Medizin und Literatur

Ärztin und Autorin aus Leidenschaft

Eigene Praxis und Romane schreiben - das gehört für die Hamburger Ärztin Dr. Petra Gebhardt zu ihrem Leben. Für ihre Romanfigur Dr. Bartel hat sie sich von ihrem Erfahrungen im Praxisalltag inspirieren lassen.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:
Schreiben und Lesen sind ihre Leidenschaften: Dr. Petra Gebhardt aus Hamburg vor ihrer Bücherwand.

Schreiben und Lesen sind ihre Leidenschaften: Dr. Petra Gebhardt aus Hamburg vor ihrer Bücherwand.

© Schnack

HAMBURG. Die Zweifel hatten den frisch niedergelassenen Arzt Birger Bartel aus dem Bett getrieben: Am Tag seiner Praxiseinweihung fragt sich der junge Mediziner, ob er alles richtig gemacht hat.

Die Figur aus dem Roman von Petra Gebhardt erlebt in den kommenden 15 Jahren vieles, was Hausärzten bekannt vorkommen dürfte: schwere Erkrankungen und Bagatellen, dankbare und dreiste Patienten, nervige Kassenanfragen, Überforderung und Selbstzweifel, aber auch die glücklichen Momente, wenn er in seinem Beruf Menschen helfen konnte.

Um diesen Hausarztalltag herum hat Gebhardt eine private Achterbahnfahrt gestrickt, die Bartel oft als Dummbartel dastehen lassen - bis sich alles in einem fulminanten Ende klärt.

"Doktor Dummbartel" ist der vierte Roman aus der Feder der schreibenden praktischen Ärztin Dr. Petra Gebhardt, die ihre Romane im Wohnzimmer, nur wenige Meter neben dem Sprechzimmer, verfasst.

Praxis ohne Angestellte

Gebhardt unterscheidet sich nicht nur durch ihre Schreibleidenschaft von ihren Kollegen. In ihrer Praxis in Harburg, am südlichen Stadtrand von Hamburg, kommt sie ohne Angestellte aus.

Patienten begrüßt sie persönlich und so bleibt es auch: Auf EDV verzichtet die sechsfache Mutter weitgehend. Dafür entdecken Patienten in ihrem Wartezimmer die geschriebenen Werke der Ärztin, die sie dort auch kaufen können.

Schreiben und praktizieren direkt nebeneinander, dies vermittelt sie auch auf ihrer Homepage, die sich unter dem Motto "Meine Praxis und meine Bücher" an Patienten und Leser zugleich wendet.

Den bei Books on Demand herausgegebenen Roman "Doktor Dummbartel" haben bislang rund 200 Menschen gekauft und viele ihrer Patienten sprechen sie anschließend auch darauf an.

Während ihre Leser in Bartel eine "schöne Figur" sehen, sagt Gebhardt wenig schmeichelhaft über ihn: "Er ist nicht ganz ernst zu nehmen, er lässt sich von vielen hereinlegen. Arzt ist er von Beruf, weil ich mich dann besser in ihn hineinversetzen kann."

Auch bei den Patientengeschichten ließ sich Gebhardt vom eigenen Praxisalltag inspirieren - wieder erkannt hat sich jedoch niemand.

Warum Gebhardt schreibt? "Ein Freund hat mir dazu geraten. So bin ich mit kleinen Geschichten angefangen", erinnert sich die Ärztin, die zunächst nur für ihre Kinder schrieb.

Der nächste Roman ist fast fertig

Die Leidenschaft dafür liegt in der Familie: Gebhardts Vater war Redakteur beim Bremer "Weserkurier" und ihre Tochter ist ebenfalls Journalistin.

Die Ärztin selbst liest am liebsten Theodor Fontane, ihr Bücherregal zeugt aber von einem breiten Interesse an niveauvoller Belletristik: von russischen Klassikern wie Leo Tolstoi bis zum amerikanischen Pulitzerpreisträger John Updike.

Nach den ersten Kindergeschichten ("Bickbeerauge und Pudelmaus") schrieb Gebhardt einen Familienroman über mehrere Generationen, der zwischen Bremen und Hamburg angesiedelt ist ("Im Chaukenland"). Seitdem folgten vier weitere Romane und eine Reihe von Kurzgeschichten.

Geld verdienen kann die Ärztin mit ihren Büchern nicht. Um die Kosten decken zu können, kurbelt sie bisweilen den Verkauf durch Lesungen in Buchläden und Büchereien an, sagt aber selbst: "Das Selbstvermarkten liegt uns Ärzten nicht so. Und die Hoffnung, einen richtigen Verlag zu finden, der sich um die Vermarktung kümmert, habe ich fast aufgegeben."

Ihre Schreiblust ist dennoch ungebrochen: Der nächste Roman "Germanenkind" ist schon fertig - und weitere werden folgen.

Denn wenn die 62-Jährige in einigen Jahren ihre Kassenzulassung abgibt, wird sie nur noch einige Privatpatienten behandeln und sich noch stärker auf das Schreiben konzentrieren.

Die Ärztin Dr. Petra Gebhardt im Internet: www.dr-petragebhardt.de

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