Eichenprozessionsspinner

Eine haarige Gefahr

Experten warnen: Der Eichenprozessionsspinner breitet sich in Deutschland immer mehr aus. Die Raupen sind giftig und können schwere Reaktionen wie Atemnot und einen allergischen Schock hervorrufen.

Von Peter Körner Veröffentlicht:
Eichen muss man weichen: Wenn Eichenprozessionsspinner den Baum belagern, sollte man einen großen Bogen darum machen.

Eichen muss man weichen: Wenn Eichenprozessionsspinner den Baum belagern, sollte man einen großen Bogen darum machen.

© Bernd Settnik / dpa/ lbn

BRAUNSCHWEIG. Ihre Eltern sind unscheinbare kleine Nachtfalter, doch die Raupen des Eichenprozessionsspinners sind gefährlich.

Klein und pelzig sind die Tiere, aber keineswegs possierlich - ihre feinen Gifthärchen können schwerste Reaktionen von Atemnot bis zum allergischen Schock auslösen.

Und wenn sich die gefräßigen Raupen in langen Kolonnen aus dem bis zu einem Meter langen Gespinst ihrer Nester auf den Weg zum Fressen begeben, dann machen sich nicht nur Waldbesitzer Sorgen um den Eichenbestand.

Die gefährliche Raupe breitet sich in Deutschland immer weiter aus. Insgesamt sind nach Angaben des Julius Kühn-Instituts (JKI) in Braunschweig bereits zwölf Bundesländer betroffen.

"Im vergangenen Jahr wurde erstmalig auch in Sachsen der Eichenprozessionsspinner in den Forsten gesichtet. Im Norden verbreiten sich die Tiere entlang der Elbe Richtung Nordsee", erklärt JKI-Sprecherin Stefanie Hahn. "Wir raten zur frühen Bekämpfung", betont Hahn.

Giftige Haare entstehen im dritten Larvenstadium

Betroffene Landkreise und Waldbesitzer sollten notfalls auch mit Insektiziden früh gegen die Schädlinge vorgehen. "Da sind wir uns mit dem Bundesumweltministerium und dem Bundesinstitut für Risikobewertung einig", betont Hahn.

Das müsse vor dem dritten Larvenstadium geschehen, danach ginge es wegen der giftigen Haare nur noch mit Spezialkräften, erklärt die Sprecherin des für Kulturpflanzen zuständigen Bundesforschungsinstituts. Die zuvor mehr in Süddeutschland heimischen Tiere haben sich auch im Norden rasant vermehrt. Schuld seien der Klimawandel und die vielen warmen Frühjahre, sagen Experten.

Der Einsatz von Pestiziden stößt bei Naturschützern auf wenig Begeisterung. Sie kritisieren, dass dabei auch andere Insekten getötet werden.Zudem könnten Vögel gerade in der Brutphase um ihre Beute gebracht werden.

Doch die Hoffnung auf eine rasche natürliche Regulierung ist bei Experten gering: "Zum jetzigen Zeitpunkt haben die natürlichen Gegenspieler keinen wesentlichen Einfluss mehr auf die Reduzierung der Population des Eichenprozessionsspinners", hat das Bundesumweltministerium im Juni 2012 auf eine entsprechende Anfrage der Grünen im Bundestag geantwortet.

Jede zweite Eiche krank

Mehr als elf Millionen Hektar Wald gibt es in Deutschland, rund zehn Prozent sind mit Eichen bestanden. Die Bäume liefern begehrtes Holz und erzielen derzeit Spitzenpreise - doch sie sind zum Sorgenkind geworden.

Während es dem Wald insgesamt wieder besser geht, vermeldete der jüngste Waldzustandsbericht im Februar bei den Eichen erhebliche Probleme. Jede zweite sei krank und das liege an gefräßigen Raupen.

Außer durch Eichenwickler und Frostspanner komme es zunehmend auch durch den Eichenprozessionsspinner zu Schäden.Wer da auf den langen Winter gesetzt hat, dürfte enttäuscht werden. Das verspätete Frühjahr wird laut JKI kaum Abhilfe schaffen.

"Ein langer Winter wie dieser hat die in den vergangenen Jahren erheblich angewachsene Population kaum schädigen können", meint JKI-Sprecherin Hahn. "Da warten die Raupen halt länger, bis sie das Gelege verlassen können." (dpa)

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