Lehrer leiden unter der Missachtung ihres Chefs

Depressionen sind der Hauptgrund für Frühpensionierung bei Pädagogen - mehr Anerkennung ist nötig.

Von Gesa Coordes Veröffentlicht:

MARBURG. Lehrer brauchen Anerkennung von ihren Vorgesetzten und Kollegen. Fehlt die Wertschätzung, steigt das Risiko für Depressionen. Das ist das Ergebnis einer Studie des Instituts für Medizinische Psychologie der Marburger Philipps-Universität, an der die Medizinisch-Psychosomatische Klinik Roseneck in Prien am Chiemsee beteiligt war. Befragt wurden 122 Lehrer, die wegen Depressionen in Behandlung waren, und 122 gesunde Pädagogen.

"Depressive Störungen sind der Hauptgrund für krankheitsbedingte Frühpensionierungen bei Lehrern", erklärt der Marburger Studienleiter Dr. Dirk Lehr, der sich seit zehn Jahren mit der Gesundheit von Lehrern beschäftigt. Etwa 40 Prozent der verbeamteten Lehrer gehen vorzeitig in Pension, mehr als die Hälfte von ihnen wegen psychischer Störungen. Ziel der Forschung war es, nach beruflichen Risikofaktoren zu suchen.

Dabei kommt dem Verhalten der Führungskräfte offenbar eine wichtige Rolle zu. "Wir haben einen sehr starken Zusammenhang zwischen fehlender Wertschätzung und depressiven Störungen festgestellt", sagt Lehr. Aus der Perspektive der Betroffenen fehlten Anerkennung, Entscheidungsspielräume, Unterstützung bei Problemen sowie menschliches und berufliches Interesse von Schulleitern und Kollegen. Die beruflichen Belastungen seien nämlich vor allem dann gesundheitsschädlich, wenn sie nicht durch Wertschätzung seitens Vorgesetzter und Kollegen honoriert werden, sagt Lehr.

Wenn Vorgesetzte tatsächlich etwas ändern wollen, ist aus Sicht von Lehr ein Ausweg möglich: in Weiterbildungen werden kreative Wege gefunden, wie Schulleiter mehr Wertschätzung ausdrücken können.

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