Gute alte Seebestattung ist nicht mehr modern

Immer exklusiver, immer extravaganter - bis ins letzte Detail planen viele Menschen ihre eigene Beerdigung. Gefragt sind völlig neue Bestattungsformen.

Von Anja Krüger Veröffentlicht:
Nicht mehr im Trend: Beisetzung auf See.

Nicht mehr im Trend: Beisetzung auf See.

© Foto: dpa

Der Motorrad-Fahrer wünschte sich eine standesgemäße Beerdigung, er bekam sie: Die geliebte Harley Davidson stand neben seinem Sarg, statt des klassischen Requiems erklang in der Trauerhalle Rockmusik. Der Mann hatte zu Lebzeiten seine Beerdigung bis ins Detail geplant und mit einer Sterbegeldversicherung und Verfügungen sichergestellt, dass seine Wünsche umgesetzt wurden. "Immer mehr Menschen sorgen für die eigene Beerdigung vor", sagt Dr. Rolf-Peter Lange vom Verband Deutscher Bestattungsunternehmer.

Die einen wollen ihren Abschied nicht in die Hand der - wie der Gesetzgeber sie nennt - Bestattungspflichtigen legen, weil sie fürchten, dass die sich für die billigste Lösung entscheiden. Die anderen möchten sicherstellen, dass sie auf eine ganz bestimmte Weise Abschied nehmen. "In Deutschland sind 20 verschiedene Methoden möglich, mit den sterblichen Überresten eines Menschen umzugehen", berichtet Lange.

Asche aus dem Flugzeug

Die traditionellen Erd-, Urnen- und Seebestattungen in verschiedenen Standard- oder Luxusvarianten werden seltener. Dass die Asche eines Gestorbenen über der Nordsee, in der Karibik oder im Elsass aus einem Flugzeug oder einem Ballon gestreut wird, ist gar nicht mehr so extravagant. Ungewöhnlich dagegen ist nach wie vor der Wunsch, die sterblichen Reste einzufrieren - mit der Absicht, sie aufzutauen, wenn der medizinische Fortschritt eines Tages die Wiederbelebung wahrscheinlich erscheinen lässt. "Neue Trends sind die Diamant- und die Weltraumbestattung", berichtet Lange.

Per Satellit ins All

Bei der Diamantbestattung wird ein Teil der Asche zu einem Diamanten gepresst, der den Hinterbliebenen ausgehändigt wird. "Für die Weltraumbestattung werden einige Gramm der Asche des Verstorbenen in einer Kapsel mit einem Satelliten ins All geschossen", erklärt er. Die Aschekapsel umkreist die Erde 250 Jahre, dann verglüht sie. Eine konventionelle Bestattung kostet im Schnitt rund 2500 Euro. Wer möchte, dass seine Asche im Weltraum die Erde umkreist oder als Diamant ein postmortales Dasein anstrebt, muss mindestens das Vierfache ausgeben.

Auch die Sterbegeldversicherer spüren den Wunsch immer mehr Menschen, für den eigenen Todesfall vorzusorgen. Denn viele finanzieren ihre Bestattung mit diesen Verträgen. Bei diesen Policen zahlt der Kunde lebenslang oder bis zu einem bestimmten Zeitpunkt eine bestimmte Prämie, nach seinem Tod bekommen Angehörige oder das mit der Beerdigung beauftragte Bestattungsunternehmen die Versicherungssumme.

Beim auf Senioren spezialisierten Anbieter KarstadtQuelle Versicherungen stieg die Zahl der Sterbegeldversicherungen im Bestand von 71 400 im Jahr 2004 auf 388 900 im vergangenen Jahr. Beim Lebensversicherer Hamburg-Mannheimer ist fast jeder vierte neu verkaufte Vertrag eine Sterbegeldversicherung. Die Policen sind umstritten.

"Es ist möglich, dass bei bestimmten Konstellationen eine Überzahlung eintritt, man also mehr eingezahlt hat, als man heraus bekommt", so eine Sprecherin. "Es kann aber auch umgekehrt sein."

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