Dr. Ayham Said

Vom Bürgerkrieg in Syrien in die Idylle

Eine Bombe hat seine Praxis in Damaskus zerstört. Daraufhin siedelte Dr. Ayham Said mit seiner Familie nach Itzehoe über. Dort fühlt er sich wohl - eine Rückkehr schließt er aber nicht aus.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:
Von einer syrischen Universitätsklinik in ein deutsches Klinik-MVZ gewechselt: Dr. Ayham Said.

Von einer syrischen Universitätsklinik in ein deutsches Klinik-MVZ gewechselt: Dr. Ayham Said.

© Schnack

ITZEHOE. Dr. Ayham Said ist Optimist geblieben, trotz allem. Innerhalb von zehn Jahren, so glaubt er, wird er in sein Heimatland Syrien zurückkehren und seine Arbeit wieder aufnehmen können.

Said ist kein politischer Flüchtling wie die 5000 Landsleute, die von Deutschland aufgenommen werden. Said ist deutscher und syrischer Staatsbürger, der in der Hauptstadt Damaskus viel aufgegeben hat.

Er war Chefarzt für Kopf- und Halschirurgie am Universitätsklinikum und hatte zugleich eine Privatpraxis in einem bis vor Kurzem noch vom Bürgerkrieg verschonten Viertel.

Dann traf eine Bombe seine Praxis und Said und seine Familie beschlossen, das Risiko für das eigene Leben nicht länger auf sich zu nehmen. Zusammen mit Frau und Kindern siedelte er nach Deutschland über.

Arbeit im Klinik-MVZ in Itzehoe macht Spaß

Seit Oktober arbeitet der 48-Jährige als angestellter Arzt in einem Klinik-MVZ in Itzehoe. Hier behandelt er Erkrankungen der Mundhöhle, des Rachenraumes und des Kehlkopfes.

Er diagnostiziert Tinnitus und Erkrankungen der Nasennebenhöhlen, macht HNO-chirurgische und ästhetische Operationen. Die Arbeit mache ihm Spaß, Kollegen und Patienten seien freundlich, versichert er in fließendem Deutsch.

Seine Weiterbildung absolvierte er in Hamburg, wo er in den neunziger Jahren HNO-Arzt und plastischer Chirurg wurde. 2001 ging er zurück nach Syrien und machte Karriere.

Fragt man ihn nach den Zuständen in dem vom Bürgerkrieg gekennzeichneten Land, berichtet er nur wenig - er lebte in privilegierten Verhältnissen, in denen er nicht ständig mit dem Bürgerkrieg konfrontiert war und weitgehend ungestört seiner Arbeit nachgehen konnte.

"Bei uns war es ruhig, ich persönlich war sehr zufrieden", versichert er. Die Rahmenbedingungen in der Hauptstadt waren für den Arzt in seiner letzten Position sehr gut, Said berichtet von einem Steuerhöchstsatz von 18 Prozent.

Dubai ist eine Alternative

Politisch mag er sich nicht zu den Auseinandersetzungen äußern. "Wir brauchen wieder stabile Verhältnisse", sagt er nur. Wie und unter wem diese zu erreichen sind, dafür hat er genauso wie die Politik kein Patentrezept: "Es ist schwer zu sagen, wer Recht hat."

Die politische Diskussion in Deutschland, ob die Aufnahme von 5000 Flüchtlingen angemessen ist, hat er nur am Rande verfolgt. Er verweist auf andere europäische Länder, die deutlich weniger Menschen aufnehmen als Deutschland.

Fest steht für ihn dagegen, dass er und seine Familie sich derzeit in Itzehoe wohlfühlen. Nach seinem Entschluss zur Ausreise hatte Said zunächst überlegt, in der Region zu bleiben.

Doch die Verhältnisse in Jordanien, im Libanon, im Irak und auch in der Türkei erschienen ihm nicht sicher genug für einen langfristigen Verbleib.

"Als Alternative zu Deutschland blieb nur Dubai, aber dort ist es zu heiß", sagt Said unter Hinweis auf Temperaturen von bis zu 50 Grad Celsius.

In Damaskus dagegen, schwärmt der Immigrant bei einem Blick in den verregneten Novemberhimmel über Itzehoe, hätte man gut auszuhaltende 35 bis 40 Grad im Sommer und moderate Temperaturen im Winter.

Noch hofft er, dass er diese Temperaturen in einigen Jahren wieder genießen kann.

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