Ebola-Kostüm

Virus mit niedlichen Knopfaugen?

Die Ebola-Epidemie hält einige nicht von der Geschäftemacherei mit dem Virus ab. Vor der Halloween-Nacht am 31. Oktober sorgen Ebola-Kostüme und -Spielzeug vor allem in den USA für Wirbel.

Veröffentlicht:
Passend zu Halloween werden übers Internet Ebola-Kostüme angeboten.

Passend zu Halloween werden übers Internet Ebola-Kostüme angeboten.

© dpa

NEW YORK. Es ist braun, mit einem langen Hals, niedlichen Knopfaugen - und es hat die Form eines Ebola-Virus: Als "Tyrannosaurus Rex der Mikroben" bewirbt die amerikanische Spielzeugfirma Giant Microbes das Plüschspielzeug und verkauft es in den USA für 9,95 Dollar (etwa acht Euro).

Eine größere 60-Zentimeter-Version kostet bereeits das Dreifache. Beides war kurz vor Halloween, dem Fest, das mit dem Schrecken spielt, rasch ausverkauft.

"Wir haben das Ebola-Stoffteil seit Jahren im Programm, aber jetzt wollen es viele", sagte eine Sprecherin der britischen Vertretung der Firma der BBC. "In den letzten Monaten haben wir Tausende verkauft."

Schutzanzug als Kostüm

Kurz vor dem in den USA besonders beliebten Halloween-Fest preist eine andere Firma auch einen Ebola-Schutzanzug als Kostüm an.

Für knapp 80 Dollar bekommt man einen weißen Plastikanzug mit aufgedrucktem Ebola-Warnhinweis, blaue Latex-Handschuhe, Atemmaske, Schutzbrille und einen Gesichtsschutz.

"Das wird mit Sicherheit das viralste Kostüm des Jahres", wirbt das Unternehmen. "Damit bist du auf jeden Fall vorbereitet, wenn es auf deiner Halloween-Party einen Ausbruch gibt."

"Ebola ist nicht lustig"

Fast 5000 Menschen sind nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO seit dem Ausbruch der aktuellen Ebola-Epidemie in Westafrika schon an der Krankheit gestorben.

Die Lage ist bitterernst und noch nicht unter Kontrolle, die WHO sagt zahlreiche weitere Ansteckungen voraus. Auch in den USA ist bereits ein Patient an Ebola gestorben.

Sind Virus-Stofftiere und Ebola-Kostüme vor diesem Hintergrund völlig geschmacklos und ein Ausdruck ignoranter Geschäftemacherei? Oder selbstironisch? In den USA wird das derzeit heiß diskutiert.

Der Ebola-Schutzanzug sei das "schlimmste Halloween-Kostüm", kommentierte der "Atlantic" und auch im Internet machen zahlreiche Menschen ihrem Ärger über solche Angebote Luft.

"Wenn deine Halloween-Kostümidee mit Ebola zu tun hat - lass es", schrieb ein Nutzer bei Twitter. Ein anderer kommentierte: "Ebola ist nicht lustig und genau so wenig sind es Ebola-Schutzanzüge als Kostüme."

Hersteller verteidigen sich

Auch Kathrin Getek Soltis, Ethik-Professorin an der Villanova Universität in Pennsylvania, findet Ebola-Kostüme "verstörend", wie sie dem "Time"-Magazin sagte.

"Sie ermöglichen den Menschen, weit von der Situation entfernt zu bleiben, und sich das menschliche Leid, das passiert, gar nicht vorzustellen."

Die Boulevard-Zeitung "New York Post" hingegen sieht das ganz anders. "Warum es OK ist, an Halloween ein Ebola-Kostüm zu tragen", übertitelte sie einen Kommentar.

"Wenn wir uns über Ebola lustigmachen, machen wir uns doch nur über uns selbst lustig", schrieb Autor Kyle Smith.

"Die Menschen machen Witze über Ebola, weil es eine Quelle der Angst ist. (...) Da wir alle sterben, machen wir uns nur über unsere Angst vor dem Tod lustig, wenn wir uns über Ebola lustig machen. (...) Also trage ein Ebola-Kostüm, wenn du willst. Halloween soll ein Feiertag ohne politische Korrektheit sein."

Auch die Hersteller verteidigen sich. "Es ist Halloween, es ist ein Tag, wenn die Menschen da so ernst mit umgehen, wissen sie nicht, worum es bei Halloween geht", sagt der Chef der Ebola-Schutzanzug-Verkäufer von BrandsOnSale.

Und die Ebola-Plüschtiere seien doch "lehrreich und kein Spielzeug", sagt die Sprecherin von Giant Microbes. Vor allem Schüler und Studenten würden sie kaufen.

Zahlreiche Kostüm-Läden in den Vereinigten Staaten haben sich trotzdem komplett gegen Ebola-Angebote entschieden - wie zum Beispiel die beliebte Kette Ricky's in New York.

Schon der Gedanke an ein solches Halloween-Kostüm, so sagte eine Verkäuferin dem "Atlantic", enttäusche sie. (dpa)

Mehr zum Thema

Interview

Diakonie-Präsident Schuch: Ohne Pflege zu Hause kollabiert das System

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Ambulantisierung

90 zusätzliche OPS-Codes für Hybrid-DRG vereinbart

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“

Interview

Diakonie-Präsident Schuch: Ohne Pflege zu Hause kollabiert das System

Lesetipps
Der Patient wird auf eine C287Y-Mutation im HFE-Gen untersucht. Das Ergebnis, eine homozygote Mutation, bestätigt die Verdachtsdiagnose: Der Patient leidet an einer Hämochromatose.

© hh5800 / Getty Images / iStock

Häufige Erbkrankheit übersehen

Bei dieser „rheumatoiden Arthritis“ mussten DMARD versagen