FC Bayern

Mannschaftsärzte schmeißen hin

Paukenschlag beim FC Bayern München: Die medizinische Abteilung um den renommierten Arzt Dr. Müller-Wohlfahrt wirft beim deutschen Fußball-Rekordmeister das Handtuch - offenbar wegen Querelen mit Star-Trainer Pep Guardiola. Der äußert sich nicht im Detail. Der Verein versucht, das Thema schnell abzuhaken.

Veröffentlicht:
Im Einsatz: Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt (rechts), Mannschaftsarzt der deutschen Nationalmannschaft und bis Donnerstag auch beim FC Bayern München. Jezt kam es zum Bruch mit dem Verein.

Im Einsatz: Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt (rechts), Mannschaftsarzt der deutschen Nationalmannschaft und bis Donnerstag auch beim FC Bayern München. Jezt kam es zum Bruch mit dem Verein.

© picture alliance / CITYPRESS 24

MÜNCHEN. Pep Guardiola hielt sich nach dem Zerwürfnis von Club-Ikone Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt mit dem FC Bayern vornehm zurück. Von einem Machtkampf wollte der spanische Starcoach am turbulenten Tag nach dem einschneidenden Schritt des Vereinsarztes nichts wissen.

„Es war seine Entscheidung. Ich habe großen Respekt, ich kann diese Entscheidung nur respektieren“, erklärte der Bayern-Trainer in einer Stellungnahme. Gar nichts sei zwischen ihm und dem Arzt passiert.

Vielmehr sagte Guardiola, der dem Eingangsstatement des Vereins mit Dank an den Mediziner mit regloser Miene lauschte, zur brisanten Personalie nicht.

Der Abgang mit Knalleffekt, für den der Vereinsarzt mit seinem Rücktritt nach fast vier Jahrzehnten am Vorabend gesorgt hatte, barg aber auch so genug Brisanz in sich.

Bittere 1:3-Pleite im CL-Hinspiel

Der Mediziner beendete inmitten der Nachwehen des ernüchternden 1:3 in Porto eine Ära, in der die Spieler anfänglich noch Gerd Müller und Uli Hoeneß hießen und in der er knapp zwei Dutzend Trainerwechsel erlebte.

„Ich will noch nichts sagen, es ist noch zu früh. Ich werde mich noch äußern, aber nicht heute“, sagte Müller-Wohlfahrt am Morgen nach seinem via Pressemitteilung verkündeten Abschied.

„Aus uns unerklärlichen Gründen“ sei die medizinische Abteilung für die Niederlage in Porto „hauptverantwortlich gemacht“ worden, hieß es in der Mitteilung.

Man sehe das für eine erfolgreiche medizinische Arbeit notwendige Vertrauensverhältnis nachhaltig beschädigt. Müller-Wohlfahrt verabschiedete sich mit seinem Stab, in dem auch Sohn Kilian arbeitete.

Vorübergehend übernimmt Dr. Volker Braun

Spekuliert wurde auch über drohende Rücktritte aus dem Kreis der Physiotherapeuten. Recht sachlich reagierte der Club via Pressemitteilung auf den Schritt des langjährigen Vereinsarztes. Nachfolger wird zunächst Dr. Volker Braun, Arzt der zweiten Mannschaft.

An seinen persönlichen Zukunftsplänen würden die Vorkommnisse dieser Woche nichts ändern, sagte Guardiola. „Ich bin sehr zufrieden“, so der Trainer, der einen Vertrag bis 2016 hat. „Ich will nächstes Jahr hier bleiben.“

Vor zwei Wochen sprach er noch von seiner schwierigsten Phase als Bayern-Trainer, nun muss er die Unruhe nach dem Arztwechsel moderieren. Pikant dabei: Die Bayern-Stars vertrauen „Mull“ weiter, dürften „den Doc“ weiter in seiner Praxis im Herzen der Stadt aufsuchen.

Hinter den Kulissen schon länger Ärger

Das Verhältnis zwischen Guardiola und Müller-Wohlfahrt war schon lange weit mehr als nur angespannt. Vor allem bei der Behandlung des über ein Jahr verletzten Spaniers Thiago gab es hinter den Kulissen mächtig Ärger - allen Beteuerungen von Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge und Sportvorstand Matthias Sammer zum Trotz.

Spekuliert wurde in Medien, dass es vor dem Rücktritt von Müller-Wohlfahrt zu einer Diskussion mit Rummenigge gekommen sein soll. Bestätigt oder dementiert wurde das bei der Pressekonferenz am Freitag nicht, weitere Fragen wurden nicht zugelassen.

Hoch im Kurs steht der von Stars und Sternchen aus allen Bereichen gerne aufgesuchte Müller-Wohlfahrt auch nach dem überraschenden Schritt in München weiter beim DFB. Joachim Löw setzt total auf den 72-Jährigen.

Der Bundestrainer gibt seiner medizinischen Abteilung auch einen hohen Anteil am WM-Titel. Torwart Manuel Neuer und Kapitän Philipp Lahm - beide vom FC Bayern - wurden punktgenau zum ersten WM-Spiel in Brasilien fit.

Das Risiko der Nominierung der lange verletzten Mittelfeldstrategen Bastian Schweinsteiger (FC Bayern) und Sami Khedira (Real Madrid) zahlte sich auf dem Weg zum Weltmeisterschaftstriumph aus.

Schon einmal gab es ein Comeback von Müller-Wohlfahrt bei FC Bayern. Nach Ärger in der kurzen Amtszeit von Jürgen Klinsmann verließ der Sportmediziner vorübergehend den Verein, am Tag nach der spektakulären Trennung vom ehemaligen Bundestrainer kehrte Müller-Wohlfahrt umgehend in das Amt des Teamarztes zurück.

Damals übernahm auch Uli Hoeneß eine führende Rolle. Es wäre interessant zu wissen, wie der ehemalige Bayern-Präsident über die Causa von heute denkt. Eine Rückkehr des Arztes ist aber erst einmal ausgeschlossen. (dpa)

Schlagworte:
Mehr zum Thema

Weit weg von WHO-Zielen

hkk-Daten zeigen laue HPV-Impfquoten

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Weniger Rezidive

Hustenstiller lindert Agitation bei Alzheimer

Lesetipps
Ulrike Elsner

© Rolf Schulten

Interview

vdek-Chefin Elsner: „Es werden munter weiter Lasten auf die GKV verlagert!“

KBV-Chef Dr. Andreas Gassen forderte am Mittwoch beim Gesundheitskongress des Westens unter anderem, die dringend notwendige Entbudgetierung der niedergelassenen Haus- und Fachärzte müsse von einer „intelligenten“ Gebührenordnung flankiert werden.

© WISO/Schmidt-Dominé

Gesundheitskongress des Westens

KBV-Chef Gassen fordert: Vergütungsreform muss die Patienten einbeziehen