"Jaja, der Opa will mal wieder nichts hören"

Peinliche Situationen sind für Patienten mit Altersschwerhörigkeit oft der Alltag. Die Seniorenliga und der Berufsverband der HNO-Ärzte starten nun eine Info-Kampagne.

Veröffentlicht:

BERLIN (inh). Die Hemmschwelle für Menschen mit einer Sinnesbehinderung, zu ihrer Krankheit zu stehen und sich damit in Behandlung zu begeben, ist immer noch sehr hoch. Das sagten Experten zum Auftakt einer jetzt gestarteten Infokampagne "Hören ist Lebensfreude".

Die von der Deutschen Seniorenliga initiierte Kampagne soll für das Thema sensibilisieren und die öffentliche Akzeptanz stärken. "Gerade die Altersschwerhörigkeit geht oft unter in der öffentlichen Wahrnehmung, wird von der Umwelt verharmlost oder ins Lächerliche gezogen", so Professor Arneborg Ernst, Direktor der HNO-Klinik im Unfallkrankenhaus Berlin. "Da heißt es dann zum Beispiel in der Geburtstagsrunde von den jüngeren Familienmitgliedern: ‚Jaja, Opa will mal wieder nichts hören‘", beschreibt Ernst eine typische Alltagssituation von altersschwerhörigen Patienten.

Das Problem sei gerade bei Altersschwerhörigkeit, dass diese ja nicht über Nacht käme, erklärt Dr. Matthias Lohaus, Landesvorsitzender Berlin des Deutschen Berufsverbandes der HNO-Ärzte. "Die Patienten nehmen das selber gar nicht so differenziert wahr. Ihre Hörleistung wird schlechter, die unangenehmen Situationen nehmen zu und werden nach und nach vermieden", so der HNO-Arzt. Soziale Isolation und damit einhergehend nicht selten auch Depressionen sind die Folge.

Für die Infokampagne wurden eine Fachbroschüre und eine Broschüre für Patienten und ihr soziales Umfeld erstellt. Die Fachbroschüre richtet sich auch an Allgemeinmediziner oder geriatrische Mediziner. "Wir wollen einen möglichst informierten Patienten zu einem möglichst informierten Arzt schicken", erklärt Erhard Hackler, Geschäftsführender Vorstand der Deutschen Seniorenliga. Im Rahmen der Kampagne sind für den 21. März, am "Tag der Sinne", öffentliche Informationsveranstaltungen in der Urania Berlin geplant.

Mehr zum Thema

Freiwillige Selbstverpflichtung reicht Minister nicht

Özdemir will Lebensmittelproduzenten Reduktionsziele vorgeben

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen