Felix-Burda-Gala: Ausgezeichnete Darmkrebsaufklärung

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Schlussbild der Gewinner des diesjährigen Felix Burda Awards mit Dr. Christa Maar (3.v.l.).

Schlussbild der Gewinner des diesjährigen Felix Burda Awards mit Dr. Christa Maar (3.v.l.).

© Felix Burda Stiftung

10 Jahre Darmkrebsaufklärung - für Christa Maar Anlass zurückzublicken auf den Verlust ihres Sohnes Felix. Eine neue Ära der Krebsprävention begann.

Von Wolfgang van den Bergh

Sichtlich bewegt tritt Dr. Christa Maar ans Mikrofon, um die 300 Gäste zur 9. Felix Burda Award-Verleihung im Hotel Adlon Kempenski Berlin zu begrüßen. Das erste Mal in der zehnjährigen Geschichte der Stiftung stellen Dr. Christa Maar und Dr. Hubert Burda ihren Sohn Felix, der im Alter von 31 Jahren gestorben ist, in den Mittelpunkt der Veranstaltung.

Bis zum Alter von 31 Jahren sei Felix kerngesund gewesen, sagt Christa Maar mit gebrochener Stimme. Doch der Schein trügt, denn die Erkrankung, die bei dem jungen Vater zweier Kinder festgestellt wird, ist tödlich: Darmkrebs im fortgeschrittenen Stadium. Danach lebt Felix noch zwei Jahre. Heute sagt Christa Maar: "Wäre mein Sohn mit Mitte 20 zur Darmspiegelung gegangen, dann würde er noch leben und könnte seine Kinder aufwachsen sehen."

Seit zehn Jahren kämpft die Präsidentin der Felix Burda Stiftung für die Prävention. Ein Verdienst war sicherlich die Aufnahme der Vorsorge-Koloskopie in den Leistungskatalog der GKV 2002. Bis heute seien etwa 4,5 Millionen Koloskopien gemacht worden.

Mehr als 100 000 Menschenleben sind dadurch gerettet worden. Und dennoch gibt sich Christa Maar mit dem Erreichten nicht zufrieden, sie will die Vorsorge-Koloskopie auch für Menschen durchsetzen, die eine elterliche Vorbelastung haben.

Ihre Kritik: Es sei ein unhaltbarer Zustand, dass das System so unbeweglich ist. Zusammen mit Professor Jürgen Riemann, Vorstand der Stiftung LebensBlicke, beklagt sie, dass positive Ansätze, wie etwa das Einladeverfahren nicht konsequent von der Politik unterstützt werden.

Christa Maar: "Wenn ich einen Wunsch zum zehnjährigen Jubiläum habe, dann ist es der, dass die Vorsorge auf Personen ausgeweitet wird, die ein erhöhtes familiäres Risiko haben."

In den letzten zehn Jahren ist der Einsatz der Felix-Burda-Stiftung belohnt worden, nicht zuletzt durch öffentlichkeitswirksame Aktionen, zu denen sich immer wieder Stars und Prominente aus dem Show-Business bereit erklären. In jedem Jahr werden in fünf Kategorien Preise vergeben. Im Mittelpunkt stehen innovative und kreative Aktionen rund um die Darmkrebs-Prävention.

In der Kategorie Journalism for Prevention wurde der freie Journalist Golo Willand ausgezeichnet. Er hatte in einem Beitrag die Sicht eines Patienten und die Sicht eines Gastroenterologen in den Stunden vor der Koloskopie beschrieben. Der Titel seiner Story: "8 Minuten, die (vielleicht) Ihr Leben retten". Insgesamt erschien der Beitrag in einer Auflage von 286.000 Exemplaren. Die Jury lobte vor allem den Tagebuch-artigen Ansatz seiner Geschichte. Vor einem Jahr hatte SpringerMedizin und damit die "Ärzte Zeitung" diesen Preis gewonnen.

In der Kategorie Medical Prevention ging der Preis an Professor Thomas Rösch. Ihm und seinem Berliner Ärzteteam gelang es, die Daten von 12.000 Patienten zu Komplikationsraten nach Koloskopien sowie die persönliche Einschätzung zur Vorsorge auszuwerten. Die Jury lobte die sehr gute Zusammenarbeit zwischen Niedergelassenen und Klinikern.

Dr. Andrea Stahl und Dr. Volker List erhielten den Award Prevention at Work. Beide Mitarbeiter des Karlsruher Instituts für Technologie wurden auch für ihr Durchhaltevermögen ausgezeichnet. Erst im dritten Anlauf gelang es dem Team, 2009/2010 über 50 Prozent ihrer 2400 angeschriebenen Mitarbeiter von der Darmkrebsvorsorge zu überzeugen.

In der Kategorie Public Prevention wurde der Preis zweimal verliehen. "Platzverweis für den Darmkrebs." Mit diesem populistischen Titel wurden die Fans des 1. FC Köln im Herbst 2010 dazu aufgefordert, sich der Darmkrebsvorsorge zu unterziehen.

Mit Fanartikeln sollte die Motivation gesteigert werden. Dafür erhielt AOK-Rheinland/Hamburg-Chef Wilfried Jacobs den Preis. Pikant dabei: Der Preis war mit 5000,- Euro von der Techniker Kasse gestiftet. Jacobs nahm den Preis entgegen lehnte den Scheck allerdings ab.

Den erhielt Heide Lutter. Sie leidet am Lynch-Syndrom, erkrankte vor zehn Jahren an Darmkrebs und überlebte. Ihre Mutter, ihre Großmutter und ihre Tante waren an Darmkrebs gestorben. Seit dieser Zeit setzt sich Heidi Lutter in der Familienhilfe Darmkrebs für die Aufklärung mit Blick auf erblich bedingten Darmkrebs ein.

Eine Überraschung erlebte Professor Reinhold Stockbrügger von der United European Gastroenterology Federation (UEGF). Neben den fünf Kategorien verlieh die Stiftung erstmals einen Europapreis. Die Auszeichnung galt der erfolgreichen Kampagne zur EU-weiten Einführung des Darmkrebsscreenings. Ziel ist es, die Kampagne zur Darmkrebsprävention zu einer EU-Angelegenheit zu machen, so die Begründung.

Den Award Stars for Prevention erhielt der Schauspieler Erol Sander. Er unterstützt die Stiftung bereits seit ihrem Bestehen. Wegen Dreharbeiten konnte er den Preis nicht entgegennehmen. In einer Video-Botschaft sagte er, dass Felix‘ Wunsch in Erfüllung gegangen sei. Kurz vor seinem Tod hatte er sich gewünscht, dass sich eine Stiftung dafür einsetzen solle, anderen Menschen sein Schicksal zu ersparen.

Informationen zu Darmkrebs für Interessierte und Risikogruppen

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