Kampf gegen Fettsucht

Strafsteuer auf Fast Food in Mexiko

Übergewichtige Menschen, wohin das Auge blickt: Das muss ein Ende haben, sagt die mexikanische Politik - und reagiert.

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Teurer Biss in den Burger: In Mexiko sind in Kürze acht Prozent Strafsteuer auf Fast Food fällig.

Teurer Biss in den Burger: In Mexiko sind in Kürze acht Prozent Strafsteuer auf Fast Food fällig.

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MEXIKO-STADT. Mit einer Strafsteuer auf Fast Food will Mexiko der grassierenden Fettsucht im Land begegnen.

Auf Lebensmittel mit mehr als 275 Kalorien je 100 Gramm wird ab Anfang kommenden Jahres eine Steuer von acht Prozent erhoben. Der Kongress verabschiedete am 31. Oktober nach hartem Ringen eine entsprechende Steuerreform.

Mexiko leide an einer "echten Übergewichtsepidemie", sagte Präsident Enrique Peña Nieto wenige Stunden vor der Abstimmung. Er kündigte eine Reihe von Gegenmaßnahmen wie Erziehungsinitiativen, neue Etikettierungsvorschriften und Sportprogramme an.

Fast jeder zehnte Mexikaner ist Diabetiker

Schlechte Ernährung und mangelnde Bewegung haben dazu geführt, dass es mittlerweile in Mexiko prozentual mehr Übergewichtige gibt als in den USA.

Fast jeder zehnte erwachsene Mexikaner in diesem Land leidet an Diabetes. In einer in Paris präsentierten Studie hat die OECD vor drei Jahren die Situation in den sechs Schwellenländern Brasilien, China, Indien, Mexiko, Russland und Südafrika verglichen.

Mexiko liegt dabei vor Südafrika und Brasilien deutlich an der Spitze: 70 Prozent aller Einwohner sind dort übergewichtig.

Experten weisen darauf hin, dass die geografische Nähe die Übernahme der Fast-Food-Kultur der Vereinigten Staaten in Mexiko wesentlich forciert habe.

70.000 Todesfälle pro Jahr infolge von Diabetes

Vertreter mexikanischer Verbraucherschutzorganisationen stellten klar, dass die politische Entscheidung hart erkämpft worden sei. Die Softdrink-Hersteller hätten sich in den vergangenen Wochen heftig gegen die Strafsteuer gewehrt. Deren Einführung sei letzlich ein Sieg über die Industrie-Lobby.

In politischen Diskussionen war immer wieder darauf hingewiesen worden, dass "dick sein" in der mexikanischen Gesellschaft nicht zwingend als ein Makel empfunden wird.

Zugleich wurde problematisiert, dass die höheren Steuern auf Junk Food primär Menschen aus einkommensschwächeren Schichten trifft. Klüger, hieß es, sei es vielmehr, pädagogische Kampagnen gegen Adipositas in Schulen zu initiieren.

Diabetes ist nach Angaben der mexikanischen Diabetes Gesellschaft Ursache für 70.000 Todesfälle pro Jahr. In der öffentlichen Diskussion wird diese Krankheit aber kaum wahrgenommen. Hier seien Krankheiten wie etwa HIV/AIDS weitaus präsenter.

Und beim Sterben stehen ohnehin die Opfer der in Mexiko allgegenwärtigen organisierten Kriminalität permanent im Fokus. (dpa/eb)

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