Klinik-Kindergarten, herzlich willkommen!

Öde und langweilig kann es werden, wenn die Mutter einen Patienten in der Klinik besucht, und die Kinder mit dabei sein müssen: Im Uni-Klinikum Marburg ist dafür eine ganz spezielle Lösung gefunden worden.

Von Gesa Coordes Veröffentlicht:
Keine Langeweile, während Mama einen Angehörigen in der Klinik besucht: Linus und Daniel haben Spaß an der Eisenbahn.

Keine Langeweile, während Mama einen Angehörigen in der Klinik besucht: Linus und Daniel haben Spaß an der Eisenbahn.

© Coordes

MARBURG. Der dreijährige Linus geht schnurstracks auf die Eisenbahn zu. Die Holzlokomotiven sind der Renner im Besucherkindergarten des Marburger Universitäts-Klinikums. Linus' Schwester Leonie malt lieber Schneebilder: "Eigentlich ist es blöd, im Krankenhaus zu sein", sagt die Achtjährige. Doch im Besucherkindergarten im Mutter-Kind-Zentrum fühlt sie sich wohl.

Mitarbeiterinnen des Kinderschutzbunds helfen

Die Kinder im Spielzimmer sind in der Regel gesund. Ihre Eltern nutzen die Zeit, um in Ruhe Kranke besuchen zu können. Seit vier Jahren gibt es das Angebot, das von ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen des Marburger Kinderschutzbundes aufrecht erhalten wird: "Es gab schon einen Besuchsdienst und einen Kindergarten für die kranken Kinder", erklärt Dorothee de la Motte vom Kinderschutzbund Marburg: "Aber die Eltern wussten oft nicht, wo sie ihre gesunden Kinder unterbringen sollten, während sie die kranken Geschwister besuchten." Der Besucherkindergarten entspannt die Situation für Kinder und Eltern.

Der Bedarf ist hoch: Jede Woche kommen etwa 50 Mädchen und Jungen, unter ihnen auch sehr viele Schulkinder. Damit gehört die Marburger Universitätsklinik zu den wenigen Krankenhäusern mit so einem Angebot. In Hessen gibt es nur zwei weitere Besucherkindergärten in Wetzlar und Darmstadt. "Die meisten Leute sind erstaunt, dass es das Projekt gibt", erzählt Koordinatorin Helga Gold. Eine Anmeldung für den Besucherkindergarten im Foyer des Mutter-Kind-Zentrums ist übrigens nicht nötig.

Betreuerin Anna Vogler hat gerade wieder zwei Kinder ins Spielzimmer gelockt. Neugierig schauen sie sich die mit bunten Bildern und Tierfiguren geschmückten Glasflächen des Besucherkindergartens an. Hier können sie kleine Häuser bauen, die Murmelbahn klingeln lassen und Lotti Karotti spielen. Anna Vogler knetet gern mit den kleinen Besuchern - zum Beispiel Namensschilder für neugeborene Geschwister. "Ich habe irrsinnig viel Freude damit", sagt die 62-Jährige, die einst Erzieherin werden wollte.

Schulungen und Supervision

Für die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen gibt es Schulungen und regelmäßige Supervision, betont Koordinatorin Helga Gold. Schließlich bringen die kleinen Besucher und ihre Eltern mitunter richtig große Sorgen mit.

"Manchmal ist es schwer für die Kleinen", weiß Anna Vogler. Lange ging ihr die Szene von der Mutter eines sterbenden Säuglings nach, die ihren Kummer im Besucherkindergarten erzählte. Da sagte der sechsjährige gesunde Sohn: "Mama, du hast ja immer noch mich."

Es kommt aber nicht nur der Nachwuchs von Besuchern, sondern es kommen auch kleine Langzeitpatienten, die fit genug sind, um zwischendurch ihre Station zu verlassen und zu spielen. Das sind Kinder, die unter Krebs, Rheumaschüben oder Muskelkrankheiten leiden: "Wir helfen den Kindern, auf andere Gedanken zu kommen", erklären die Betreuerinnen.

Die gesunden Kinder erzählen beim Malen und Spielen meist einfach nur von ihrem Alltag - vom Fußball, vom Kindergarten oder der Schule. Anna Vogler verrät, worauf es ihr bei ihrer Arbeit ankommt: "Ich versuche, so mit ihnen zu spielen, dass sie wieder fröhlich und glücklich zur Tür hinausgehen."

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