Löwenknochen

Fragwürdige Heilmittel

Knochen von afrikanischen Löwen werden in Asien als Mittel gegen Asthma und Impotenz angepriesen. Tierschützer fürchten um den Bestand der Tiere.

Von Melissa Butland Veröffentlicht:
Zwei Löwen im südafrikanischen Sanbona Wildlife Reserve. In Wildparks können Touristen eine Lizenz zum Töten des Königs der Tiere erwerben.

Zwei Löwen im südafrikanischen Sanbona Wildlife Reserve. In Wildparks können Touristen eine Lizenz zum Töten des Königs der Tiere erwerben.

© dpa

KAPSTADT. Nicht nur Nashorn und Elfenbein sind auf den asiatischen Märkten von Quacksalbern und "traditionellen" Apothekern heiß begehrt. Auch die Nachfrage nach Löwenknochen wächst.

Bis zu 7600 Euro zahlen Kunden in Asien für ein Skelett des Königs der Tiere. Apotheker preisen Pulver und Tabletten aus Löwenknochen als Heilmittel für Krankheiten von Asthma bis zu Impotenz an.

"Tigerwein" beliebt

Vor allem der "Tigerwein" ist populär - da der Handel mit Tigerknochen aber schon lange geächtet ist, werden stattdessen Löwenknochen in Whisky eingelegt und als eine Art "Tigerwein" verkauft.

Tierschützer fürchten, dass bald auch der Bestand an wilden Löwen in Afrika gefährdet sein könnte. Denn im Gegensatz zu Nashörnern oder Elefanten gibt es kaum eine politische Lobby, die Alarm schlägt.

Es war ein Triumph für die Löwenzüchter und Jäger in Südafrika, als Umweltministerin Edna Molewa im Mai ein Verbot des Handels für Löwenknochen abschmetterte.

Der Handel habe keinen "negativen Einfluss auf das Überleben der Art in der Wildnis", begründete die Regierung in Pretoria.

Lizenz zum Töten gegen Bares

20.000

In Südafrika gibt es etwa 2000 wild lebende Löwen. Die für den Export bestimmten Knochen seien lediglich ein "Abfallprodukt der in Gefangenschaft gezüchteten Löwen", betonte Molewa.

2009 wurden aus Südafrika 92 Gerippe der Großkatze ausgeführt, ein Jahr später waren es schon 235; obwohl noch keine Daten vorliegen, befürchtet der Naturschutzverband WWF, dass seither die Zahl weiter gestiegen ist.

Quelle der Skelette sind die legal erlegten Löwen in Wildparks. Jährlich besuchen Tausende Touristen diese privaten Gehege, um Tiere zu beobachten und zu fotografieren.

Aber für viel Geld gibt es auch die Lizenz zum Töten: Bis zu 40.000 US-Dollar zahlen Großwildjäger aus aller Welt, um einen Löwen abschießen zu dürfen. Dafür können sie dann ihre Jagdtrophäen mit nach Hause nehmen. Die Knochen werden von den Wildparkbesitzern verkauft.

Nirgendwo gibt es mehr Löwenjagden als in Südafrika, sagt Chris Mercer von der "Campaign Against Canned Hunting". Es sei auch das einzige Land, das Löwenknochen offiziell exportiere.

Der Vorsitzende des südafrikanischen Wildzuchtverbands, Pieter Potgieter, meinte, der Knochenhandel der in Gehegen gezogenen Löwen nütze letztendlich ihren wild lebenden Artgenossen. Niemand müsse sich aufs Wildern einlassen, wenn man die Knochen legal kaufen könne.

Plakate aufgehängt - kurz darauf waren sie schon wieder weg

Mit Plakaten fordert Avaaz, den Handel mit Löwenknochen zu stoppen.

Mit Plakaten fordert Avaaz, den Handel mit Löwenknochen zu stoppen.

© dpa

Die Tierschützer aber sind alarmiert. "Der Löwenknochenhandel bedeutet das Todesurteil für die wilden Löwen Südafrikas", meint Emma Ruby-Sachs, Leiterin einer Kampagne gegen den Handel mit Löwenknochen.

Die Juristin der New Yorker Kampagnen-Organisation Avaaz befürchtet, dass die Nachfrage aus Asien schnell das Angebot von Knochen legal geschossener Löwen übersteige. Dann würden auch wilde Löwen Opfer der Wilderer.

Avaaz startete eine Kampagne und forderte auf großen Plakaten etwa am Flughafen in Johannesburg den Stopp des Löwenknochenhandels. Die Plakate wurden aber rasch entfernt, der Flughafen fürchtete wohl einen Imageschaden für das Touristenland Südafrika.

Ein Problem der Tierschützer ist, dass sie sich nur auf Beobachtungen stützen können. Zahlen über gewilderte Löwen gebe es kaum.

Die Überreste eines Löwen seien im Gegensatz zu denen tonnenschwerer Elefanten und Nashörner einfach zu beseitigen, sagt Kat. Nur selten finde man die Überreste, Aasfresser seien meist schneller.

Viele Tiere landen in privaten Wildparks

"Wir sehen seit 2010 vor allem in Laos und Vietnam ein riesiges Angebot an Löwenknochen. Es sind viel mehr als legal exportiert wird. Das legt die Vermutung nahe, dass es sich auch um Knochen gewilderter Löwen handelt."

Doch es sind nicht nur Wilderer, die die Nachfrage aus Fernost stillen und daran verdienen wollen. Auch die südafrikanischen Farmer sollen in illegale Geschäfte verwickelt sein.

So berichtete die südafrikanische Zeitschrift "Mail & Guardian", dass wilde Löwen und Löwenjungen von Schmugglern von Botsuana nach Südafrika geschmuggelt würden. Die Tiere landeten in den privaten Wildparks.

Dafür gibt es laut Kat zwei Gründe. Zum einen seien die Zuchtlöwen der Farmer genetisch so verarmt, dass sie frisches Blut für ihre Zucht brauchten. "Auf der anderen Seite, schießen Safari-Touristen die wilden Löwen ab.

Weil die Behörden nicht feststellen können, ob es sich um Knochen eines wilden oder eines gezüchteten Löwen handelt, können die Farmer die Knochen ganz legal exportieren."

Der Gewinn für die Farmer sei jedoch bei Knochen wilder Löwen viel höher. (dpa)

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