Tansania

Kampf gegen Malaria mittels SMS

Der Welt-Malaria-Tag am 25. April würdigt den Kampf gegen die Tropenkrankheit - wie der in Tansania. Dort haben Novartis und Vodafone ein SMS-Bestellsystem für Arzneimittel gegen Malaria etabliert.

Helmut LaschetVon Helmut Laschet Veröffentlicht:
Mit Medikamenten gegen Malaria gut ausgestattet: Apothekerin in Kisumu in der Lake Victoria Region, Kenia.

Mit Medikamenten gegen Malaria gut ausgestattet: Apothekerin in Kisumu in der Lake Victoria Region, Kenia.

© Novartis

NEU-ISENBURG. "Nur eine Pille, die eingenommen wird, kann helfen." Diese simple Erkenntnis des ehemaligen Novartis-Chefs Daniel Vasella ist in Tansania und anderen unterentwickelten Ländern aber alles andere als banal. Der wunde Punkt ist die Logistik.

Eine der größten Herausforderungen in Ländern der Dritten Welt bleibt die Distribution. Beispiel Tansania: Das Land ist zweieinhalb Mal so groß wie Deutschland, zerklüftet und verfügt nur über wenige Asphaltstraßen. Schotterpisten und Feldwege, die während der Regenzeit (fast) unpassierbar sind, sind die Regel.

Wie entstehen Engpässe?

2008 schickte Novartis Peter Büsch von der Gobal IT nach Tansania, um das Distributionssystem zu analysieren und nach Abhilfe zu suchen. Als große Schwachstelle des Systems erwies sich sein hierarchischer Aufbau: Tansanias Gesundheitssystem gliedert sich in sieben Districte, jeweils geführt von einem District Medical Officer.

Dieser ordert aus dem Zentrallager in Daressalam jeweils für seinen District die notwendigen Medikamente und verteilt diese entsprechend den Bestellungen an Unterdistrikte. Von dort aus werden Arzneimittel an die Apotheken, Dukaladawas genannt, weiter verteilt. Wobei jeder District und Unterdistrict für sich arbeitet - ein Austausch auf regionaler Ebene findet nicht statt.

Was dazu führt, das Bestellungen die gesamte Hierarchieleiter durchlaufen - und Lieferungen nur über den meist maximalen Weg vom Zentrallager in die Peripherie erfolgen.

Verschärfend kam hinzu: Die Buchhaltung funktionierte nicht. Aus ihr gingen nicht die tatsächlichen Lagerbestände der Dukaladawas hervor. Die Folge: Engpässe wurden erst bemerkt, wenn sie eingetreten waren - angesichts wochen- oder bei Regenzeiten monatelanger Lieferfristen bedeutet das Nichtversorgung.

Verschärfend wirkte sich der Bestell-Rhythmus aus: Die Anforderungen an den District-Officer aus den Apotheken erfolgten monatlich, die des District Officers an das Zentrallager quartalsweise. Auf diese Weise verlängern Buchhaltungsprobleme die Unterversorgung.

Gleichwohl konnte für Tansania als Modell-Region in Afrika eine Lösung gefunden werden: Ein wichtiges Element war dabei die Etablierung eines aussagefähigen und korrekten Buch- und Lagerhaltungssystems in den Dukaladawas und Distrikt-Arzneimittellagern.

Die District Medical Officer wurden zentral in Daressalam geschult, für die Dukaladawas wurde ein Lernprogramm mit Hilfe von Plakaten in den jeweiligen Regionen entwickelt und umgesetzt.

Nahezu flächendeckendes Mobilfunknetz

Die zweite Voraussetzung war dadurch gegeben, dass der technische Fortschritt auch in Afrika Einzug gehalten hat: die Mobilfunk-Telefonie. Tansania und viele andere afrikanische Länder verfügen inzwischen über ein nahezu flächendeckendes Mobilfunknetz - und fast jeder Mensch dort ist Besitzer eines Mobiltelefons, das mit Prepaid-Karten arbeitet.

Gemeinsam mit Vodafone und IBM entwickelte Novartis nun ein Bestellsystem, das via SMS von den Dukaladawas an die District Medical Officer funktioniert.

Damit dies auch korrekt gehandhabt wird, wurden Incentives für die Dukaladawas entwickelt: Für jede korrekte Bestell-SMS werden die Kosten dieser SMS gutgeschrieben und es gibt einen zusätzlichen Bonus in Form zweier weiterer SMS.

Korrekte Buchhaltung in der Peripherie und frühe Kommunikation verschaffen dem District Medical Officer Transparenz über die Versorgungslage und mögliche Engpässe, die er allerdings vermeiden kann, indem er zunächst auf Reserven in seiner Region zurückgreift. Das verkürzt die Transportwege und -zeiten.

Das Prinzip des von Novartis seit 2008 entwickelten Lagerhaltungs- und Bestellsystems wird inzwischen auf andere Länder und auch auf andere lebenswichtige Arzneimittel ausgeweitet.

Die zuverlässige Distribution solcher Medikamente in unterentwickelten Regionen ist fester Bestandteil der Strategie des Unternehmens, wie aus dem aktuellen Geschäftsbericht hervorgeht.

Fatalismus ist nicht gerechtfertigt

Die Bekämpfung von Malaria mit modernen und wirksamen Arzneimitteln nimmt dabei eine besondere Stellung ein. Das ist auch in einem armen Kontinent wie Afrika nicht aussichtslos: In den vergangenen zehn Jahren verzeichneten viele Teile Afrikas ein hohes Wirtschaftswachstum, das zur Bildung einer Mittelschicht führte, die es sich leisten kann, Arzneimittel auch privat zu kaufen.

Schätzungen zufolge werden in diesen Ländern jährlich etwa 625 Millionen Malaria-Therapien über den Privatsektor finanziert, so der Novartis-Geschäftsbericht 2012. Diese bestünden allerdings überwiegend aus überholten oder minderwertigen Medikamenten.

Um Versorgung mit qualitativ hochwertigen ACT-Präparaten sicherzustellen, bietet Novartis Coartem® und Coartem Dispersible® für Kinder zu differenzierten Preisen an.

Darüber hinaus arbeitet Novartis seit über zehn Jahren mit den öffentlichen Gesundheitssystemen in Entwicklungsländern zusammen und bietet ihnen Coartem® zum Selbstkostenpreis an.

Bis 2012 wurden insgesamt über 500 Millionen Malaria-Behandlungseinheiten in mehr als 60 Länder geliefert, allein 2012 waren es fast 100 Millionen Therapieeinheiten in einem Wert von 282 Millionen US-Dollar.

"Es ist das langfristige Ziel von Novartis, zur Eliminierung von Malaria beizutragen", so Linus Igwemezie, der die Malaria-Initiative von Novartis leitet.

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