Ichsan Ichsan in Göttingen aneignen.

Der 28jährige hat in Banda Aceh bereits ein fünfjähriges Medizinstudium absolviert, zwei Jahre als Assistenzarzt in einem Krankenhaus gearbeitet und Studenten in Anatomie ausgebildet. In Göttingen absolviert er zunächst einen Deutschkurs beim Goethe-Institut und beteiligt sich an einigen Arbeitsgemeinschaften, um erste Einblicke in die Molekularbiologie zu erhalten.

Ab dem Wintersemester wird er dann den internationalen Masterstudiengang "Molecular Medicine" absolvieren, danach soll sich die Promotion anschließen. Der 28jährige ist froh über diese Möglichkeit: "Ich hoffe, daß die Kooperation auf Dauer bestehen bleibt."

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