Kickbox-Weltmeisterin mit Medizinstudium

Promovierte Ärztin, gefragtes Cover-Girl und Weltmeisterin im Kickboxen - das ist Christine Theiss. Mit viel Disziplin schaffte sie neben den sportlichen Erfolgen auch ihr Staatsexamen und die Promotion in der Regelstudienzeit.

Von Pete Smith Veröffentlicht:
Als unheimlich diszipliniert kann man Dr. Christine Theiss beschreiben: Sie ist Kickbox-Weltmeisterin und Ärztin.

Als unheimlich diszipliniert kann man Dr. Christine Theiss beschreiben: Sie ist Kickbox-Weltmeisterin und Ärztin.

© Voltaren

Als Christine Theiss im Sommer 2008 aus der Hand des damaligen Ministerpräsidenten Günther Beckstein den Bayerischen Sportpreis entgegennahm, ließ sich jener zu einem typisch männlichen Satz hinreißen: "Sie ist sportlich, hübsch und erschreckend gescheit." Was Beckstein außer Fassung brachte, war die Tatsache, dass die Geehrte gleich mehrere Talente auf sich vereint: Christine Theiss ist nicht nur Weltmeisterin im Kickboxen und begehrtes Cover-Girl, sondern zudem und nicht zuletzt promovierte Ärztin.

Christine Theiss wurde 1980 in Greiz in Thüringen geboren. Ihre Eltern, beide Ärzte, reisten 1984 aus der DDR aus und ließen sich in Bayreuth nieder. Christine war sieben Jahre alt, als sie zum ersten Mal einen Kickboxkampf erlebte. Eine Freundin hatte sie mit zum Training genommen und damit den Grundstein zu einer einzigartigen Karriere gesetzt.

"Damals spielte die Sportart selbst noch keine große Rolle", erinnert sich Christine Theiss, "die Freunde waren wichtig und die Trainer, die den Spaß am Sport vermittelten." Der Spaß indes verwandelte sich bald in Faszination und schließlich in Leidenschaft, die sie bis heute nicht loslässt. "Was mich so unglaublich fasziniert, ist seine Vielseitigkeit", schwärmt Christine Theiss. "Und der Zweikampfcharakter, man ist allein verantwortlich für das, was man tut."

Dreizehn Jahre lang trainierte Christine Theiss im Karate Dojo Aleksandar Verein in Bayreuth das so genannte Semikontakt-Kickboxen, bevor sie sich nach einer zweijährigen Pause 2003 dem Vollkontakt-Kickboxen zuwandte. In München lernte sie die Brüder Steko kennen, in deren Kampfsportzentrum Christine Theiss auch heute noch trainiert. "Die Brüder Mladen und Pavlica Steko bieten mir alles, was man sich für den sportlichen Erfolg nur wünschen kann", fasst sie zusammen, "hochprofessionelles Training, das auf den modernsten Erkenntnissen basiert, eine perfekte Organisation im Hintergrund und last but not least ein persönliches, familiäres Klima." Der ehemalige Kickbox-Weltmeister Mladen Steko ist heute auch ihr Trainer und Manager.

Der sportliche Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Deutsche Meisterin, Vize-Europameisterin, Europameisterin - für Christine Theiss ging es kontinuierlich nach oben. 2005 wurde sie in Niagara Falls (USA) zur Amateurweltmeisterin im Kickboxen gekürt. Anfang 2006 wechselte sie ins Profilager. Bereits anderthalb Jahre später erklomm sie den Gipfel ihrer Karriere. Am 25. Mai 2007 erkämpfte sie sich in Vilamoura in Portugal gegen Rachel Kirkhouse aus Wales den WM-Gürtel nach Version der World Association of Kickboxing Organizations (WAKO), des bedeutendsten internationalen Fachverbands für Kickboxen.

Es sagt einiges über Christine Theiss aus, dass sie nur wenige Monate später, nämlich am 6. November 2007, ihr Staatsexamen in Medizin bestand - mit der Gesamtnote 2. Trotz des zeitintensiven Trainings als Kickboxerin benötigte sie dazu kein Semester mehr als die Regelstudienzeit. Wie man das schafft? "Durch den Sport bin ich viel konzentrierter und effektiver", sagt sie im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung". Von ihrer unglaublichen Disziplin erfährt man nur in Nebensätzen. Beispielsweise dass sie auch während des PJ zweimal täglich trainierte und deshalb schon im Morgengrauen aufstehen musste. Oder dass sie selbst am Tag ihres Staatsexamens auch noch zum Training fuhr.

Auch Christine Theiss‘ zweite Leidenschaft, die Medizin, wurde bereits in ihrer Kindheit geweckt. Ihre Eltern - die Mutter ist Allgemeinärztin, der Vater Internist - waren ihr ein Vorbild, trotzdem ließen sie ihr bei der Berufswahl freie Hand. Unsicher, ob sie Sport oder Medizin studieren sollte, arbeitete Christine Theiss nach ihrem Abitur zunächst einige Zeit als Arzthelferin in der Praxis der Eltern. "Da habe ich Blut geleckt", sagt sie, "und gleich an der Ludwig-Maximilian-Universität mein Medizinstudium begonnen."

Im Dezember 2005 heiratete Christine Theiss ihren Mann Hans. Auch er ist Arzt, genauer Facharzt für Kardiologie. Gemeinsam mit ihrem Boxer(!)-Hund Tiffany lebt das Paar in München.

Inzwischen ist Christine Theiss auch promoviert. Ihre Dissertation trug den Titel "G-CSF-Therapie zur adjuvanten Behandlung des verzögert revaskularisierten Myokardinfarktes". Den Dr. med. trägt sie seit Dezember 2008. Ein Titel, dem sie die möglichen sportlichen Titel jedoch noch nicht opfern möchte. Daher hat sie ihre medizinische Karriere vorerst auf Eis gelegt.

Wie lange sie das Kickboxen auf höchstem Niveau betreiben kann, darüber hat Christine Theiss klare Vorstellungen. "Mit 32 möchte ich aufhören", sagt sie. Das wäre in zwei Jahren. Ob sie dann noch in einem Krankenhaus Fuß fassen kann und will, bezweifelt sie. Auch eine eigene Praxis komme für sie eher nicht in Frage. Gern würde sie Medizin und Medien verknüpfen, am liebsten im Fernsehen. Hier kann die promovierte Kickbox-Weltmeisterin schon Erfahrungen vorweisen. Allein 2008 war sie mehr als 40 Mal im TV zu sehen - unter anderen bei Günther Jauch, Johannes B. Kerner und Stefan Raab. Zum Boulevard will sie eher nicht. Der nennt sie in ihrer Heimatstadt "Dr. Kick" und schmachtet: "Von dieser Frau würde sich jeder Mann gern verprügeln lassen." Typisch männlich eben.

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