Buchmesse

Digitalisierung wälzt den Markt um

Tablet-PC und elektronische Bücher haben den Buchmarkt revolutioniert. Im Fokus der Frankfurter Buchmesse stehen daher neue Geschäftsmodelle auf Basis der digitalen Technologien. Experten sehen darin das größte Wachstumspotenzial.

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Auch vor den Hallen lädt die Frankfurter Buchmesse zum Lesen ein. Daniela Sacchi bestückt die Regale der Freiluftbibliothek Stadtlesen 2012.

Auch vor den Hallen lädt die Frankfurter Buchmesse zum Lesen ein. Daniela Sacchi bestückt die Regale der Freiluftbibliothek Stadtlesen 2012.

© dpa

FRANKFURT/MAIN (dpa). Die Frankfurter Buchmesse hat am Mittwoch ihre Tore für das Fachpublikum geöffnet. Rund 7300 Aussteller aus mehr als 100 Ländern sind beim weltgrößten Branchentreff vertreten.

Im Mittelpunkt stehen die Umwälzungen auf dem Buchmarkt. Die digitalen Technologien ermöglichen neue Produktideen und Geschäftsmodelle, etwa das Selbst-Publizieren von Autoren im Internet.

Der Direktor der Frankfurter Buchmesse, Juergen Boos, sprach von einem "Urknall im Publishing".

Ehrengast der Buchmesse ist in diesem Jahr Neuseeland. Ein weiterer Schwerpunkt ist den Kinder- und Jugendmedien gewidmet.

Bis zum Sonntag werden auf der Frankfurter Buchmesse knapp 300.000 Besucher erwartet. Am Wochenende ist die Messe auch für das allgemeine Publikum zugänglich.

Der deutsche Buchhandel blickt in eine ungewisse Zukunft. Bislang verzeichne die Branche in diesem Jahr im stationären Handel ein Minus von 4,7 Prozent, sagte der Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Gottfried Honnefelder, am Dienstag in Frankfurt.

Er hoffe aber auf einen Endspurt im Weihnachtsgeschäft. Zum schlechten wirtschaftlichen Umfeld der gestern gestarteten Buchmesse sagte er: "Ich halte das für eine Zahl, über die man nachdenken muss."

Springer auf der Frankfurter Buchmesse

Seit 170 Jahren steht Springer für Wissenschaft und Forschung und ist heute weltweit einer der führenden Wissenschaftsverlage. Bei der Frankfurter Buchmesse soll Besuchern gezeigt werden, wie sich das umfassende digitale Archiv Springer Book Archives entwickelt hat. Es ist ein Beispiel dafür, dass Springer an die Zukunft des Buches glaubt: The book will never die!

Springer wird möglichst alle Bücher digitalisieren, die seit 1842 im Verlag erschienen sind. Viele davon waren ‚nicht mehr lieferbar‘, doch genau diesen Status wird es in Zukunft nicht mehr geben.

Der Springer-Stand mit über 270 m² in Halle 4.2 der Frankfurter Messe gibt einen Einblick in die Geschichte und Zukunft von Springer. Gezeigt werden wertvolle historische Bücher neben Neuerscheinungen in elektronischen Buchregalen. Darüber hinaus gibt es Einblicke in die Vielfalt der Plattformen und eProducts, die sehr spezifisch auf die Bedürfnisse der Kunden zugeschnitten sind. (eb)

Nach einer Studie der Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCooper (PwC) wächst der Umsatz mit elektronischen Büchern in Deutschland dreistellig. Insgesamt blieben die Erlöse auf dem Buchmarkt im Vergleich zum Vorjahr stabil, teilte PwC am Dienstag mit.

Trotz rückläufiger Geschäfte im ersten Halbjahr erreiche der deutsche Buchmarkt im laufenden Jahr einen Umsatz von 9,6 Milliarden Euro.

Der Absatz von E-Books steigt der Studie zufolge 2012 um mehr als 260 Prozent auf 175 Millionen Euro. "Die Verlagerung von Inhalten und Vertrieb ins Internet verändern den Buchmarkt rasant", sagte Werner Ballhaus, Bereichsleiter bei PwC.

"Die Digitalisierung bleibt der wichtigste Wachstumstreiber für die kommenden Jahre." Der Umsatzanteil elektronischer Bücher am Belletristikmarkt werde laut PwC-Prognose 2016 bereits bei 13 Prozent liegen.

Smartphone und Computer statt Buch und Zeitung? Die Sorge vieler Eltern, Lesen spiele im Leben ihrer Kinder eine immer geringere Rolle, ist Studien zufolge unbegründet. Unter Erwachsenen hingegen hält sich die Lust am Lesen in Grenzen.

Großes Interesse an Literatur zeigt nur jeder Fünfte. Einige Zahlen und Fakten zur Leselust der Deutschen, zeigen aber auch: Es gibt auch positive Entwicklungen für die Verlage.

Jeder private Haushalt in Deutschland gibt dem Statistischen Bundesamt zufolge pro Jahr im Schnitt rund 400 Euro für Gedrucktes aus - davon 148 Euro für Romane, Sach-, Kinder- und Lehrbücher.

44 Prozent der Jugendlichen sind einer Studie zufolge regelmäßige Leser, 1998 waren es noch 38 Prozent. Nur ein Prozent der Befragten verwendet E-Books.

Mädchen greifen häufiger zum Buch als Jungen: 54 Prozent täglich, aber nur 35 Prozent der Jungen. Für 12 Prozent der Mädchen spielt Literatur keine Rolle, unter den Jungen sind es 22 Prozent.

Der Trend setzt sich unter Erwachsenen fort: 45 Prozent der Frauen lesen mehrmals pro Woche, aber nur 30 Prozent der Männer.

Knapp 19 Prozent der Deutschen sind einer repräsentativen Umfrage von 2010 zufolge besonders an Literatur interessiert. Die Zahl der Nichtleser ist gestiegen: 20,2 Prozent, nach nur 16,2 Prozent 2007.

Die meisten Deutschen (57 Prozent) haben weniger als 50 Bücher im Regal, nur sechs Prozent der Bevölkerung besitzen über 250 Bücher.

Nur gut drei Millionen Deutsche haben im vorigen Jahr 20 oder mehr Bücher gekauft. Mehr als 26 Millionen der Befragten ab 14 Jahren gaben an, sie hätten 2011 überhaupt kein Buch gekauft.

Gleichwohl nimmt der Umsatz auf dem deutschen Buchmarkt langsam, aber stetig zu. Er könnte Statistikern zufolge 2013 erstmals über der Grenze von zehn Milliarden Euro liegen.

Auf dem deutschen Buchmarkt gab es 2011 mehr als 82.000 Neuerscheinungen. Vor zehn Jahren waren es noch knapp 60.000.

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