Kommentar
Lichtgestalten im Dunkel der Stasi
Ärzte als Stasi-Spitzel? Das können sich viele Bürger kaum vorstellen, zumal im Westen nicht. Warum? Weil Ärzte hierzulande seit vielen Jahren das höchste Vertrauen aller Berufsvertreter genießen - in den alten wie auch in den neuen Ländern.
Und doch haben sich Mediziner in Diensten der Stasi genauso schäbig verhalten wie Spitzel aus anderen Berufen. Manche noch schäbiger. Denn aus Habgier oder Opportunismus haben einige sogar jene verraten, deren Wohl zu schützen sie geschworen haben.
Dokumentationen wie die des Bürgerkomitees Sachsen-Anhalt, welche die Tätigkeiten von Inoffiziellen Mitarbeitern des Ministeriums für Staatssicherheit im Gesundheitswesen der DDR offenlegen, sind daher so ungemein wichtig.
Viel zu selten wird dieses dunkle Kapitel deutscher Medizingeschichte nämlich ausgeleuchtet, viel zu wenige Ärzte beteiligen sich daran. Muss man davon ausgehen, dass manch einer, der in seinem Eifer auch seine ärztliche Schweigepflicht verletzt hat, weiter das Vertrauen seiner Patienten genießt? Diese Vorstellung wird manchen entsetzen.
Gerade jene Ärzte, die sich dem System widersetzt haben und aufgrund ihrer Standfestigkeit womöglich von Stasi-Kollegen bespitzelt wurden, haben eine lückenlose Aufklärung verdient.
Lesen Sie dazu auch den Hintergrund: Ärzte im Dienst der Stasi - wie Mediziner ihre Patienten und Kollegen verraten haben