"9/11" hat weltpolitisch eine neue Ära eingeleitet

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Die Terroranschläge vom 11. September 2001 hallen auch fünf Jahre später nach - und die Folgen sind noch immer kaum absehbar. Fast symbolisch ist Ground Zero, wo damals über 2700 Menschen in den Flammen und Trümmern des "World Trade Centers" starben, noch heute eine öde Insel in Manhattan.

Im Bewußtsein der US-Bürger tiefe Spuren hinterlassen

Der Drahtzieher der Terrorakte, El Kaida-Chef Osama bin Laden ist noch immer frei, der Terrorismus nicht besiegt. Und eine neue, sichere Welt, in der sich unter US-Führung Frieden und Freiheit ausbreiten, so wie das US-Präsident George W. Bush versprach, scheint in weiter Ferne.

Im Bewußtsein der US-Amerikaner hat der Anschlag tiefe Spuren hinterlassen, auch wenn sie im Alltag längst zu ihrer sprichwörtlichen Lässigkeit zurück gefunden haben. Die Angst vor neuen Anschlägen hat den Kampf gegen den Terror zum Topthema der US-Politik gemacht - und Bush, der sich als entschlossener "Kriegspräsident" präsentiert, entscheidend geholfen, 2004 wieder gewählt zu werden.

Für Bush und eine Minderheit der Politiker im Westen markiert der Angriff der Terroristen von El Kaida den offenen Ausbruch des Jahrhundert-Konflikts zwischen freiheitsliebenden Nationen und fanatischen Islamisten. Am Tag danach begann für Bush der "weltweite Krieg gegen den Terror", der offensiv, präventiv und notfalls unilateral sein müsse. Aus Sicht der einzig verbliebenen Supermacht wird er heute im Irak und Libanon, morgen möglicherweise gegen den Iran oder Nordkorea geführt.

"9/11", wie Amerikaner das Datum nennen, hat weltpolitisch eine neue Ära eingeleitet. Nach dem Ende des Kalten Krieges und dem Zusammenbruch des Sowjet-Imperiums in den 90er Jahren und einem Jahrzehnt regionaler Konflikte wurde die ganze Welt zum Kriegsschauplatz erklärt - von Bush wie von Islamisten. Nicht nur die Menschen in Afghanistan oder im Irak leiden unter einem kriegerischen Alltag. Die tödliche Bedrohung ist allgegenwärtig geworden.

Die kürzlich aufgedeckten Pläne für Attentate auf Flugzeuge und Bahnen in England und Deutschland belegten erneut, daß der Terrorismus blüht - trotz aller Kriege, neuer Gesetze in vielen Ländern und Milliarden Euro für neue Sicherheitsmaßnahmen. Die Blutbäder nach dem Bombenterror in Madrid, London, Bali oder Bombay sind Menetekel für eine zutiefst unsicher und instabil gewordene Welt. Manche US-Politiker sagen eine noch düsterere Zukunft - das Abgleiten in einen Dritten Weltkrieg - voraus.

"9/11" hat auch Deutschland, wo einige der damaligen Attentäter gelebt hatten, verändert. Der damalige Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) setzte Anti-Terror-Maßnahmen durch, stärkte Verfassungsschutz und Bundeskriminalamt. Die jüngst fehl geschlagenen Bombenpläne bestätigten, daß auch Deutschland längst Zielscheibe islamistischen Terrors ist.

Osama bin Laden trotz hohen Kopfgelds auf freiem Fuß

Das erklärte Ziel, Bin Laden "seiner gerechten Strafe zuzuführen", wurde verfehlt - trotz 25 Millionen Dollar Kopfgeld. Der meistgesuchte Mann der Welt, der im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet vermutet wird, scheint für die USA unauffindbar. In Afghanistan gibt es Zweifel, ob Bin Laden tatsächlich gefaßt werden soll. Andererseits: Ein solcher Coup könnte Bushs geschwächte Position im eigenen Land wieder stärken. (dpa)

Chronologie des 11. September 2001

Fast 3000 Menschen starben bei den Anschlägen vom 11. September 2001. Der Tag begann mit der Entführung von vier Passagierflugzeugen. Der Ablauf der Ereignisse (New Yorker Ortszeit):

8.46 Uhr: Ein Flugzeug rast in den nördlichen Turm des World Trade Centers in New York. Augenzeugen glauben an ein Unglück.

9.03 Uhr: Ein zweiter Jet schlägt in den Südturm ein.

9.05 Uhr: US-Präsident George W. Bush wird beim Besuch einer Grundschule in Sarasota (Florida) vom zweiten Einschlag informiert. Stabschef Andrew H. Card flüstert ihm zu: "Amerika wird angegriffen."

9.30 Uhr: Bush spricht vor Kameras von einer "nationalen Tragödie". Es handele sich offensichtlich um eine Terrorattacke.

9.37 Uhr: Ein drittes Flugzeug rast in das US-Verteidigungsministerium in Arlington bei Washington. Ein Teil des riesigen Gebäudes am Potomac-Fluß wird verwüstet. Das Pentagon, das Weiße Haus, weitere Ministerien und das Kapitol werden evakuiert.

9.55 Uhr: Bush fliegt von Florida mit Ziel Washington ab, ändert aber den Kurs und landet auf der Air-Force-Basis Barksdale im Bundesstaat Louisiana. Von dort reist er nach Nebraska, später nach Washington.

9.59 Uhr: Der Südturm des World Trade Centers stürzt zusammen.

10.03 Uhr: Ein viertes Flugzeug stürzt südlich von Pittsburgh nach einem Kampf im Cockpit auf freiem Feld ab. Passagiere hatten sich gegen die Entführer zur Wehr gesetzt. Die Entführer wollten offenbar Kurs aufs Weiße Haus oder den US-Kongreß nehmen.

10.28 Uhr: Der zweite, nördliche Zwillingsturm stürzt ein.

12.16 Uhr: Die Bundesflugbehörde meldet, daß der Luftraum der USA gesperrt ist. Nur Militär- und Rettungsmaschinen fliegen noch.

13.04 Uhr: Bush versicherAt in einer kurz zuvor aufgezeichneten Fernseh-Ansprache, daß alle nötigen Sicherheitsvorkehrungen getroffen sind.

13.27 Uhr: In Washington wird der Notstand ausgerufen.

20.30 Uhr: Bush kündigt in einer Ansprache an, die Täter gnadenlos zu verfolgen: "Wir werden keinen Unterschied machen zwischen denen, die diese Attacken ausgeführt haben, und denen, die ihnen Schutz bieten."

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