Jeder zweite Niedergelassene hat einen Spenderpass
Im Vergleich mit der Gesamtbevölkerung tragen Ärzte dreimal so häufig einen Ausweis bei sich.
Veröffentlicht:BERLIN. Fast jeder zweite Niedergelassene hat einen Organspenderausweis. Das geht aus einer am Donnerstag in Berlin vorgestellten Online-Umfrage des Meinungsforschungsinstituts TNS Emnid im Auftrag des Verbandes der privaten Krankenversicherung hervor.
An der Umfrage nahmen 224 Allgemeinmediziner und 276 Fachärzte teil. 248 Mediziner gaben an, einen Spenderausweis ausgefüllt zu haben. Zum Vergleich: In der Gesamtbevölkerung sind laut Deutscher Stiftung Organspende (DSO) nur rund 17 Prozent im Besitz eines Ausweises.
Hat ein Arzt selbst einen Organspenderausweis, steigt laut Umfrage auch die Bereitschaft der eigenen Angehörigen für eine Organspende. So gaben zehn Prozent der Ärzte an, dass außer ihnen alle Familienangehörigen einen Ausweis ausgefüllt haben, weitere 27 Prozent, dass mindestens ein weiterer Angehöriger einen Spenderpass hat. Zwölf Prozent der befragten Mediziner gaben an, dass zwar nicht sie selbst, aber ein anderes Familienmitglied einen Pass hat.
57 Prozent der Ärzte erklärten, dass in ihrer Praxis Informationen zur Organspende sowie Ausweise ausliegen. 23 Prozent haben nach eigenem Bekunden schon an Fortbildungen zum Thema Organspende teilgenommen.
Die Bereitschaft der Ärzte, ihre Patienten gezielt auf das Thema anzusprechen, ist je nach eigener Spendebereitschaft unterschiedlich ausgeprägt: 19 Prozent der Ärzte mit Spenderpass gaben an, ihre Patienten häufig auf das Thema anzusprechen. Bei den Ärzten, die sich noch nicht für eine Organspende entscheiden konnte, war es hingegen nur jeder 25. Mediziner.
Für Professor Günter Kirste, Medizinischer Vorstand der DSO, lässt sich aus der Umfrage dennoch ein Paradigmenwechsel innerhalb der Ärzteschaft ableiten. Die Mediziner sagten inzwischen "Ja zur Organspende", konstatierte der Transplantationsmediziner. "Das ist eine neue Aussage, die hatten wir vor vielen Jahren, noch zu Beginn des Transplantationsgesetzes, in dieser Form noch nicht."
Mit dem Deutschen Hausärzteverband will Kirste jetzt Kooperationsmöglichkeiten ausloten, um Hausärzte stärker für das Thema Organspende zu sensibilisieren. Als Beispiel nannte er zertifizierte Fortbildungen. Der Hausarzt sei für die Bürger der wichtigste Ansprechpartner.
Derzeit warten rund 12 000 Menschen auf ein lebensrettendes Spenderorgan. Täglich sterben drei Patienten, weil weiter nicht genügend Organe gespendet werden. (ble)